Theater in Weyarn

In der Box geht es vergnüglich zu

Das Ensemble mit Regisseurin Regina Weber-Toepel. Foto: Petra Kurbjuhn

Theater in Weyarn

Einen überaus heiteren Abend bescherte Die Junge Bühne Miesbach den Gästen open air in der WeyHalla. Mit 12 Szenen von Michael Frayn und anderen Autoren und einem Blätterkabarett lieferte das Ensemble unterhaltsames und intelligentes Theater gleichermaßen.

Wieder ein lauer Sommerabend. Am Samstag die köstliche Verwechslungskomödie „Das Spiel von Liebe und Zufall“ vom Foolsensemble in Holzkirchen, am Sonntag Theater in Weyarn mit 12 literarischen Szenen, von Regisseurin Regina Weber-Toepel ganz vortrefflich für die Bühne umgesetzt. Dazwischen immer wieder eingeblendet die Beach boys mit „Good vibrations“, die gab es zweifelsfrei an diesem Abend.

Das Ensemble, in Schwarz-Gelb gekleidet, hatte eine riesige Box als Kubus mit vier Pfosten errichtet, in dem die unterschiedlichen kurzen Szenen nur mit gelben und blauen Quadern als Bühnenbild stattfanden. Dazwischen lautlos das Blätterkabarett:

„Hochverehrtes Publikum, es ist schön, Sie endlich wiederzusehen.“ Und dann: „Danke für den Mut, den Sie aufgebracht haben. Sie werden sich sicher fragen, was können die überhaupt noch nach so langer Zeit.“

Theater in Weyarn
Start mit „Schlafende“: Helmut Enzinger/Monika Greindl. Foto: Petra Kurbjuhn

Eine Menge, das ist die klare Antwort. Das zehnköpfige Schauspielerteam unter der Regie ihrer versierten Regisseurin Regina Weber-Toepel hat in der Pandemie nichts verlernt, im Gegenteil. Wie schon bei ihrer Reise durch England, kürzlich in Miesbach präsentiert, überzeugt das Ensemble durch schauspielerisches Können.

In den 12 Szenen, zehn davon aus dem „Streichholzschachteltheater“ von Michael Frayn, geht es vornehmlich um Beziehungsgeschichten. In der ersten Szene „Schlafende“ sind die Protagonisten allerdings schon jahrhundertelang tot, streiten aber immer noch. Was wohl so mancher kennt, das sind die Kommunikationsprobleme von Paaren, mit Wiedererkennungswert dargeboten, wenn der Mann die Sätze der Frau beendet oder wenn die nervige Frage gestellt wird „Liebst du mich?“

Theater in Weyarn
„Für 2 sprechen“: Ute Bauer/Roman Postel . Foto: Petra Kurbjuhn

Den Irrsinn des ewigen Handytelefonierens sind ebenfalls Szenen gewidmet. Und dann gibt es ja auch das nervtötende Erzählen von den Enkeln, köstlich im Blätterkabarett umgesetzt: „O Mann, ich kanns nicht hören“, das zur witzigen Szene mit den drei Babys führt, die ihre Mama auf den Arm nehmen.

Junge Bühne
„Drei Babys“: Michael Probst/Pia von Miller/Klaus Ruml (v.l.). Foto: Petra Kurbjuhn

Kommunikationsprobleme gibt es aber auch in der Arbeitswelt, wenn nicht richtig zugehört wird. Die kurzen witzigen, auch absurden Szenen werden jeweils von zwei oder auch vier Mimen gespielt, die ihr ganzes Können in Sprache, Mimik und Gestik legen.

Monika Greindl ist sowohl die schlafende Lady Hilarye, die mit ihrem Ehemann, beide schon lange in der Krypta liegend, fragt, warum er sie nicht mehr anschaue, als auch die etwas umständliche, Englisch lernende Mutter in einer Geschichte von Elke Heidenreich.


„Das Fotoalbum“: Thomas Mayer/Veronika Halmbacher. Foto: Petra Kurbjuhn

Helmut Enzinger als der schlafende Sir Geoffrye unterhält auch im Blätterkabarett mit Roman Postel.

Pia von Miller kann herrlich genervt sei, wenn jemand Marrakasch sagt und ist ein lustiges Baby. Auch Klaus Ruml schlüpft in die Babyrolle und ist der Kollege, der offenbar nicht zuhört.

Veronika Halmbacher glänzt als nervige Ehefrau, die nach Liebesbeweisen im Dialog von Hans Zimmer giert, verwechselt ständig Holanulu und andere Orte und kann sich in Franz Hohlers „Fotoalbum“ kaputtlachen über alte Fotos.


„Jetzt hör mal zu“: Michael Probst/Klaus Ruml. Foto: Petra Kurbjuhn

Ihr Partner in dieser Szene ist Michael Probst, das dritte Baby und der Kollege, der nicht gehört wird.

Ute Bauer und Roman Postel sind gleich zweimal das typische Ehepaar mit Kommunikationsproblemen und Ute Bauer und Helmut Enzinger geben in einer Szene das übliche Handypalaver im Supermarkt wieder.


„Zwischen Käse und Marmelade“: Helmut Enzinger/Ute Bauer. Foto: Petra Kurbjuhn

Auch Sonja Fischbacher und Thomas Mayer können beim Pizza bestellen herrlich aneinander vorbeireden.

Jede der Szenen gut komponiert und dargestellt, kein Wunder, dass das Publikum bei der Frage „Zugabe?“ „Ja!“ antwortete.


„Sommernachtstraum“: Pia von Miller/Ute Bauer/Klaus Ruml. Foto: Petra Kurbjuhn

Als I-Tüpfelchen auf den Abend präsentierte die Junge Bühne Miesbach die berühmte Szene aus dem 5. Aufzug aus Shakespeares „Sommernachtstraum“, mit der sie bereits in Miesbach Furore machte. Urkomisch sowieso von der Sprache her, aber noch einmal eins drauf gesetzt mit der Darbietung.

Und so stimmt das Publikum voll mit der letzten Meldung im Blätterkabarett überein, bei der es hieß: „Wir freuen uns aufs nächste Jahr, wenn wir wieder auf einer richtigen Bühne spielen dürfen.“

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