Was macht der Boandlkramer im Casino?
Hervorragende Darstellung von Andreas Kern und Hanno Sollacher. Foto: Ines Wagner
Tegernseer Volkstheater in Bad Wiessee
Was macht der „Brandner Kaspar“, das bayrische Idol, in der Spielbank Bad Wiessee? Er gewinnt Lebensjahre im Kartenspiel gegen den Tod. Dem abwechslungsreichen Ringen um mehr Zeit auf dieser Welt folgte das zahlreiche Publikum in einer erfrischenden Inszenierung des Tegernseer Volkstheaters.
Die ursprüngliche Geschichte des Brandner Kaspars stammt von Franz Kobell und wurde 1871 in den „Fliegenden Blättern“ in oberbayrischer Mundart veröffentlicht. Daraus entstanden verschiedene Theaterfassungen und Hörspiele, die sich bis heute großer Beliebtheit erfreuen. Seit 2008 kann man den Brandner Kaspar sogar im Film bewundern.
Was macht den Reiz der einfachen Geschichte aus? Woran liegt es, dass dieses Stück immer noch so viele Menschen in den Bann zieht? Das Tegernseer Volkstheater feiert dieses Jahr sein 120-jähriges Bestehen. Die Geschichte des Brandner Kaspars auf der Waldbühne stellte einen der Höhepunkte des Jubiläumsjahres dar.
Andreas Kern als „Boanlkramer“ Foto: Ines Wagner
Andreas Kern, der Leiter des Tegernseer Volkstheaters, näherte sich in der Inszenierung der Geschichte wie immer an die örtlichen Begebenheiten an und verkörperte auch die Rolle des „Boandlkramer.“ Den Tod, der einfach nicht loszuwerden ist, spielte er facettenreich und eindringlich.
Die Geschichte des Stückes ist schnell erzählt. Der Brandner Kaspar ist eigentlich fällig. Sein Ablaufdatum erscheint in der Liste des Todes, der ihn daraufhin aufsucht. Wie so viele andere will der Brandner Kaspar aber nicht sterben und bringt den Tod mit viel Schnaps dazu, ihm weitere dreißig Jahre auf dieser Erde zu gewähren.
Die Beziehung zum unvermeidlichen Tod
Die Annäherung der beiden Figuren ist wohl das Herzstück des Abends. Brandner, hervorragend dargestellt von Hanno Sollacher, bringt den Sensenmann letztendlich dazu, ihn zu beschützen. Der für den Tod zuständige muss in jeder riskanten Situation verhindern, dass Brandner stirbt, da er ihm ja ein Leben in Gesundheit bis zu seinem 90er versprochen hatte. Die beiden umkreisen einander, treten in Beziehung, weil sie einander nicht loswerden können. Eine großartige Darstellung von den beiden Hauptdarstellern.
Hanno Sollacher überzeugend als Brandner Kaspar. Foto: Ines Wagner
Nach drei Jahren überstürzen sich die Ereignisse. Brandner’s geliebte Ziehtochter, dargestellt von Nicola Bendelin Anderl, stirbt durch die Hörner eines Stiers, dem Brandner mit Hilfe des „Boandlkramers“ wiederum entkommen konnte. Sie muss ihren Verlobten Anderl (Felix Holzapfel) zurücklassen und schon fliegt im Vorzimmer zum Paradies auf, dass da unten noch einer lebt, der schon tot sein sollte.
Der himmlische zweite Teil
Den kompletten zweiten Teil des Stückes erleben wir also im Himmel. Dort, wo die heilige Notburga zu Hause ist, hinreißend gespielt von Barbara Kutzer Thekla. Wie einige leicht bekleidete Engelchen, die mit ihren kurzweiligen Auftritten für Heiterkeit sorgen und auch noch richtig gut singen können. Gearbeitet wird viel im Vorraum des Himmels, allerdings weder friedlich noch einträchtig.
Die Jungs der Münchener A Capella Gruppe „Voice-break“ betören als Engel. Foto: Ines Wagner
Der heilige Portner (Peter Fritsch) und sein Kollege Benno, der Schutzpatron Bayerns (Nico Foltin), müssen sich nämlich mit einem Vorgesetzten aus Preußen abmühen, der den klassischen preußischen Stereotyp abgibt. Korrekt, amtsbeflissen und herrisch macht er daher den Bayern das Leben schwer. Aber genau wie der Brandner Kaspar den Tod für eine Weile überlisten kann, gelingt das den bayrischen Himmelsdienern auch mit ihrem preußischen Gegenspieler.
Und so gibt es dann natürlich auch ein glückliches Ende. Brandner Kaspar lässt sich zu einem Probebesuch im Himmel überreden und bleibt schließlich dort, wo er schon Jahre zuvor hätte sein sollen.
Applaus für die Darsteller des Tegernseer Volkstheaters. Foto: Ines Wagner
Die engagierten Darsteller des Tegernseer Volkstheaters freuten sich indes über den anhaltenden Applaus am Ende des Stückes. Mit der Waldbühne der Spielbank in Bad Wiessee hatten sie einen würdigen Schauplatz für ihre heitere Inszenierung des Klassikers gefunden. Die lila gestrichenen Wände des Gebäudes boten einen schmeichelnden Hintergrund für das einfache, wirkungsvolle Bühnenbild. Bei so vielen Engeln im Spiel musste sich das Wetter fügen und auch aufgrund der von den Besuchern mitgebrachten Decken mussten nur die halbnackten Engel auf der Bühne frieren. Es wurde folglich viel geschmunzelt und immer wieder mal gelacht an diesem Abend. Und vielleicht lernte der eine oder andere auch etwas über die tiefe, unergründliche, humorvolle bayrische Seele.