Nichts für Angsthasen und Hosenscheißer
Christiane Ahlhelm und Günther Baldauf. Foto: Petra Kurbjuhn
Familientheater in Holzkirchen
Mit der vierten Veranstaltung des Kunstdünger-Theaterfestivals im Kultur im Oberbräu präsentierten Christiane Ahlhelm und Günther Baldauf die Inszenierung „Die verknotete Prinzessin“, ein Zweipersonenstück voller Akrobatik, Witz und Tiefgang. Ein Wunder, was die wahre Liebe vermag.
Verkehrte Welt im ausverkauften Festsaal des Holzkirchner Kulturhauses. Auf der Bühne und davor sitzt das Publikum, die Bühne hat der Verein Kunstdünger aufwändig im Saal aufgebaut. Und auch der Anfang des Stückes ist etwas anders, denn der Eiermann Rudolf, der mit lautem Poltern und einem großen fahrbaren Schrank die Bühne betritt, teilt mit: Wer ein schwaches Herz habe, solle lieber gehen. „Das ist nichts für Angsthasen und Hosenscheißer.“ Und schon prusten die Kinder los.
Volltreffer der Sparte Familientheater
Das Anti-Marketing-Konzept geht weiter: „Die, die nicht gekommen sind, haben Glück gehabt.“ O nein, hier irrt der Eiermann. Dieses Stück zwischen Komik und Tragik begeistert und fasziniert von der ersten Minute bis zum donnernden Schlussapplaus Kinder und Erwachsene. Die Produktion vom Theater Kunstdünger und der Companie Voland ist ein Volltreffer aus der Sparte Familientheater. Zwei fantastische Schauspieler, ein minimalistisches Bühnenbild und eine Menge Einzelheiten der Inszenierung lassen die Vorstellung zu einem Genuss werden.
Die böse Stiefmutter. Foto: Petra Kurbjuhn
Sie handelt von der schönen Prinzessin Isolde, bei der die Prinzen Schlange stehen, ob aus Frankreich, aus Schwaben oder Amerika, aber erst als der arme Eiermann Rudolf auftaucht, funkt es. Wahre Liebe braucht keine Worte, ein Blick genügt. Nur gibt es halt die böse Stiefmutter, die Rudolf mit einem Auftrag in das gordische Gebirge schickt, erst wenn er der Gordonkrake den Staatsschatz entreißt, kann er Isolde bekommen. Und so nimmt das Verhängnis seinen Lauf. Denn letztlich wird Isolde bei ihrem Versuch, Rudolf zu retten, von der Krake verknotet.
Die verknotete Prinzessin. Foto: Petra Kurbjuhn
Christiane Ahlhelm spielt Isolde vor und nach der Verknotung in gewohnt akrobatischer und mimischer Perfektion, in Windeseile wird sie zur Magd und zur bösen Stiefmutter, die Verwandlungen finden im Koffer statt, der auch ständig gekippt wird und man als Publikum den Atem anhält. Wie sie mit verdrehten Beinen und komplett verknoteten äußeren und inneren Organen über die Bühne humpelt, das ist traurig und großartig gemacht gleichermaßen.
Eier mit dem Mund legen
Zur großen Freude der Kinder kann sie auch Eier verschlucken und wieder am hinteren Ende herausbringen und sie kann Eier nach größeren Gegenschluckbewegungen mit dem Mund legen, ein Riesenspaß.
Der amerikanische Prinz. Foto: Petra Kurbjuhn
Ihr Partner Günther Baldauf ist ein ebenso genialer Akrobat und Schauspieler. Er kann im Erdboden verschwinden, er kann reiten wie der Ritter der Kokosnuss, er kann ohne Wasser schwimmen, er spricht französisch und schwäbisch, amerikanisch und er kann schweigen, wenn ihn die Liebe trifft. Da wird es ganz still im Zuschauerraum.
Mit Liebe geht alles
Nur eins kann er nicht, den Knoten seiner geliebten Isolde durchhauen. Braucht es aber auch nicht, die beiden finden schon eine Lösung. Denn mit Liebe geht eben alles.
Zwei Socken kommen zu Wort. Foto: Petra Kurbjuhn
In einer zweiten erklärenden Erzählebene kommen zwei Socken zu Wort, die sich letztlich auch in herzlicher Umarmung finden. Und so hat das Stück zwei wundervolle Botschaften: Liebe überwindet alle Probleme und „Besser einen Knoten im Bauch als einen Knoten im Gehirn“, das Problem wird zur Attraktion umgemünzt.
Keiner ist gegangen, selbst die Erwachsenen haben es ausgehalten, also keine Angsthasen und Hosenscheißer.