Ein neuer, besinnlicher Themenweg in Kreuth
Freude bei der Vorstellung des neuen Rundweges: Andreas Kimpfbeck, Martin Weber, Maria Thanbichler, Christian Kausch, Josef Bierschneider Foto: DER TEGERNSEE
Kultureller Wandertipp in Kreuth
Einen neuen Themenweg bietet das Bergsteigerdorf Kreuth für alle, die entlang wunderschöner Naturlandschaften und alten Ortsteilen Inspiration und Besinnung erfahren möchten. Von Bildstöcken über Wegkreuze zu Kirchen begleiten christliche Symbole einen einfach zu begehenden, beschaulichen Rundweg.
Kreuth ist mehr als nur ein Bergsteigerdorf und zeigt, dass im Miteinander kreative Wege gefunden werden. Der in Zusammenarbeit von Gemeinde, Vertretern der katholischen und evangelischen Kirche sowie der Tegernseer Tal Tourismus GmbH entstandene Rundweg wurde Ende Juli der Öffentlichkeit vorgestellt.
Man muss kein Bergsteiger oder Wanderer sein, um den Rundweg „Unterwegs zu Heiligen und Bildstöcken“ zu genießen. Er ist leicht zu begehen und die 2,5 Stunden, die dafür vorgesehen sind, sind realistisch. Auch ist es durchaus möglich, nur einen Teil des Weges zu begehen und sich den zweiten Teil für einen weiteren Tag aufzuheben.
Blick auf die katholische Kirche Foto: Karin Sommer
Der offizielle Beginn der Rundtour ist die Mariensäule in der Ortsmitte Kreuths, von wo es Richtung katholischer Pfarrkirche St. Leonhard losgeht. Die 1491 fertiggestellte Kirche prägt das Dorfbild von Kreuth und gibt als erste Station des Weges einen geistlichen Impuls mit. „Bei dir, Jesu, will ich bleiben, stets in Deinem Dienste stehn, nichts soll mich von dir vertreiben, will auf deinen Wegen gehn!“ Jede der weiteren, insgesamt zwölf Stationen bietet Anregungen, die auch über QR-Code im Netz nachgelesen werden können. Zitate von Dichtern, aus der Bibel und von Geistlichen sollen zum Reflektieren, Sinnieren und Nachdenken anregen.
Einkehr in der evangelischen Emmauskirche Foto: Karin Sommer
In einer Zeit, in der Menschen ständiger Reizüberflutung ausgesetzt sind, lädt der Kreuther Rundweg ein, sich auf das Wesentliche zu besinnen. Der Blick darf in die Ferne schweifen, die Seele ziellos baumeln, um sich nach einiger Zeit wieder auf ein neues Objekt zu fokussieren. Der Themenweg bietet den zahlreichen wie eindrucksvollen Bildstöcken und Kreuzen im Gemeindegebiet eine Plattform: Vom im Jahr 2008 von einem Kreuther Jäger errichteten Bildstock mit der Figur des heiligen Leonhard bis hin zu historischen Monumenten wie dem 1743 erbauten Abbild des gegeißelten Heilands treffen Glaube, Tradition und Handwerkskunst zusammen.
Zwischen Gedanken und Landschaft
Der wiederholt abgebildete leidende Jesus regt dazu an, sich tiefer auf die dahinterliegende Botschaft des Christentums einzulassen, um dann wieder der in sich ruhenden Landschaft die Regie zu überlassen. Alte Bauernhäuser fügen sich genauso unaufdringlich in die Landschaft wie Bildstöcke und Kreuze, Ortsteile, Bäume und Kirchen erzählen Geschichten, natürliche und menschlich hergestellte Stationen öffnen Denkräume.
Leonhardbildstock am Kirchenfeld Foto: Karin Sommer
In manchen Augenblicken scheint die heutige Zeit in den Hintergrund zu treten und überlässt Ereignissen von früher die Bühne: So wurde etwa das Moschner Feldkreuz 1979 von einem Kreuther Bürger als Dank für seine Genesung nach einer schweren Herzoperation aufgestellt oder erinnert der im 16. Jahrhundert entstandene Bildstock am Mühlauerhof an ein Fuhrwerksunglück, bei dem zwei Pferde ums Leben kamen, der Mühlauer-Bauer jedoch überlebte.
Das menschliche Leiden, die Dankbarkeit über abgewandtes Unglück war im sechzehnten Jahrhundert genauso gegenwärtig wie heute, manche Impulse der zwölf Stationen scheinen jedoch besonders in die heutige Zeit zu passen. Wie etwa die Gedankenanstöße an Station 5, dem Leonhard-Bildstock am Kirchenfeld:
„Gebet zum Heiligen Leonhard“
„Heiliger Leonhard, du hast erkannt, dass der Mensch nur dann innerlich frei wird, wenn er sein Herz Gott und den Mitmenschen öffnet. So bist du zum großen Gottesfreund und Nothelfer der Menschen geworden. Hilf auch uns zur inneren Freiheit: Zerbrich in uns alle Bande der Ichsucht und öffne uns den Blick für die Not unserer Mitmenschen. Löse uns von der ungeordneten Anhänglichkeit an die Freuden und Güter dieser Welt und erschließe uns die Frohbotschaft und Gestalt Christi, unseres Erlösers. Befreie unser Herz von aller Enge des Denkens und Strebens und mach es weit für die Liebe zu Gott und dem Nächsten. Amen.“
Bildstock in Riedlern Foto: Karin Sommer
Ob fröhliches Spazieren und Sinnieren in Gesellschaft oder sich Zeit für sich alleine nehmen, ob tiefes Einlassen auf Texte oder glücklich beseeltes Spazieren im und ums Dorf – der neue Kreuther Rundweg bietet alle diese Möglichkeiten und mehr.
Zum Weiterlesen: Erlebniswochen im Bergsteigerdorf