Theater Zitadelle: Frau Meier vergisst ihre Sorgen
Herr Meier en miniature und Frau Meier alias Regina Wagner mit der Amsel. Foto: Petra Kurbjuhn
Kindertheater in Holzkirchen
Nach zwei umjubelten Abenden für Erwachsene zeigten Regina und Ralf Wagner vom Berliner Figurentheater Zitadelle im Foolstheater die berührende Geschichte von Frau Meier und der Amsel für Kinder. Aber auch die erwachsenen Zuschauer waren hingerissen.
Frau Meier macht sich Sorgen. Sie hat kleine Sorgen, so, dass der Knopf an der Hose von Herrn Meier fehlt, sie hat mittlere Sorgen, dass der Kuchen nicht gut ist und Angst vor Spinnen, und sie hat große Sorgen, dass die Freundin sie nicht mehr zum Geburtstag einlädt. Und vor allem hat sie Angst, vor nichts mehr Angst zu haben. Die allergrößte Sorge ist, dass ein Flugzeug aufs Haus fällt oder ein vollbesetzter Bus auf schneeglatter Straße vor ihrem Haus ausrutscht und dann der Kuchen und das Verbandsmaterial für so viele Menschen nicht langt.
Frau Meiers Sorgen werden aufgehängt. Foto: Petra Kurbjuhn
Herr Meier hat eine Idee: Er empfiehlt seiner Frau, die Sorgen nach Größe sortiert auf Zettel zu schreiben und an einen Baum zu hängen. Im Herbst würden die Blätter dann fallen und mit ihnen alle Sorgen und Ängste.
Die Amsel in der Wollunterhose
Eine Sorge Frau Meiers ist übrigens, dass sie niemals die lustige Erfahrung machen wird wie es ist, einen kleinen Vogel in eine Wollunterhose zu setzen. Diese Sorge wird ihr genommen, denn sie findet in ihrer Kommode unter dem Strickzeug ein Amseljunges in einer unfertigen Wollunterhose.
Diese Angst wird Frau Meier genommen. Foto: Petra Kurbjuhn
Damit beginnt die Zeit der Herausforderungen, denn das Amseljunge bedarf der Nahrung, Spinnen zum Beispiel, Fliegen oder Würmer. Auch wenn sie zunächst meint, „der wird alleine groß“, packt sie mütterliche Fürsorge, die so weit geht, dass sie den Wurm selbst verzehrt, um Piepchen, wie sie ihn nennt, durch Vorbild etwas beizubringen.
Frau Maier ist fortan mit der täglichen Nahrungsbeschaffung so beschäftigt, dass sie vergisst, sich Sorgen zu machen. Nur eine Sorge treibt sie um, dass Piepchen wegfliegt und so belügt sie die mittlerweile herangewachsene Amsel mit der Feststellung: „Vögel können nicht fliegen.“ Ob sie auch diese Hürde noch überspringen kann und der Amsel das Fliegen lehren wird?
Frau Meier im Baum. Foto: Petra Kurbjuhn
Das Figurentheater Zitadelle hat sich mit dem Stück „Frau Meier, die Amsel“ nach Wolf Erlbruch eines ernsten Themas angenommen und es spielerisch leicht umgesetzt. Regina und Ralf Wagner lassen ihre Figuren durch das Spiel ihrer Hände agieren. Herr und Frau Maier sind ein ganz normales Ehepaar, sie macht sich das Leben schwer und er versucht sie zu beschwichtigen.
Ein ganz normales Ehepaar: Herr und Frau Meier. Foto: Petra Kurbjuhn
Die kleine Amsel in der Wollunterhose bringt die Wendung im Leben der beiden. Regina Wagner ist Frau Meier als Mensch und Figur, um sie dreht sich alles, während Ralf Wagner die Figur Herr Meier darstellt und ansonsten für Bühnenbau und Requisiten zuständig ist. Beiden gelingt es, die Geschichte lebendig und für Erwachsene und Kinder gleichermaßen bewegend zu gestalten. Wie schön, dass es Kulturhauschefin Ingrid Huber gelungen ist, dieses außergewöhnliche Theater nach Holzkirchen zu holen.
Regina und Ralf Wagner beim Schlussapplaus. Foto: Petra Kurbjuhn
Tosender Applaus, Füße trampeln, das Publikum forderte fünfmaliges Erscheinen von Frau Meier alias Regina Wagner auf der Bühne.