Thomas Jarzina – malerischer Fotograf oder fotografischer Maler?
Thomas Jarzina: „Verwandlung“ Foto: RS
Ausstellung in Holzkirchen
Der gelernte Grafiker Thomas Jarzina bereichert das Foyer im Holzkirchner „KULTUR im Oberbräu“ mit einer Serie von künstlerischen Fotoarbeiten, in der er eindrucksvoll zeigt, wie nah Fotografie und Malerei beieinander liegen können und dass der gestalterischen Fantasie keine Grenzen gesetzt sind.
Als studierter Kommunikations-Designer, der bis heute bereits über 3.000 Buchtitel gestaltet hat, ist er in der Gebrauchsgrafik ein alter Hase und obendrein ziemlich erfolgreich. Vorher in Düsseldorf und Köln als selbständiger Kreativer tätig, arbeitet er seit seinem Umzug vor zehn Jahren nach Holzkirchen zusätzlich als Foto-Künstler. Und das ist gut so, bringt er doch mit seiner innovativen Arbeit eine ganz neue Facette in das reiche bildnerische Schaffen unseres Landkreises.
Von konkret zu abstrakt zu konkret
Thomas Jarzina: „Wasser“ Foto: RS
„Begegnungen“ betitelt er das Motto der Ausstellung. Das Plakatmotiv „Wasser“ bezeichnet Jarzina als „wichtiges Bild“. Es hat eine konkrete Grundlage, die durch verschiedene digitale Filter und andere fototechnische Kunstgriffe ins Abstrakte verzerrt wird und durch Weiterführen des Verfremdungsprozesses eine neue Wirklichkeit entstehen lässt und etwa an einen auf eine Glasplatte treffenden Wassertropfen erinnert. Es entstehen abstrakte, bizarre Gebilde, die die farbformalen Eigenschaften der Ursprungsfotos quasi „komprimieren“. Durch intensive Bildbearbeitung am Computer gelangt Thomas Jarzina zu einer eigenständigen Ästhetik. Das Ursprungsbild hat mit dem Ergebnis nichts mehr zu tun.
Fotokunst in Holzkirchen
Durch diese Verdichtung wird eine Sogwirkung erzielt, die den Betrachter zum „Zoomen“ einlädt. Dabei wird er in die Lage versetzt, immer wieder neue Formen und Farben entdecken zu können. Überhaupt weiß der kreative Fotokünstler am Anfang einer Arbeit nie, was letztendlich als Ergebnis herauskommt. So entsteht für ihn ein Bild: „Indem ich aufhöre, daran zu arbeiten. Aber oft fällt es schwer zu entscheiden, wann man aufhören soll. Manchmal geht es schnell, manchmal dauert es Wochen. Man ist mit sich allein, ohne Kontrollinstanz.“
Jedes Bild erzählt eine Geschichte
Thomas Jarzina: „Traum“ Foto: TJ
Das 80 x 80 cm große Bild „Traum“ – die meisten der sechzehn Exponate sind relativ bis ziemlich großformatig – erinnert auf den ersten Blick an eine üppig blühende Blumenwiese. Tatsächlich jedoch verarbeitet Jarzina darin den frühen Tod einer engen Freundin. „In jedem Bild gibt es eine Geschichte.“ Die Bearbeitung von Fotografien habe er „durch den Beruf gelernt“. Auf einmal komme man an den Punkt, wo auch der kritische Künstler sagt: „Das sieht doch toll aus.“.Für berufliche Zwecke wäre oft allenfalls ein Fall für den Papierkorb, was für den freien Fotokünstler vielleicht einmal zu einer gelungen künstlerischen Arbeit wird.
Anders verhält es sich bei „Klang“: Das Bild besteht aus hundert Minibildchen, die zusammenkomponiert worden und dann verzerrt worden sind. In einem derartigen Arbeitsprozess entstehen dann plötzlich ganz neue Farben. Übrigens ist die fototechnische Qualität der Jarzina‘schen Ursprungsbilder nicht entscheidend für das Ergebnis: „Das kann auch ein ganz normales Urlaubsfoto sein.“
Fotografie oder Malerei?
Thomas Jarzina und Kulturchefin Ingrid Huber bei der Vernissage vor Bild „Mohn“. Foto: RS
Auf den ersten Blick könnte man die Fotokunst des Holzkirchners für Malerei halten. Vielleicht werden die Begriffe „gemalte Fotografie“ oder „fotografische Malerei“ der in Bezug auf Formensprache und Farbenpracht opulenten Kunst von Thomas Jarzina eher gerecht. Auf jeden Fall besitzt er mit seiner Arbeit mit dem Computer als Pinsel ein Alleinstellungsmerkmal, was ja gemeinhin als Qualitätsmerkmal betrachtet wird. Ach ja, ein Bild der sehenswerten – weil innovativen – Ausstellung ist wirklich gemalt: „Blumen mit Gold“. Es fällt überhaupt nicht auf.
Di, Do und Fr 16 – 23 h, Mi 10 – 12 und 16 – 23 h, Sa, So 10 – 13 h und 16 – 23 h, Mo geschlossen