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Christiane Ahlhelm in allen Rollen grandios
Christiane Ahlhelm als Hannah, wie sie den Weg nach oben findet. Foto: Petra Kurbjuhn
Familientheater in Holzkirchen
Mit einer überragenden schauspielerischen und akrobatischen Leistung begeisterte Christiane Ahlhelm vom Theater Kunstdünger das kleine und große Publikum in „Hannah und die Bohnenranke“ im Foolstheater. Und am Ende verriet sie sogar den Kindern ihre Tricks.
Starke Magnete, ein dunkler Sack, eine Eierkiste mit doppeltem Boden, Christiane Ahlhelm beantwortete nach anstrengender Solopräsenz auf der Bühne geduldig die Fragen der Kinder, wie sie denn das alles zuwege gebracht habe. „Wir vom Theater Kunstdünger verraten unsere Tricks“, sagte sie. Es gehe schlicht um viel Üben und Ablenken.
Christiane Ahlhelm erläutert ihre Tricks. Foto: Petra Kurbjuhn
Sie ermunterte aber auch die Kinder, sich das, was sie nicht gesehen haben, die Kuh Milchweiß beispielsweise, vorzustellen, denn das sei gut für die Fantasie. Auch dass die Mutter aus dem Off unverständlich sprach, erläuterte sie: „Die Welt der Erwachsenen ist für Kinder manchmal unverständlich.“
Entdeckungsreise in eine andere Welt
In der Geschichte nach einem Märchen von Joseph Jacobs geht es um ein Mädchen, das sich auf eine nicht ungefährliche Entdeckungsreise in eine andere Welt begibt, dort nämlich haust der Riese, der am liebsten gebratene Kinder auf Toast verspeist. Diesen Riesen und seine Frau trickst Hannah dreimal aus.
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Im Spiel von Christiane Ahlhelm unter der Regie von Michl Thorbecke indes tritt die Story zugunsten des Spiels in den Hintergrund. Sibylle Kobus hat ein grandioses Bühnenbild geschaffen, es besteht aus zwei Kisten und zwei Meterstäben, sonst nichts.
Christiane Ahlhelm. Foto: Petra Kurbjuhn
Damit wird klar, dass die Welt immer neu zu vermessen ist und die Schauspielerin beginnt auch gleich damit: Sie misst die Bühne aus, sie zählt die Zuschauer und sie bastelt sich aus den Meterstäben alles, was sie zum Leben braucht.
Ein Haus, einen Regenschirm, einen Weg in den Himmel, ein Ruder, einen Ofen, eine Lupe und vieles mehr. Christiane Ahlhelm füllt mit ihrer Präsenz die nahezu leere Bühne komplett aus. Sie ist für ihre ausgefeilte Akrobatik bekannt, die sie hier in nahezu atemberaubender Schnelligkeit, vor allem in der Mitte des Stückes, einsetzt.
Fantastische Verwandlung
Als gackerndes Huhn ist sie umwerfend komisch, als ängstliche sich vor dem Menschenfresser versteckende Hannah fiebert das Publikum mit. Und wenn sie dann mit der Pappfigur der Riesin, die sie aus der Kiste faltet, unterwegs ist oder gar den Riesen selbst spielt, dann ist das eine fantastische Verwandlung.
Der Riese und seine Frau, Pappfiguren von Sibylle Kobus. Foto: Petra Kurbjuhn
Sibylle Kobus hat diese Pappfiguren kreativ gestaltet, einfach, einprägsam und leicht handhabbar. So kann Christiane Ahlhelm alle Figuren der Geschichte selbst spielen, eine Herausforderung, wie sie am Ende zugibt.
Diese Herausforderung meistert sie bravourös, Mimik, Gestik, Körperbeherrschung und dazu die zahlreichen Zaubertricks, um einen Goldtaler oder goldene Eier vom Himmel fallen zu lassen, ganz zu schweigen vom Strick am Schuhband.
Goldene Eier fallen vom Himmel. Foto: Petra Kurbjuhn
Mit dieser Aufführung vom Theater Kunstdünger wird die Fantasie von Kindern geweckt, werden sie ermuntert, sich Ungezeigtes vorzustellen und mit Mut in unbekannte Regionen vorzustoßen. Der anhaltende begeisterte Beifall zeigte, dass das Konzept aufgeht.