Das Tegernseer Schloss steht im Mittelpunkt der Austragungsorte der Tegernseer Woche 2024. Foto: Der Tegernsee, Thomas Plettenberg

Veranstaltungsreihe am Tegernsee

Am 26. September ist es so weit: Die Tegernseer Woche für Kultur und Brauchtum bereichert zum 51. Mal das Kulturleben am Tegernsee. Das umfangreiche Programm reicht von Klassikern wie der beliebten Schlossführung über große Oratorienkonzerte bis zu musikalischen Lesungen sowie Kunst und Geschichte aus unterschiedlichen Stilrichtungen und Epochen.

Ein Kerngedanke der Tegernseer Woche ist es von Beginn an, scheinbar bekannte Orte durch die Kultur aufs Neue zu entdecken. So gibt es Orte, die überhaupt nur innerhalb der Tegernseer Woche für die Öffentlichkeit zugänglich sind, und andere, die durch die Kultur- und Brauchtumswoche in neuem Licht und Zauber entdeckt werden wollen. Der „Mythos Tegernsee“ und seine Strahlkraft stehen im Mittelpunkt des diesjährigen Programmes, das dem Jubiläumsprogramm von 2023 in nichts nachsteht. Schon der 14. August war bei vielen Menschen rot im Kalender angestrichen: Der Startschuss zum Kartenvorverkauf, denn viele der Veranstaltungen sind sehr begehrt und die Kartenzahl begrenzt.

Skulpturen im öffentlichen Raum stimmen auf die Tegernseer Kunstausstellung ein. Foto: IW

Bereits am Freitag, dem 13. September, wird im Alten Schalthaus die Tegernseer Kunstausstellung im Rahmen der Tegernseer Woche 2024 eröffnet. Sie findet bereits zum 74. Mal statt. Als Hinweis darauf stehen bereits seit einigen Tagen zahlreiche Skulpturen im Kurgarten und an der Länd. Die Werkschau heimischer Künstler in den Bereichen Malerei, Skulptur, Grafik und Fotografie ist dann bis zum 29. September zu sehen. Der eigentliche Startschuss zur Tegernseer Woche fällt am 26. September mit dem großen Auftaktabend. Hinter dem Programmtitel „Iazt ziagt da Herbst ins Land“ verbirgt sich ein bunter Abend mit Musikanten und Sängern aus dem bayerischen Oberland und Österreich.

Tegernseer Schloss im Mittelpunkt der Reihe

Der markanteste und zugleich geschichtsträchtigste Ort Tegernsees ist das ehemalige Kloster und heutige Schloss Tegernsee und seit über 200 Jahren in Familienbesitz der Wittelsbacher. Nicht alle Räume sind öffentlich zugänglich. Kein Wunder, dass zu den beliebtesten Veranstaltungen der Reihe seit Jahren die Führung durch die Herzoglichen Räume im Schloss Tegernsee durch I.K.H. Anna in Bayern gehört. Sie findet am 27. September statt und es dürften sich insbesondere diejenigen freuen, die den 14. August vorgemerkt hatten – alle drei Führungen sind bereits ausverkauft. Traditionell und nur zur Tegernseer Woche gibt es auch die Führung durch das Herzogliche Brauhaus, die am 5. Oktober stattfindet und ebenfalls bereits ausverkauft ist.

Geschichte im Taschenlampenkegel

Geschichte erleben – im Museum Tegernseer Tal. Foto: Der Tegernsee, Thomas Plettenberg

Für die Kinder hat das vielseitige Programm etwas Besonders parat: Unter dem Motto „Wirf ein Licht darauf – Entdeckungen aus der Geschichte“ bietet das Museum Tegernseer Tal am 27. September eine Taschenlampenführung für Kinder und Familien. Im Schein der Lichtkegel wird die Geschichte des Klosters und der Mönche am Tegernsee wieder lebendig – ein Highlight des Vorjahres, das auch dieses Jahr wieder viele Kinder ins Museum locken dürfte.

Grete Jehly-Gulbransson war eine schillernde Persönlichkeit und zweite Frau des norwegischen Künstlers. Foto: Archiv Tegernseer Woche

Auch die Kunst kommt während der Tegernseer Woche nicht zu kurz. Am 27. September gibt es eine Kuratorenführung mit dem Vorsitzenden der Olaf Gulbransson Gesellschaft, Michael Beck, durch die Sonderausstellung „Christian Rohlfs. Ein Weg in die Abstraktion“. Sonja Still führt am 4. Oktober durch die Dauerausstellung des norwegischen Künstlers und Namensgebers im Olaf Gulbransson Museum. Am selben Abend gibt es eine musikalische Lesung mit der Kulturjournalistin und Matthias Hars-Gulbransson: „Der grüne Vogel des Äthers“. Sonja Still liest Texte von Gulbranssons zweiter Ehefrau Grete Jehly-Gulbransson.

Kultur in allen Facetten bei der Tegernseer Woche 2024

Welche Strahlkraft und Wirkung der Tegernsee, seine Geschichte und die darin lebenden Persönlichkeiten auf ein gegenwärtiges Bayernbild haben, steht im Mittelpunkt von Führungen mit Dr. Roland Götz. Dem „Mythos Tegernsee“ geht er am 28. September im Museum Tegernseer Tal anhand der Frage nach: Warum viele meinen, dass ganz Bayern so aussieht wie das Tegernseer Tal? Er beleuchtet dabei verschiedene Aspekte der Heimat – vom Landschaftsbild bis zum Tegernseer Trachtenanzug. Am 1. Oktober gibt es mit dem Tegernseer Kirchenhistoriker außerdem eine Fahrt nach Freising mit Führung über den Freisinger Domberg.

Das Ludwig-Thoma-Haus auf der Tuften ist wieder zugänglich. Foto: Der Tegernsee

Zu den wichtigen Literaten am Tegernsee zählte Ludwig Thoma. Er liebte seine Wahlheimat und ließ sich von seinem Freund Ignaz Taschner sein „Haus auf der Tuften“ planen und bauen. „Dass das Ludwig-Thoma-Haus wieder für die Öffentlichkeit zugänglich ist“, so Johannes Hagen, erster Bürgermeister der Stadt Tegernsee, „macht uns sehr glücklich“. Das Haus sei nicht nur ein besonderer Ort, sondern auch eine Zeitkapsel. Am 2. Oktober führt Birgit Halmbacher nach dem Zitat des Heimatdichters „Um mich ist Heimat“ durch das wiedereröffnete Haus auf der Tuften. Am 5. Oktober wird es mit einer musikalischen Lesung und Hommage an den bayerischen Dichter Oskar Maria Graf „bespielt“.

Barocke Festmusik wiederentdeckt

Einen breiten Raum nimmt auch dieses Jahr die Musik im Veranstaltungsprogramm ein. Am Dreifaltigkeitstag, dem 28. September, wird erstmals seit 1746 die zum damaligen Anlass von 1.000 Jahren Benediktinerabtei Tegernsee komponierte „Missa solemnis“ wiederaufgeführt. Zu den Hauptteilen erklingt nun erstmalig auch das anlässlich des Jubiläums komponierte „Tegernseer Te Deum“ – unter der Leitung von Dr. Sixtus Lampl, der die barocken Musikschätze wiederentdeckte.

4 Horizonte, 4 Instrumente, 16 Saiten – das ADELPHI Quartett. Foto: Roland Unger

Unter dem Motto „So klingt’s bei uns am Tegernsee“ gibt es am 29. September ein Konzert der Blaskapelle Tegernsee am Musikpavillon im Kurgarten. Am selben Abend stehen beim Podium für Junge Solisten mit dem „Adelphi Quartett“ vier Saitenmusiker aus Belgien, Spanien, England und Deutschland auf der Bühne. Ein großes Oratorienkonzert verspricht am 2. Oktober einen seltenen Musikgenuss: Giacomo Puccinis „Messa die Glori“ wird zum 100. Todestag des Komponisten aufgeführt. Außerdem erklingt Wolfgang Amadeus Mozarts Sinfonie in C-Dur „Jupiter“ KV 551. Unter der Leitung von Sebastian Schober werden die beiden Werke in der St. Antonius Kirche in Bad Wiessee aufgeführt. Am Nachmittag des 3. Oktober lädt der Liederkranz Tegernsee zusammen mit der Solistin Bettina Schoeller und Timm Tzschaschel am Flügel zum Mitsingen bekannter und beliebter Melodien in den Barocksaal ein.

Summa cum Gaudae zu Gast bei der Tegernseer Woche 2024. Foto: Summa cum Gaudae

Das Schlosshofkonzert mit dem Ensemble Summa cum Gaudae am 3. Oktober lädt zu einem spätsommerlichen Musikgenuss und besonderen Abend in den Innenhof des Tegernseer Schlosses ein. Werke großer Komponisten, die mit vier Blechinstrumenten kaum vorstellbar erscheinen, groovige Arrangements aus der Jazz- und Popmusik und Eigenkompositionen sind der musikalische Inhalt des Ensembles, mit dem die Musiker ihre Gäste in wunderbare Klangwelten entführen.

Seekonzert zum Abschluss

Das Ensemble Aluna aus Südtirol spielt ein Konzert mitten auf dem Tegernsee. Foto: Aluna

Ein Festgottesdienst zum Erntedank und das Konzert des Ensemble Aluna an Bord der Tegernseer Seenschifffahrt bilden am 6. Oktober den festlichen Abschluss der Reihe. Die Südtiroler Musiker lassen die Hoffnung erklingen, dass die Musik Seele, Denken und Vorstellungskraft des Menschen beflügelt. Mit diesem besonderen Musikgenuss rückt noch einmal ein Ort in den Mittelpunkt, ohne den alles nichts wäre: der Tegernsee. Und während die Klänge über die Wellen des Sees davongetragen werden, neigt sich die Tegernseer Woche ihrem Ende entgegen.