Think digital green
Susanne Grohs-von Reichenbach im Bräustüberl Valley. Foto: MZ
Vortrag und Diskussion in Valley
Wie können wir in Zeiten digitalen Wandels nachhaltig denken und agieren? Welchen Fußabdruck hinterlässt unser digitales Kommunizieren? Darüber informierte Susanne Grohs-von Reichenbach beim Kulturstammtisch im Bräustüberl Valley und schreckte die Zuhörer massiv auf, motivierte aber auch zum gemeinsamen Tun.
Wussten Sie, dass eine normale Mail ohne Anhang genauso viel CO2 verursacht wie eine Plastiktüte? Und dass am Tag weltweit 300 Milliarden Mails verschickt werden?
Vermutlich nicht. Anja Gild und Rolf Brandthaus hatten mit Susanne Grohs-von Reichenbach eine Referentin nach Valley eingeladen, die sich intensiv mit dem Thema digitale Technologie und Nachhaltigkeit auseinandergesetzt hat. Die Trainerin und Autorin erzählte, dass sie bei der Recherche für einen Roman zum Thema Künstliche Intelligenz nachdenklich geworden sei. Danach begann die Suche nach Fakten.
Handy für 1,5 Jahre?
Diese stellte sie informativ und gleichzeitig unterhaltsam vor. Sie wolle niemanden kritisieren, auch kein business bashing betreiben, sondern sie hoffe, dass man gemeinsam durch den Austausch die Zukunft gut gestalten könne.
Mit einem 45 Jahre alten Seidentuch demonstrierte sie den Wandel unserer Gesellschaft. Wie lange benutze man im Gegensatz dazu ein Handy? 1,5 Jahre. Frage man sich, welche Ressourcen ein Handy benötige? Kaum. Allein 22 Gramm Aluminium, dazu Gold, seltene Erden.
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65 Millionen Tonnen Elektroschrott fallen weltweit jährlich an und die Recyclingquote sei sehr gering, fand die Referentin heraus. Es gebe keinen Materialkreislauf. Aber man selbst könne die elektronischen Helfer einfach länger nutzen. Eine Verlängerung der Lebensdauer eines Laptops von drei auf sechs Jahre verbessere dessen Ökobilanz um 30 Prozent. Auch zur fachgerechten Entsorgung rief Susanne Grohs-von Reichenbach auf, beispielsweise nehme der Mediamarkt alte Handys gegen Einkaufsgutscheine zurück.
Lebendiger, inszenierter Vortrag mit Hemd, Schublade und Krawatte. Foto: MZ
Anhand von übervollen Schubladen rief die Referentin dazu auf, sich generell Gedanken darüber zu machen, was man wirklich brauche, sich nicht verleiten zu lassen, noch ein Tablet oder noch eine Fitnessuhr zu kaufen.
Es gehe aber im Sinne von Nachhaltigkeit nicht nur um die Herstellung elektronischer Geräte, sondern ebenso um deren Betrieb. „Wenn das Internet ein Land wäre, dann stünde es nach den USA und China auf Platz drei des weltweiten Stromverbrauchs“, sagte sie. Oder anders ausgedrückt, „die Informationstechnologie hat denselben ökologischen Fußabdruck wie der Flugverkehr“.
Weniger Mails, Papierkorb leeren
Jetzt zeigte die Vortragende anhand einer Hose mit einer leeren Tasche, was zu tun ist, um bei den Klimazielen mitzuwirken. Daten löschen, weniger Mails verschicken und überflüssige Eingänge wie Newsletter, die man nicht braucht, abmelden, Papierkorb regelmäßig leeren.
Ein Hemd mit einem verkürzten Ärmel versinnbildlichte den Aufruf, die Verweildauer im Netz zu verkürzen. „Brauche ich immer das Internet?“ möge man sich fragen. Für Kopfschütteln in der interessierten Zuhörerrunde sorgte die Bemerkung von Susanne Grohs-von Reichenbach, dass die Hälfte aller Haushalte digitale Helfer wie Alexa besäßen.
Susanne Grohs-von Reichenbach hat Buttons gestaltet. Foto: Susanne Grohs-von Reichenbach
Sie plädierte dafür, nicht bei allen Fragen die digitale Antwort zu suchen. Auch das Streamen sei ein Klimakiller, denn es verbrauche 60 Prozent der Gesamtenergie für das Internet. Über Gaming wolle sie gar nicht sprechen, das sei zu frustrierend.
Für den persönlichen Energiesparkurs hatte die Vortragende noch einige Tipps parat: Dark mode wählen, denn „Schwarz ist das neue grün“, damit könne man bis zu 90 Prozent Strom sparen. Man könne auch Night shift einstellen und damit nicht nur Strom sparen, sondern auch die Augen vor Blaulicht schützen.
Ortungsdienst und Blue tooth ausschalten
Auf jeden Fall aber möge man die größten Stromfresser im Handy, wie Ortungsdienste und Blue tooth ausschalten und lieber auf Flugmodus gehen, wenn man das Internet nicht braucht. Klar sei, so die Referentin, dass der Verbraucher Rechte und Pflichten gleichermaßen habe, aber auch durch die Vielzahl an Möglichkeiten im digitalen Raum überfordert sei.
Das neue netzwerk Think digital green. Foto: MZ
Netzwerk Think digital green
Deshalb wünsche sie sich ein Netzwerk von Menschen, das miteinander das Thema Think digital green verfolge. Mit dem alten Abhebespiel knüpften die Teilnehmer des Kulturstammtisches ein symbolisches Netz. „Wir müssen Vorbild sein“, forderte Anja Gild, Vorbild für eine suffizienten nachhaltigen Umgang mit der digitalen Welt.