Die Geschichte vom Priester und vom Bürgermeister
Abdon Boni (Don Camillo), 2. Bürgermeister Paul Fertl, Fotograf Thomas Schwob, Giulio Bersellini (Peppone)(v.l.). Foto: Isabella Krobisch
Ausstellung in Miesbach
Ein legendäres Gespann der Literaturgeschichte gibt sich in Miesbach die Ehre: Fotograf Thomas Schwob holt Don Camillo und Peppone nach Oberbayern – in Bildern und als launige Vernissagengäste.
Begonnen hat alles mit einem Kamera-Traum, der Leica M 2, die sein Onkel ihm schenkte. Thomas Schwobs Begeisterung für die analoge Fotografie war geweckt. Bei einem Ferienaufenthalt im italienischen Brescello begegnete der Realschullehrer den Originalschauplätzen des Filmklassikers „Don Camillo und Peppone“. Nicht nur Bronzestatuen erinnern in dem kleinen Ort in der Po-Ebene an Giovanni Guareschis Hauptfiguren, sondern zwei Darsteller, die die Geschichte auch heute noch lebendig werden lassen. Sie heißen Abdon Boni und Giulio Bersellini und mimen einen ganzen Tag lang für Thomas Schwob Don Camillo und Peppone.
Eine zauberhafte Bilderserie, analog und in schwarz-weiß fotografiert, entsteht. 25 Motive aus dieser Serie sind nun in der Stadtbücherei Miesbach ausgestellt. Dass die beiden Hauptdarsteller zur Vernissage am 22. Oktober anreisten, versteht sich, denn mittlerweile sind freundschaftliche Bindungen entstanden, die an diesem Wochenende noch vertieft wurden. Denn eine Vielzahl von Besuchern drängte in den Büchereisaal und zeigte sich begeistert von den amüsanten Einlagen, für die Abdon Boni und Giulio Bersellini in ihren Kostümen sorgten.
Blick in die Ausstellung. Foto: Isabella Krobisch
Für Übersetzerin Irina Braginez galt es mehr als eine Stunde lang, die vielen Äußerungen aus übervollen Herzen wechselweise in deutsch oder italienisch zu übertragen. Miesbachs 2. Bürgermeister Paul Fertl erinnerte in seiner Begrüßung, „wie viele humoristische Stunden uns dieser Film beschert hat, in dem die beiden Hauptfiguren in humorvoller Weise ihre Gegensätzlichkeiten ausspielen durften.“
Kulturreferentin Inge Jooß, die sich heuer im Sommer spontan zum Filmfestival nach Brescello aufmachte und auch vom Fieber um Don Camillo und Peppone angesteckt wurde, erzählte, dass Regisseur Dudivier zur ersten Verfilmung des Klassikers 1951 auf den Ort Brescello stieß mit der Kirche auf der einen und dem Rathaus auf der anderen Seite der Piazza. Auf dem Sportplatz wurden Tribünen errichtet, die Kirche bekam ein Vordach, eine riesige Glocke aus Pappmaché und ohne Klöppel entstand.“
Die epische Kraft dieser Bilder von einst ist in Thomas Schwobs Bildern wieder zu finden. Seine sorgfältig gerahmten Fotografien zeigen sowohl die Darsteller an den Originalschauplätzen, diskutierend, gestikulierend, kartenspielend, als auch Details wie die Spiegelung der Kirche im Plasterboden, den Bahnhof, Wandmalereien oder das sprechende Kreuz.
Man zankt sich, man schlägt sich, aber man bleibt Mensch
Um dem jüngeren Publikum Einblick in den Filmklassiker zu geben, ließ Inge Jooß die Geschichte kurz Revue passieren: „Ihr Schöpfer Giovanni Guareschi hat mit Don Camillo und Peppone dem Italien der Nachkriegszeit ein Denkmal gesetzt. Mit dem Priester Don Camillo, der gerne die Ärmel hochkrempelt und nicht vor gewalttätigen Aktionen zurückschreckt, wenn es um die Verteidigung seiner christlichen Vorstellungen geht und mit dem Bürgermeister Peppone, dem überzeugten Kommunisten, der den armen Leuten seiner Gemeinde, die lange Zeit auf Landbesitz, Bildung und Mitsprache verzichten mussten, zu ihrem Recht verhelfen möchte. Beide verbindet die gemeinsame Vergangenheit als Partisanen gegen die Faschisten und für beide gilt: Man zankt sich, man schlägt sich, aber man bleibt Mensch.
Eine dritte Person ist mit im Bunde: der sprechende Christus, mit der Stimme des Gewissens, der alle ideologischen Auseinandersetzungen durch das Prinzip der Nächstenliebe besänftigt.“ Elisabeth Zirngibl sorgte am E-Piano für zauberhafte Musik, unter anderem mit dem Lied „Hilf Herr Jesu, lass gelingen“ – mit Blick auf den sprechenden Christus als den dritten Hauptdarsteller.