Theater im Himmel Hallelujah Fools

„Hallelujah!“ – ein Theater im Himmel

Das FLTB Fools-Ensemble spielt die himmlische Komödie „Hallelujah!“. Foto: Selina Benda

Theaterpremiere in Holzkirchen

Wer kommt in den Himmel und wer nicht? Dieser Frage widmet sich die Komödie „Hallelujah!“ des FLTB Fools-Ensembles auf herausragend humorvolle Art und Weise. Erpressung, Vertuschung und rohe Gewalt herrschen im Niemandsland vor den Toren des Himmels und bringen damit das irdische Bild der ewigen Erlösung ins Wanken.

Ein auf wenige Requisiten reduziertes Bühnenbild überrascht das Publikum im Fools-Theater des KULTUR im Oberbräu zur Premiere des Stücks aus der Feder von Gerhard Loew. Das Ensemble ist seit 2018 Teil des Freien Landestheater Bayern (FLTB).

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Eine Parkbank, ein Baum, eine Säule, ein Stuhl mit einem Telefon darauf sowie ein Karren mit einem Träger Bier und verschiedenen anderen Alkoholika zieren die Bühne des Fools. Alkohol im Himmel? Ja aber sicher doch, denn vor den Toren der Heiligkeit herrschen weder Zucht noch Ordnung, sondern Redefreiheit und Anarchie.

Illustre Gestalten im Himmel

Der perfekte Tummelplatz also für die illustren Gestalten die sich dort im Laufe des Stücks versammeln sollen. Für ein wenig Ordnung versucht der Engel Oleander zu sorgen. Fantastisch verkörpert Bernd Schmidt den schwulen Anfänger-Engel, der sich seiner Position im Himmelsreich nicht ganz sicher ist und sich von dort oben immer wieder nach dem irdischen Leben auf der Erde sehnt. Mutter Erde selbst – auf wunderbare Weise von Andrea Roßkopf gespielt – rät ihm ab. Sarkastisch und ihrer überdrüssig, blickt sie auf ihre Erdenbewohner hinab und kritisiert deren Belagerung und Verhalten.

Hallelujah Fools
Engel Oleander (Bernd Schmidt) und Mutter Erde (Andrea Roßkopf). Foto: Selina Benda

„Wann habt´s denn vom raffa endlich gnua?“ fragt sie singend. Denn das Sprechtheater des FLTB Fools-Ensembles wird mit Stücken von Mozart, Verdi, Offenbach, Bizet und Grieg – versehen mit kraftvollen, bayerischen, ehrlichen Texten – aufgelockert. Mutter Erde ist erschöpft von den Widrigkeiten auf der schönen Kugel. Sie sehnt sich nach Ruhe und möchte wissen: „Wann packt´s eichan Zirkus endlich zam?“

Der Wächter des Himmels

Ein wenig Erlösung gibt ihr da nur die Wahl derer, die sich auf den Weg in Himmel oder Hölle machen dürfen. Doch wer kommt eigentlich in das heiße Schwefelreich und wer in den erlösenden Himmel? Eine Auswahl, die die jeweiligen Herrscher der Tore treffen: der Teufel und Petrus. Letzterem ist der Engel Oleander unterstellt und ruft den Himmelstorwächter – hervorragend gespielt von Alois Böhm – mit einem zarten Glockenruf herbei.

Hallelujah Fools
Der Engel Oleander. Foto: Selina Benda

Ein wunderbares Spiel der Klischees baut Gerhard Loew in dieser himmlischen Burleske mit ein und so verwundert es nicht, dass Petrus erst einmal eine Maß Bier von seinem Engel fordert. Seit über 2000 Jahren steht er im Dienst des Herrgotts am Tor des Himmels, doch heute plagt ihn ein unguter Verdacht: „Mir werd doch koana durchgrutscht sei ders ned verdient hod?“

Ein Blitzschlag verändert alles

Dass dem wohl so ist, bestätigt kurz darauf eine ganz spezielle Erdenbürgerin, die nach einem Blitzschlag ihren Weg ins Himmelsreich fand. Cathrin Paul spielt überzeugend die Bordsteinschwalbe Rosetta, die gesehen hat, wie sich eine „wahre Drecksau“ an Petrus vorbei in den Himmel geschmuggelt hat.


Petrus (Alois Böhm) und Rosetta (Cathrin Paul). Foto: Selina Benda

„Wenn so oana do drin is, dann mecht i do ned nei”, poltert sie und läuft Oleander und Mutter Erde in die Arme. In dieser, sowie in jeder anderen Konstellation, trägt das fünfköpfige Ensemble das Publikum wunderbar humorvoll durch die immer wieder überraschende Geschichte dieses Stücks.

Der Himmel ist in Alarmbereitschaft und auf Anweisung von Petrus soll Oleander den dreisten Eindringling finden. Schon bald ist dies geschehen und dieser wird mit einem kräftigen Tritt aus dem Himmelsreich in das Niemandsland befördert. So polternd wie er auf die Bühne stürzt, zieht Jürgen Bauer alias Mafioso Gustavo Broccoli, mit seiner grandiosen Spielweise das Publikum das gesamte Stück über in seinen Bann.

Hallelujah Fools
Der Mafioso Gustavo Broccoli (Jürgen Bauer). Foto: Selina Benda

Der Italiener hat in seinem irdischen Leben sein Unwesen getrieben und kann es auch im Himmel nicht lassen. Er möchte aus dem gesetzlosen Bereich zwischen Himmel und Erde sein eigenes Las Vegas machen. Der letzte mögliche Ort der Sünde, bevor die Todgeweihten ins scheinheilige Himmelsreich eintreten.

Kraftausdrücke und Gleichberechtigung

An Satire und Kraftausdrücken mangelt es der Komödie nicht. Wer an seinem Bild von Welt und Himmel festhält, der wird in diesem Stück gehörig auf den Prüfstand gestellt. Ob mit einem Augenzwinkern im Nebensatz versteckt oder offensichtlich in einem Lied verpackt – Gerhard Loew versteht es, die Kritik an den Menschen, ihren Denkweisen und Verhaltensweisen so zu verpacken, dass sie zwar viele Lacher hervorbringen, aber eben auch zum Nachdenken anregen. Denn im Himmel herrscht, anders als gedacht, Gleichberechtigung.

FLTB Fools Ensemble
Auch ein Anruf beim Teufel bringt nichts. Foto: Selina Benda

Nur „Charaktersäue, Menschentreiber und Kriegsverbrecher“ kommen laut Petrus nicht an ihm vorbei in den Himmel. Alle anderen und so auch den schwulen Engel Oleander, erwartet die Erlösung von der Vorverurteilung welche auf der Erde herrscht.
Wer am Ende tatsächlich in den Himmel kommt und wer nicht, das sollte sich wirklich niemand entgehen lassen. „Hallelujah!“ hallt es im Himmel und am Ende der Premiere dieser sagenhaften Komödie, gepaart mit langem Applaus aus dem Publikum.

Das Stück „Hallelujah!“ des FLTB Fools-Ensembles wird im KULTUR im Oberbräu Holzkirchen noch an folgenden Spieltagen aufgeführt: Freitag, 9., Donnerstag, 15., Freitag, 16. sowie Montag, 26. Dezember, jeweils um 20 Uhr sowie am Sonntag, 11. Dezember, um 18 Uhr. Tickets gibt es im Vorverkauf sowie an der Abendkasse. Im Kulturzentrum Waitzinger Keller in Miesbach wird das Stück am 28. Dezember um 20 Uhr gezeigt.

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