Thomas Jarzina: Gemalte Fotos in Holzkirchen
„Metamorphosen“ nennt Thomas Jarzina seine Ausstellung im Kultur im Oberbräu in Holzkirchen. Es sind Fotografien, aber beim Betrachter entsteht der Eindruck von Malerei. Wie er das macht? „Mit spontaner Akribie und emotionaler Technik“, sagt der Fotograf.
Es ist seine dritte Ausstellung in Holzkirchen. Nach „Bildgestalten“ und „Trugbildern“ jetzt also „Metamorphosen“. Verwandlungen sind es, die der aus Düsseldorf stammende Designer und Fotograf mit der Natur anstellt. Er fotografiert Blüten, Blätter, Bäume, Bambusstämme, Landschaften. Dann schaut er sich am Computer die Aufnahmen an. Und handelt spontan, schnell, je nachdem welches Gefühl in ihm aufkommt, setzt er die Bildbearbeitung exakt an. Er lässt sich emotional leiten, hört auf das, was in ihm ist und simultan fliegen die Finger am PC. So lässt sich das oben genannte Paradoxon erklären.
Zum Beispiel nimmt Thomas Jarzina die natürlichen Farben heraus, wie bei dem Bild, bei dem nur noch Töne in Rot und Pink zu sehen sind, verfremdet, malerisch, nicht mehr erkennbar, welches Objekt der Fotograf vor der Linse hatte. Dabei entsteht ein neuer Blick auf die Ranunkeln oder die Kirschblüten oder die Blätter. Neue Bilder vertrauter Objekte sind das, die der Betrachter wahrnimmt. Gemalte Fotos, aber alles mit Technik erzeugt, hinter der die Emotion des Fotografen und sein technisches Wissen stecken.
Oder er verwendet schon beim Fotografieren anderer Techniken. So verwackelt er absichtlich das Bild, bewegt die Kamera so schnell, dass Schlieren über das Bild des Bambus ziehen. Gegenständliches und Abstraktes überlagern und vereinen sich, es kommt zu neuen Strukturen, alte lösen sich auf. Es sieht so aus, als ob der Fotograf der Natur unsichtbare Strukturen ablauscht und über die Technik sichtbar macht.
Darüber hinaus spielt er mit den Farben und dem Betrachter kommt es so vor, als würde er mit den Augen eines anders ausgestatteten Wesens schauen. Das ist nicht nur dekorativ, sondern hat tiefgründige Wirkung.
Zur Unterstützung seiner Fotomalerei verwendet Thomas Jarzina Leinwand als Druckmaterial. Die freie Fotografie ist für ihn ein wichtiger Ausgleich zu seiner Tätigkeit als Buchdesigner. Hier müsse er zielgerichtet arbeiten, tausende von Fotos anschauen und auswählen, was zu einem bestimmten Auftrag passt. Schon 2500 Titel für unterschiedliche Verlage hat der Designer gestaltet.
Als er 2008 mit seiner Familie nach Holzkirchen zog, inspirierte ihn die Voralpenlandschaft dazu, sich der freien Fotografie zu widmen. Aus seiner digitalen Arbeit nutzt er das Know-how und das freie Arbeiten befruchtet seine Designertätigkeit.
Eigentlich wollte Thomas Jarzina mit „diebildstelle“ ein Portal für Fotografie gründen, Anfragen habe es genug gegeben, sagt er, aber er habe keine Zeit sich um die gewerbliche Umsetzung zu kümmern. Sein Interesse liegt jetzt mehr auf der künstlerischen Seite. Wer sich von der faszinierenden Bildbearbeitungstechnik von Thomas Jarzina verzaubern lassen will, die Bilder sind noch bis zum 10. Mai im Kultur im Oberbräu zu sehen.