Ein musikalisches Fremdgehen
TonArt Sauerlach-Holzkirchen. Foto: Winfried Bongart
Oper in Holzkirchen
Der Chor TonArt Sauerlach-Holzkirchen wird erstmalig in seiner Geschichte eine Oper singen und hat sich dazu Verstärkung von Klassik Chor München gesucht. Am Sonntag, 18. Juni 2023 führen die Chöre mit Solisten und Orchester „Semele“ von Georg Friedrich Händel im Festsaal des KULTUR im Oberbräu Holzkirchen auf.
Eigentlich soll Semele heiraten, aber sie flieht mit ihrem heimlichen Geliebten Jupiter. Diese Fremdgehaffäre steht im Zentrum der Handlung dieses Werkes. Aber auch der Chor TonArt geht fremd, wenn er sich einem neuen musikalischen Genre zuwendet. War es bisher Chormusik aus verschiedenen Musikepochen, wagt sich der Chor mit seinem Chorleiter Clayton Bowman an die Oper. Der Chor möchte mit diesem außergewöhnlichen Vorhaben Menschen für Chormusik begeistern, neue Publikumskreise ansprechen und damit auch neue Mitglieder werben. Er will aber auch mit dem Start in die Oper eine neue Aufführungsart erproben, die bisher aufgrund des hohen Aufwandes und der hohen Kosten Laienensembles im ländlichen Raum verwehrt blieb.
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TonArt konnte das Projekt mithilfe einer Förderung von Neustart Kultur realisieren. „Bedingung für die Förderung war, dass wir mit dem Projekt einen Impuls für die Laienkultur im ländlichen Raum setzen“, erklärt Inge Bongart. Die Schriftführerin des Vereins betont, dass man dabei ein Gemeinschaftsprojekt ins Leben gerufen habe, bei dem sich die örtlichen Schulen einbringen. Zudem wird es eine interaktive Werkeinführung durch den Schlierseer Musiker Timm Tzschaschel im Bistro des KULTUR im Oberbräu geben.
Klassik Chor München. Foto: privat
„Es war eine große Herausforderung für uns, halbszenisch eine Oper zu singen“, sagt Inge Bongart. Aber gemeinsam habe man eine Aufnahme der Oper „Semele“ angeschaut. „Das war für uns faszinierend“, meint sie. Die Musik sei sehr gefällig und so wage man sich jetzt an dieses Experiment. Derzeit proben noch beide Chöre getrennt, zum Schluss aber werden alle 60 Mitwirkenden gemeinsam proben.
Dirigent Clayton Bowman. Foto: Christian Palm
Clayton Bowman begründet die Wahl der Oper damit, dass der Choranteil in dieser Händeloper höher ist als in anderen Opern. „Und musikalisch ist das Werk fantastisch“, schwärmt er. Es werde selten aufgeführt, aber im Sommer im Münchner Prinzregententheater zu sehen sein.
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Um dem Publikum die Handlung aus der griechischen Mythologie zugänglicher zu machen, da auch der Chor in englischer Sprache singe, werde es Übertitel in deutscher und englischer Sprache geben. „Und die szenischen Elemente machen die Dramatik der Handlung konkreter“, erklärt der Dirigent. Neben sechs Solisten wird ein Orchester mit historischen Barockinstrumenten die Vorstellung bereichern. „Händel wird glänzen“, ist Clayton Bowman überzeugt.
Dieser Text erschien in der 39. Ausgabe der KulturBegegnungen, auf Seite 17.