„Wunderbar“ – Das Rosenmontagskonzert „Mezzo Mix“
Rita Kapfhammer und Tomislav Butorac. Foto: Petra Kurbjuhn
Konzert In Tegernsee
Wer zum Rosenmontag Wert auf gepflegte, niveauvolle Unterhaltung legt, der ist beim traditionellen Konzert von Tomislav Butorac und seinen Salon-Virtuosen im Barocksaal Tegernsee richtig. In diesem Jahr hatte er sich einen Stargast mitgebracht und sich zum Schluss eine Überraschung ausgedacht.
Die Mezzosopranistin Rita Kapfhammer ist nicht nur eine Deutschland weit bekannte Sängerin, sondern sie gab dem Abend auch den Titel: „Mezzo-Mix“. Quer durch alle Genres der Musik sollte der Abend gehen, kündigte Meistergeiger und Moderator Tomislav Butorac an, wobei natürlich die Sängerin den Ton angab. Obwohl, wie sie bemerkte, der Mezzosopran immer nur die schlechten Rollen bekommt, böse Stiefmutter oder Schwiegermutter, von „Carmen“ mal abgesehen.
Großartige Sängerin Rita Kapfhammer. Foto: Petra Kurbjuhn
Und mit „Carmen“ begann der Abend. Rita Kampfhammer, zwar blond, aber in roter rassiger Robe begeisterte mit der „Habanera“. Charmant, leidenschaftlich und mit ausdrucksstarker Stimme nahm sie augenblicklich das Publikum für sich ein. Ihre enorme Vielseitigkeit und Wandlungsfähigkeit gepaart mit einer Stimme, die in der Höhe ebenso wie in der Tiefe brilliert, zeigte sich in diesem Konzert.
Orlovskij und Jungfrau Irmentraud
Ob es das Auftrittslied des Grafen Orlovskij aus der Fledermaus „Ich lade gern mir Gäste ein“ ist oder die Arie der Jungfrau Irmentraud aus Lortzings „Waffenschmied“, Rita Kampfhammer schlüpft in jede Rolle und singt sie mit starker Ausstrahlung, Bühnenpräsenz und Überzeugung.
Ganz in Gold gewandet, wird sie nach der Pause, als es zum Swing und Musical geht, zur grantigen Zwiderwurzn aus Cole Porters „Kiss me Kate“ und überzeugt in den dramatischen Songs von Kurt Weill, in denen es um desillusionierte Frauen geht. Mezzosopran halt.
Zarah Leanders Habanera
Der Kreis schließt sich mit einer „Habanera“, die Zarah Leander einst sang „Der Wind hat mir ein Lied erzählt“. Rita Kampfhammer kopiert nicht die dunkle Stimme Leanders, sondern gibt dem melancholischen Stück ihr eigenes Gepräge, das Publikum ist begeistert.
Das Salonorchester mit Tomislav Butorac. Foto: Petra Kurbjuhn
Das Salonorchester unter seinem Leiter Tomislav Butorac ist nicht nur kongeniale Begleitung, sondern die Musiker zeigen ihre Virtuosität auch in Instrumentalstücken sehr unterschiedlichen Genres. Da darf bei einem Rosenmontagskonzert natürlich Johann Strauß Sohn nicht fehlen und sein Walzer „Frühlingsstimmen“ lässt den Schnee draußen vergessen. Über Wiener Kaffeehausmusik geht es hin zum Swing der Goldenen Zwanziger Jahre.
Tomislav Butorac: Charmante und informative Moderation
Bei Django Reinhardt darf der Gitarrist als Solist brillieren und bei „Love letters in the sand“ der Klarinettist. Tomislav Butorac überzeugt nicht nur durch sein virtuoses Geigenspiel, sondern auch durch seine charmante und informative Moderation.
Hätten Sie gewusst, dass die „Habanera“ aus „Carmen“ und „La Paloma“ von demselben Komponisten stammen? Georges Bizet hat die Melodie einfach in seine Oper eingebaut. Und wussten Sie, dass die Metternichsche Polizeizensur 300 Einwendungen gegen die Texte der „Fledermaus“ hatte? Zu anstößig, zu revolutionär. Und auch das Wiener Publikum war pikiert.
Für mich neu auch, dass der großartige Django Reinhardt Gitarre mit nur zwei Fingern nach einer schweren Verbrennung spielte. All das lernt man beim Rosenmontagskonzert und kann sich außerdem an den wunderbaren Melodien erfreuen, dargebracht von großartigen Musikern.
„Wunderbar“ mit Rita Kapfhammer und Sebastian Schober. Foto: Petra Kurbjuhn
Natürlich gab es eine Zugabe, und was für eine. Dazu wurde eigens eine Person aus dem Publikum geholt, Sebastian Schober, Organisator der Schlosskonzerte Tegernsee, Kantor, Chorleiter und Tenor. Rita Kapfhammer drückte ihm Noten in die Hand und ungeprobt, dafür spontan und authentisch erlebte ein begeistertes Publikum „Wunderbar“ aus „Kiss me Kate“. Wunderbar.
Doch noch Rosenmontagsball: Rita Kapfhammer und Sebastian Schober. Foto: Petra Kurbjuhn