Premiere in Valley
Thomas Sautner liest aus „Großmutters Haus“. Foto: Petra Kurbjuhn
Seminar in Weyarn und Lesung in Valley
Nicht in Wien, auch nicht in München, sondern in der Schlossbrauerei Valley präsentierte erstmalig Thomas Sautner sein neues Buch „Großmutters Haus“, das es ab Ende Februar im Buchhandel gibt. Vorher hatte er einen ganzen Tag lang 15 Schreiblustigen wertvolle Tipps für das Schreiben gegeben.
Der österreichische Erfolgsautor, der mit seinen Romanen „Fuchserde“, „Milchblume“ oder „Die Älteste“ auch im Landkreis Miesbach eine große Anhängerschaft hat, wird erst am ersten Märzwochenende sein aktuelles Buch in Österreich der Öffentlichkeit präsentieren. Einen Preview aber gab es bereits jetzt.
Größere Mengen von Geldscheinen
Die Zuhörer reagierten begeistert und wollten immer noch mehr über die Geschichte von Malina erfahren. Die junge Frau erhält eines Tages ein Paket ihrer für tot erklärten Großmutter. Daraus ergießen sich größere Mengen von Geldscheinen. Nicht schlecht, denn Malina hat gerade einen nur sehr dürftig bezahlten Teilzeitjob in einer Bücherei. Der Freund ist verheiratet, spricht zwar von zerrütteter Ehe, tut aber nichts.
Zur Beruhigung Malinas aber gibt er ihr den Zweitschlüssel seines Benz. Und mit diesem fährt die junge Großstädterin ins Waldviertel zu „Großmutters Haus“. Sie findet eine alte „faltenschöne“ Frau vor in schwarzem Männerhemd und abgerissenen Jeans, eine Zigarette zwischen Zeige- und MIttelfinger, lässig im Schaukelstuhl sitzend.
Jakob, der nicht spricht
Nun wird dem Zuhörer auch das Titelbild des Buches verständlich, denn Kristyna-Oma präsentiert der Enkelin verschiedene Arten von Joints. Und sie präsentiert ihr Jakob. Jakob, der nicht spricht. Eigentlich wollte Thomas Sautner jetzt seine Lesung beenden, fragte aber „Wollt ihr noch eine Sexszene?“ und ließ sich überreden. Mit Feingefühl und viel Humor hat der Autor diese Szene geschrieben.
Im Waldviertel
Wieder einmal hat der Autor seine Heimat, das niederösterreichische Waldviertel, zum Schauplatz eines zutiefst philosophischen Romans gemacht. Hier, wo viele Menschen noch sehr erdverbunden leben, schöpft er die Weisheit der Protagonisten seiner Bücher.
Viel zu tun beim Signieren. Foto: Petra Kurbjuhn
Der Leser wird hineingezogen in das Geschehen, möchte mehr wissen, womit die Kristyna-Oma ihr Geld verdient. Ist sie womöglich eine Dealerin? Und welche Rolle spielt Jakob? Schläft die Oma etwa mit ihm? Malina lernt eine vollkommen unkonventionelle Großmutter kennen, die ihre Ansichten von Leben, Liebe und Sinn des Lebens auf den Kopf stellt.
Seminar im Bürgergewölbe
Aber es geht in Thomas Sautners Büchern nicht nur um Inhalt und Spannung, sondern ebenso um Sprache. Dazu gab es im Bürgergewölbe Weyarn ein ganztägiges Seminar.
Von Schreibkunst lernen
Erst seit vorigem Sommer bietet der Autor Schreibseminare an und KulturVision e.V. gelang es, ihn in den Landkreis Miesbach zu locken. 15 Frauen hatten sich versammelt, um von seiner Schreibkunst zu lernen. „Und ich will von euch lernen“, sagte Thomas Sautner zu Beginn.
15 Schreiblustige hatten sich eingefunden. Foto: Petra Kurbjuhn
Er lud die Teilnehmerinnen dazu ein, in der japanischen Gedichtform des Haiku eine erste Selbstoffenbarung abzulegen. Wo stehe ich? Was ist mein Anliegen? Warum schreibe ich?
Sehr unterschiedliche Beweggründe zum Verfassen von Texten hatte die Schreiblustigen zusammengeführt. Ob es eine Chronik der Familie ist, die Geschichte der Transformation der eigenen Person oder ein Jugendbuch. Ob es ein fantastisch-fiktiver Roman oder eine knackige Kurzgeschichte ist oder gar ein Marketingtext für ein neues Geschäftsfeld.
Thomas Sautner im Bürgergewölbe Weyarn. Foto: Petra Kurbjuhn
Jede Teilnehmerin hatte die Gelegenheit, bei einem Literarischen Spaziergang durch Weyarn sich darüber klar zu werden, wie die drei ersten Sätze ihres Werkes lauten sollen. Am Nachmittag wurden diese Texte fachkundig und wertschätzend von Thomas Sautner besprochen.
Ein Beispiel. Ich hatte geschrieben: „Ihr zweites Leben begann an ihrem 66. Geburtstag. Kein Witz. Als ihre Freunde an ihrem Ehrentag Udo Jürgens Lied schmetterten, ahnte sie noch nicht, was ihr Leben vier Monate später auf den Kopf stellen würde.“
Würde man gern weiterlesen, hieß es in der Runde und Thomas Sautner wiegte bedenklich sein Haupt. „Kein Witz“, das würde stören, würde den Text auf ein tieferes Niveau senken. Lass es weg, sein Rat. Gut, ich fand es witzig, aber vielleicht gewollt witzig und fügte mich dankbar.
Alle Teilnehmerinnen äußerten sich dankbar über die vielen wertvollen Tipps des Autors, die sie in ihrem Schreiben weiterbringen werden. Der Tag gewann auch durch das gesellige Beisammensein bei Mittagessen und Kaffeepause, wie immer köstlich zubereitet von Petra Kurbjuhn.