Theaterbegegnung

Bayerisch-österreichische Theaterbegegnung

FLTB-Ensemble im Waldviertel: Judith Heimerl, Detlef Dauer, Cathrin Paul und Ingrid Huber (v.l.). Foto: MZ

Theater in Pürbach

Vier Mitglieder des FLTB-Schauspielensembles Miesbach waren in das niederösterreichische Waldviertel gereist, um dem Wald4tler Hoftheater einen Besuch abzustatten. „Wir kommen wieder“ und „Subba“ waren die Kommentare.

Schon zweimal sei sie hier gewesen, begründet Ingrid Huber, ehemalige Chefin des KULTUR im Oberbräu Holzkirchen und langjährige Leiterin des Schauspielensembles. „Ich fand das Ambiente ganz toll und was ich gesehen habe, das war super.“ Deshalb habe sie ihre Kolleginnen und Kollegen aufgefordert, einmal mit ihr zusammen eine Aufführung des bekannten Theaters im Waldviertel anzusehenn. Mit ihr kamen Cathrin Paul, Judith Heimerl und Detlef Dauer, dem heimischen Publikum bestens bekannt aus zahlreichen Theaterproduktionen, jüngst erst wieder „Mirandolina“.

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„Lumpazivagabundus“ von Johann Nestroy, das Stück, das gerade eine umjubelte Premiere am Tegernseer Volkstheater gefeiert hatte, stand ausgerechnet auf dem Programm, als die Holzkirchner ins Waldviertel zur bayerisch-österreichischen Theaterbegegnung kamen.

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Die Zauberposse um die drei Handwerksgesellen, die das große Los ziehen und eine Menge Geld gewinnen, ist seit seiner Uraufführung ein Publikumserfolg. Hier geht es um das ewige Thema von Glück und Liebe und die Behauptung „Die wahre Liebe ist mächtiger als Fortuna.“ Stimmt das?

Theaterbegegnung
Lumpazivagabundus und Fortuna. Foto: MZ

Die Inszenierung des Wald4tler Hoftheaters ist wie immer etwas Besonderes. Detlef Dauer drückt es so aus: „Man weiß nicht, wohin man hinschauen soll, weil man immer Angst hat, dass man etwas verpasst.“ Unter der Regie von Viktoria Schubert spielen acht professionelle Schauspielerinnen und Schauspieler, bei denen alles passt.

Ingrid Huber gefallen am besten die beiden Frauen. Ida Golda wechselt perfekt in Gestik und Mimik vom Wirtshaustrampel zur sanften Braut und Conny Mooswalder kann ebenso die feine Fortuna mit weißer Perücke als auch das gelangweilte Dienstmädchen mit Haube spielen, beide zusammen geben exaltiert die italienischen Schwestern.


Tanzszene mit den beiden Italienerinnen. Foto: MZ

Martin Berger ist ein köstlicher versoffener Schuster Knieriem, der aber auch mühelos über astronomische Zusammenhänge dozieren kann. „Charismatisch“ nennt Cathrin Paul Tischler Leim, der von Thomas Höfner mit absoluter Körperbeherrschung gespielt wird. Aber generell sind die Tanzszenen choreografisch bestechend und in einer präzisen abgestimmten Perfektion.

Boris Popovic ist der feine Schneider Zwirn, der immer etwas Besseres sein will und durch seine Eleganz ebenso wie seine Dekadenz auffällt. Und dann natürlich Lumpazi, von Jürgen Hirsch authentisch als Beschützer der Gauner und Trinker gespielt.


Die Briefszene. Foto: MZ

Das Ensemble wird ergänzt von Werner Brix in mehreren Rollen, der seinen Glanzauftritt in der Briefszene hat. „Da wäre ich am liebsten hochgesprungen und hätte gebeten mitspielen zu dürfen“, ist Detlef Dauer begeistert. Und auch Benedikt Vypiel muss sich immer wieder eiligst für die verschiedenen Figuren umkleiden.

Rasante Szenen wechseln mit stillen ab, „das Timing ist perfekt“, sagt Ingrid Huber und ergänzt: „das Spiel ist manchmal übertrieben, aber das gibt das Thema her“ und Cathrin Paul meint: „schon auf die Spitze getrieben, aber nie überreizt“.


Leim, Zwirn und Knieriem. Foto: MZ

Beide sind begeistert von der Dichte der Inszenierung. „Da wird etwas geschaffen und wieder aufgelöst“, erklärt Ingrid Huber, die von den Brüchen der Klischees angetan ist. „Das ist Perfektion“, erkennt Cathrin Paul neidlos an, „wie sie ineinanderspielen“. Aktuelle Einschübe in den Text findet sie gelungen.

Judith Heimerl gefällt besonders der österreichische Dialekt, „ganz authentisch und der eingebaute Schmäh ist super“. Und sie ist begeistert von der Rolle des Strudel. „Super gespielt, wie eine Marionette.“

Theaterbegegnung
Zwirn, Lumpazivagabundus und die drei Musiker. Foto: MZ

Die Inszenierung ist eigentlich ein Musical, denn die Musikeinlagen von Intendant Moritz Hierländer gemeinsam mit Jürgen Schallauer und Dominik Herout sind wichtiger Bestandteil der Aufführung. „Die Musiker sind Teil des Ensembles und spielen mit“, ist Judith Heimerl angetan.


Vom Tisch zum Bett. Foto: MZ

Auch das Bühnenbild gefällt den Theaterleuten aus dem Landkreis Miesbach, es passe so gut zum Geschehen, dass es sich nahtlos einfüge. Witzig fanden sie die Idee, aus Tischen im Gasthaus die Stockbetten für die Handwerksburschen zu bauen.

Für mich als Theaterlaie war es spannend zu erfahren, wie Theaterleute ein Stück beurteilen, denn ich hätte ganz andere Dinge hervorgehoben. So, dass der Inhalt stark komprimiert auf das Wesentliche war, dass das Intro mit den maskierten Geistern an den Chor griechischer Tragödien erinnerte, dass passende Gesellschaftskritik eingebaut wurde und mir der Wechsel von rasanten Musik- und Tanzszenen zu fein gespielten Dialogen gefiel.


Die Musiker in Erwartung des Kometen. Foto: MZ

Ach ja, und dann soll ja noch laut Knieriem die Welt untergehen.

Auf jeden Fall sind wir jetzt sehr gespannt auf die Inszenierung des Tegernseer Volkstheaters, die wir uns auch gemeinsam anschauen wollen.

Wald4tler Hoftheater in A-3944 Pürbach 14/Schrems.

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