20 Jahre Bananenbowle
Endlich ohne Männer. Foto: Petra Kurbjuhn
Theater in Bayrischzell
Mit der Uraufführung der heiteren Komödie „Der Spieleabend“ von Andreas Thaler, Karl Acher und Georg Kittenrainer hatte die Theatergruppe Bayrischzell die Lacher im ausverkauften Saal des Gasthofes zur Post auf ihrer Seite. Das turbulente Stück hat eine Menge Lokalkolorit.
Wenn der Bürgermeister einer Gemeinde sich unter die Theaterschreiber begibt, dann kann man auf Spitzen zu kommunalen Themen hoffen. Zunächst aber eröffnete Gemeindeoberhaupt Georg Kittenrainer den Abend mit Erklärungen zur Historie. Das Stück habe man schon 2016 geschrieben. Statt es aber zu spielen, sei man zu einem Teambildungs-Workshop nach Amsterdam gefahren.
Bürgermeister und Autor Georg Kittenrainer beim Schlussapplaus. Foto: Petra Kurbjuhn
Jetzt aber war es so weit: „Der Spieleabend“ hatte seine Welturaufführung. Drei Ehepaare treffen sich regelmäßig zum Spielen, aber langsam wird es öde. Die Frauen Erna, Sibylle und Frieda (Monika Leitner, Theresa Reisberger, Regina Bleier) würden gern neue Themen, wie Yoga, Sport, gesunde Ernährung einbringen, aber die Herren der Schöpfung Fritzi, Pauli und Jackl (Karl Acher, Tobi Egger, Martin Wegscheider) reden immer wieder über dasselbe.
Bananenbowle ist kein Allheilmittel
Die Arbeit bei der Kommunalen Verkehrsüberwachung oder als Hausmeister bei der Miesbacher Polizei finden die Damen wenig prickelnd. Kein Wunder, dass sie sich gern der Bananenbowle hingeben. Aber nach 20 Jahren ist sie auch kein Allheilmittel mehr.
Die Spielrunde mit Bananenbowle. Foto: Petra Kurbjuhn
Aber dann schmieden sie einen genialen Plan. Dazu kommt ihnen der neue Nachbar Bruno Banane (Andreas Thaler) mit seiner französischen Kursleiterin Chochet (Agnes Thaler) zu Hilfe. Die beiden bieten Geisteslockerungskurse an, die offenbar gern angenommen werden. Denn es tauchen zwei schwarz bebrillte und in dunkle Anzüge gepresste LBS-Azubis (Lukas Thaler, Seppi Winkler) auf, die hier lernen sollen, wie man geschickt Bausparverträge an den Mann bringt. Auch die clevere Huberin (Maresi Pable) ist am Start und so freuen sich die zwei Jünglinge aufs Gruppenkuscheln.
Bruno Banane und Chocet mit ihren drei Seminarteilnehmern. Foto: Petra Kurbjun
Damit wird nichts, denn der geniale Plan der drei ihrer Männer überdrüssigen Damen besteht darin, dass sie ein gefälschtes Fahndungsfoto mit dem Konterfei von Bruno Banane bei der Polizei platziert haben. Als verdeckte Ermittler stürzen sich die drei Herren ins Geschehen, um den vermeintlichen Betrüger zu jagen. „Und wir genießen eine Woche ohne Spieleabend“, jubeln die Frauen.
Konten geleert
Turbulent geht es dann auf der Knalleralm am Sudelfeld weiter, wo bei einem Kurswochenende alle Mitwirkenden aufeinandertreffen, denn mittlerweile wurden sämtliche Konten geleert, Shopping der Damen musste also ausfallen und auch sie stapfen die Berge hinauf.
Auf der Knalleralm. Foto: Petra Kurbjuhn
Wie die Komödie ausgeht, wird natürlich nicht verraten. Der heimische Besucher kann sich, wie erhofft, auf eine Menge von Insider-Pointen freuen, die vom Publikum mit herzlichem Lachen quittiert werden. Da ist von „einem großen Skigebiet ohne Liftunterstützung“ und einem Speichersee die Rede, aber auch von einem Whisky, zu dem in einem Geheimprojekt ein Gegenprodukt entwickelt wird.
Die Kaffeemühle wird zur Gebetsmühle. Foto: Petra Kurbjuhn
Darüber hinaus nehmen die drei Autoren kräftig esoterisches Getue auf die Schippe, die Seminarteilnehmer üben sich in orangefarbigen Gewändern an der Gebetsmühle. Witzige Wortspielereien finden ebenso Resonanz beim Publikum, wie „Er ist kein Heiler, sondern ein Zerteiler“ und „Wir brauchen einen Plan, sonst flacken wir in der Wursttheke“. Die beiden Azubis befürchten nämlich, dass Bruno Banane als Metzger ihnen an den Kragen will.
Die Folgen der Tollkirsche
Die Autoren haben zur Freude der Zuschauer eine Menge Gags eingebaut. So müssen die Kursteilnehmer die Kleidung ablegen, nicht ganz, aber immerhin. Und die drei Damen haben unter den Folgen eines Tollkirschencocktails zu leiden.
Musikkapelle Bayrischzell. Foto: Petra Kurbjuhn
Zum Gelingen des Abends trägt maßgeblich die Musikkapelle Bayrischzell in der Dixielandbesetzung bei. Die Formation führt mit Schwung und Esprit in den Abend ein. „Ain‘t she sweet“ verlockt zum Mitwippen. Und auch in den Pausen werden die Gäste mit Swing- und Dixielandklängen vorzüglich unterhalten.