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Warten auf den Zug. Foto: MZ
TheaterInklusiv in Holzkirchen
Mit „Ver-rückt! Fast ganz normal“ zeigte das Ensemble TheaterInklusiv des Freien Landestheaters Bayern sein zweites Stück im Foolstheater und überzeugte und berührte das Publikum mit seiner Leistung.
2019 hatte die Theatergruppe, die Menschen mit und ohne Beeinträchtigung vereint, mit der Darbietung von „Mensch! Ärger Dich doch nicht!“ ihren ersten Auftritt. Unter der Leitung von Theaterpädagogin Sarah Thompson begeisterte das Ensemble durch seine Authentizität und Begeisterung beim Spiel.
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So auch jetzt. Die Veranstaltung startete schon ein bisschen anders als üblich, wenn alles perfekt und geplant abläuft. Während Sarah Thompson das Publikum begrüßte, bestand Tochter Emilia darauf, auch auf die Bühne zu kommen und verkündete stolz, das sie jetzt hier oben sei. Nun also konnte es beginnen, das Stück von den Tücken des Lebens.
Die Mitwirkenden spazierten erhobenen Hauptes herein, barfuß, schwarz gekleidet, mit weißen Kopfhörern um den Hals und konzentrierten Gesichtern. Es ist zu spüren, welche Anspannung bei den Darstellern herrscht.
Sarah Thompson. Foto: MZ
Sie spielen das, was ihnen im Alltag so widerfährt. Sarah Thompson verriet im Gespräch nach der Aufführung, dass die Gruppe das Stück selbst entworfen hat. „Sie wollten ihre Teilhabe definieren“, sagte die Theaterpädagogin aber sie hätten auch nicht gewollt, dass das extra hervorgehoben wird. Es sei nicht nennenswert, hatten sie gemeint, sondern fast normal eben.
Einige Ausschnitte aus dem Leben wollte das Ensemble zeigen, was es bedeute fast ganz normal zu sein, nichts zu vertuschen, aber auch nichts hervorzuheben.
Wie kommt man durch die Tür? Foto: MZ
Ja, wie ist es denn so mit der Hilfe? Beispielhaft dafür ist eine humorvolle Szene, die jedem im Publikum irgendwie bekannt vorkommt in diesem Land der Bürokratie. Wie also durch die weiße Tür gehen, die vorher mal als Bettgestell diente?
Die Antwort? Ganz einfach, einen Euro einwerfen, ein Bein heben, vielleicht dann doch nicht, einmal um die Achse drehen und rückwärts durch die Tür gehen, Vorsicht Kopf nicht anstoßen. Der Hilfesuchende und die Erklärende sind todernst und immer wieder bereit, das Spiel zu spielen.
Das Ensemble rappt. Foto: MZ
„Ich habe niemals daran gezweifelt, dass wir das überstehen“, ist der Refrain eines Liedes, bei dem das gesamte Ensemble auf der Bühne steht und rappt und mit Begeisterung mitmacht, eine sehr berührende Performance.
Poetry Slam beim TheaterInklusiv. Foto: MZ
Auch der Poetry Slammer begeistert mit seinen Versen, in denen er bittet, doch die Zeit zurückzudrehen, denn er vermisse seine Kindheit, die Zeit, in der es keine Handys, dafür aber Herz und Liebe gegeben habe.
Bravoröse Leistung des TheaterInklusiv
Das ganze Ensemble sitzt am Bahnhof, brav aufgereiht und wartend und wird per Lautsprecher beschallt: „Wir wünschen ihnen viel Geduld.“ Aber dann schaffen sie es doch, in einem Abteil zu sitzen und fast ganz normal loszufahren, allerdings ist da einer mit einem Lampenschirm auf dem Kopf, doch ein bisschen ver-rückt.
Am Ende nicht enden wollender Applaus für eine bravoröse Leistung aller Mitwirkenden und ihrer Regisseurin und glückliche Gesichter.
Inklusion für FLTB wichtige Aufgabe
„Das TheaterInklusiv ist neben dem Musiktheater, dem FLTB Fools Ensemble (Schauspiel) und der „Klassik für Schüler/ Kinder“ seit 2018 eine weitere Sparte des Freien Landestheaters Bayern“, sagt Rudolf Maier-Kleeblatt, Intendant des FLTB. Das FLTB trage und finanziere diese Sparte.“ Inklusion ist eine riesige gesellschaftliche Herausforderung, der sich das FLTB im Bereich Theater stellt“, betont er. „Sowohl die aktive, als Darsteller auf der Bühne, als auch die passive Inklusion, Teilhabe an Vorstellungen, ist uns sozial und kulturpolitisch sehr wichtig.“ Dafür sei Sarah Thompson als Leiterin dieser Sparte beim FLTB angestellt. Um den Transport der Darsteller mit Beeinträchtigung zu bewerkstelligen und zu finanzieren, kooperiere das FLTB mit der Lebenshilfe Miesbach.