Der Ton und die Musik
Helene Andres und Marianne Winter-Andres setzen aufs Miteinander Foto: Karin Sommer
Werkstattkonzerte in Gmund
38 Jahre ist es her, dass Marianne Winter-Andres ihre Töpfersachen in der Oberpfalz einpackte und beschloss, ihr weiteres Leben in der Gmundner Gegend zu verbringen. Immer noch voller Tatendrang verrät die Keramikmeisterin gemeinsam mit Tochter Helene ihre spannenden Zukunftsprojekte.
Doch beginnen wir mit einem Blick in die Vergangenheit. Die erste Werkstatt in ihrer neuen Heimat eröffnete Marianne Winter-Andres am Gmundner Berg. Damals jüngste deutsche Keramikmeisterin, baute sie unzählige Kachelöfen im Landkreis und bildete junge Keramiker Lehrlinge aus. 1987 bezog sie nach einer Komplettsanierung ihr unter Denkmalschutz stehendes Haus in Festenbach, das zur heute bekannten Töpferei Winter-Andres wurde. Zwei Kinder zog sie neben ihrem Geschäftsaufbau groß. Tochter Helene arbeitet heute gemeinsam mit ihr an einer innovativen Weiterführung des eingesessenen Betriebs.
Alt und Jung im Miteinander
Genauso wie in dem vierhundert Jahre alten Haus moderne Elemente in der Innengestaltung eine Selbstverständlichkeit sind, funktioniert auch das Miteinander von Jung und Alt bei den Keramikerinnen unter seinem Dach.
Für Marianne Winter-Andres steht Qualität an oberster Stelle. Sie mischt ihren Ton selbst, fügt ihm effektive Mikroorganismen und eine Portion Humor hinzu, was ihn wunderbar verarbeitbar macht. Sie dreht Krüge in einer Größe, die heute nur noch selten zu finden ist, modelliert, malt Motive und glasiert ihre Stücke. Diese überleben dann auch noch Geschirrspüler, Mikrowellenherd sowie Backrohre.
Kunstvolle Malerei auf traditionellem Krug von Marianne Winter-Andres. Foto: Karin Sommer
Künstlerinnen aus Berufung
Tochter Helene ging nach dem Abitur erstmal ihren eigenen Weg. Nach einem Auslandsjahr in Spanien, dem Besuch der Dolmetscherschule und der Ausbildung zur Heilpraktikerin gab sie doch ihrer künstlerischen Ambition nach. Sie absolvierte die keramische Fachhochschule in Landshut.
Während ihre Mutter sich mehr in der Gefäßkeramik zu Hause fühlt, ist Helene Andres der künstlerische Aspekt der Keramik am wichtigsten. Organisch grobes, rustikales Material formt sich unter ihren Händen. Aber auch feines Porzellan eignet sich für ihre Werke, die durch Klarheit, Präzision und Einfachheit bestechen.
Der künstlerische Aspekt steht im Vordergrund bei den Objekten von Helene Andres. Foto: Karin Sommer
Neues inmitten von Bewährtem
Somit setzt Helene eine neue Bewegung im eingesessenen Familienbetrieb in Gang. Wo es Kunden gewohnt sind, hochwertige, eher konservative Gebrauchskeramik und originelle Dekorationsstücke für Haus und Garten zu finden, treffen sie jetzt auch auf Kunstobjekte. Wo bis vor kurzem alle Produkte glasiert wurden, da stehen jetzt einzelne Stücke ohne Glasur. Der vermeintliche Fehler bringt das Wesentliche zum Ausdruck. Er setzt neue Akzente, offenbart Schönheit, die entsteht, wenn es jemand wagt, alles bis auf das Wesentliche zu reduzieren.
Das reizvolle Miteinander aus Werken von Helene Andres (links) und Marianne Winter-Andres. Foto: Karin Sommer
Die Werkstatt lädt Künstler ein
Doch das Neue im Umgang mit Material und Form, dass in der Zusammenarbeit der beiden Frauen entsteht, ist den beiden noch nicht genug. Sie möchten auch andere einbeziehen in ihr Konzept, dem das Miteinander so wichtig ist. Deshalb haben sie mithilfe von Bildhauer Fabian Diem ihre Werkstatt umgebaut. Aus der klassischen Töpferei-Werkstatt wurde ein Werkraum, der leicht umgestaltet werden kann und Raum für bis zu 30 Besuchern bietet. Stühle, Bänke und Hocker werden hereingetragen. Und so wird aus dem Keramikatelier im Nu ein intimer Raum für Lesungen und Konzerte, in dem sich Künstler ausprobieren können.
Die Schönheit des Unperfekten
Perfekt braucht niemand zu sein, der in der Töpferei auftreten will, nur der Mut, sich vor den Brennofen zu stellen und loszulegen, ist notwendig. Am Ende geht der schwarze Zylinder herum und es gibt Tee und Kaffee für alle, die noch ein bisschen bleiben wollen.
Die Töpferei Winter-Andres bei „Ortschaft der Woche“
Songwriterin Theresa Chanson war schon zu Gast in einem Werkstattkonzert, vor Weihnachten wurde mit Volksmusik Stimmung gemacht und das alte Jahr ließ man mit einer Rauhnachtlesung ausklingen. Auch für das neue Jahr sind schon einige Veranstaltungen programmiert, Interessierte können sich jedoch gerne melden, wenn sie einen kleinen Rahmen suchen, um ihre Kunst unter die Menschen zu bringen.