„Tomorrow“ – oder schon heute?

Cyril Dion und Mélanie Laurent. Foto: www.tomorrow-derfilm.de

Filmmatinee im Rahmen von „Anders wachsen“ in Holzkirchen

Inspiriert und optimistisch gingen die Zuschauer am vergangenen Sonntag aus der Vorführung des Filmes „Tomorrow“ im Foolstheater nach Hause. Die Welt ist voller Lösungen, so der Untertitel, und diese gibt es auch im Landkreis Miesbach.

Die Sonntagsmatinee im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Anders wachsen“ hat eingeschlagen. Das Foolskino war nahezu ausverkauft, ein Zeichen dafür, dass sich viele Menschen dafür interessieren, wie man die Welt ein Stückchen besser machen kann.

Der mit einem César ausgezeichnete Dokumentarfilm „Tomorrow“ kam 2016 in die Kinos und lockte allein in Frankreich eine Million Zuschauer an. Ausgangspunkt ist eine Studie, die in der renommierten Zeitschrift „Nature“ erschien, nach der der Menschheit nur noch 20 Jahre bleiben, um das Ruder herumzureißen. Ressourcenknappheit würde zu Kriegen und letztlich zu einem totalen globalen Kollaps führen.

"Tomorrow"

Die Schauspielerin Mélanie Laurent und der Autor und Regisseur Cyril Dion machten sich auf den Weg, denn sie wollten nicht in den Chor der Weltuntergangsprophezeier einstimmen. Sie fanden Menschen und Initiativen, die Lösungsmöglichkeiten schon heute aufzeigen, um das Leben auf dieser schönen Erde auch für unsere Nachkommen zu garantieren. In fünf Kapiteln erzählen sie von ihren Erfahrungen.

"Tomorrow"
Die Initiatorinnen von Incredible edible. Foto: www.tomorrow-derfilm.de

Das erste Thema betrifft die Ernährung. Stimmt es, dass nur über industrielle Landwirtschaft die Ernährung der Menschheit gesichert ist? Nein, erfahren die Filmemacher, das ist ein Märchen, denn den überwiegenden Teil der Nahrungsmittel liefern Kleinbetriebe. Sie finden Initiativen, wie Incredible edible, die in Städten und Gemeinden jeden freien Platz zum Anbau von Gemüse nutzen, sie besuchen eine Permakulturgärtnerei, wo Basilikum, Tomaten und Weintrauben übereinander wachsen und sich gegenseitig unterstützen.

Auch zum Thema Energie stoßen die beiden Aktivisten auf Vorbilder. Städte, die autark werden wollen, wie Kopenhagen, wo aus Biomasseabfall Strom produziert wird oder Island, das bereits autark aus der Geothermie schöpft. Die Lösung, so Jeremy Rifkin, ist die Regionale Versorgung mit Kleinanbietern. Zudem könne man mehr als die Hälfte des Energieverbrauchs vermeiden. Ausgerechnet in San Francisco besuchen die beiden Protagonisten eine Müllanlage, wo wertvoller Kompost aus Biomüll produziert wird und wo das Ziel „Zero Waste“ heißt, also Null Abfall, der gesamte Müll also nicht verbrannt, sondern aufbereitet wird.

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Der Gründer der Transistion Towns Rob Hopkins. Foto: www-tomorrow-derfilm.de

Rob Hopkins ist der Vater der Transition Towns, von denen es mittlerweile 1200 weltweit gibt. Der Visionär bringt mit seinen Sprüchen eine Menge Humor in den Film. Er meint, wenn wir auf einer einsamen Insel stranden würden, wären wir noch nicht einmal in der Lage uns gegenseitig aufzufressen, so blöd wären wir. Man müsse einfach wieder zum Selbermachen zurückkehren, ob es Nahrungs- oder Energieproduktion sei. Dazu gehöre auch eine lokale Währung. Und ein David Bowie auf der Pfundnote wäre doch viel attraktiver als die ewige Queen.

Wirtschaft und Geld also als drittes Thema und der Zuschauer erfährt, dass die Banken Geld durch Schulden produzieren. Besser wäre es, in einem geschlossenen System eine eigene Währung einzuführen, die nur der regionalen Wirtschaft zugute kommt, so wie es schon an vielen Orten weltweit gemacht wird. „Wir dürfen nicht andere über unsere Zukunft bestimmen lassen“ sagt eine Aktivistin von BALLE, einem Netzwerk relokalisierter Wirtschaft in den USA. „Wir machen das selbst.“

"Tomorrow"
Wissenschaftlerin und Umweltaktivistin Vandana Shiva. Foto: www.tomorrow-derfilm.de

Und schon ist man im Thema Demokratie. Vandana Shiva, Wissenschaftlerin und Umweltaktivistin erklärt, dass man durchaus gegen Gesetze rebellieren darf, wenn sie dem Grundgesetz, nämlich der Verantwortung gegenüber unserer Erde, widersprechen. Beispiel Island, wo die Bürger eine neue Verfassung einforderten. Politik könne jeder machen, man müsse sich einmischen, heißt es. Aber das müsse man lernen.

Zum Thema Bildung reiste das Team nach Finnland und fand, dass es in der Bildung in erster Linie um Vertrauen gehe. Nicht um Vergleiche oder Rating, sondern um soziale Kompetenzen. Um diese zu vermitteln, nutze man alle Methoden wie Montessori oder Steiner, Hauptsache, das Ergebnis stimmt, dass die Kinder je nach Veranlagung gefördert werden.

Fazit: Von den USA bis Indien gibt es kreative Menschen, die alternative Möglichkeiten ausprobieren, die ihre Freiheit und Verantwortung wahrnehmen. Jeder hat die Macht, etwas zu tun. Jetzt!

Wer Lust hat, im Landkreis Miesbach, kreative Ideen umzusetzen, sich Mitstreiter zu suchen oder einfach nur vorbeizuschauen, der ist herzlich eingeladen bei der „Anders wachsen-Wirkstatt“. Sie trifft sich an jedem 3. Donnerstag im Monat um 19.30 Uhr in der Weyhalla in Weyarn. Nächster Treff ist am 16. November. Hier finden Sie das gesamte Veranstaltungsprogramm „Anders wachsen“.

Und hier können Sie Berichte vergangener „Anders wachsen“-Veranstaltungen nachlesen:

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