Alltag im Krieg

Ukraine – Alltag im Krieg

Fritz Weigl erläutert Erika Brown und Ludger Wolter von amnesty international ein Foto. Foto: MZ

Ausstellung in Holzkirchen

Eine Ausstellung mit Fotografien der Agentur Ostkreuz eröffnete jetzt Fritz Weigl, Gruppensprecher von amnesty international Miesbach, in der vhs Oberland in Holzkirchen und führte Interessierte durch die bewegende Präsentation.

Er erinnerte an die Ausstellung des Schlierseer Fotografen Florian Bachmeier „Leben an der Front“, die im Sommer im Schlierseer Pfarrheim zu sehen war. „Diese Fotos hier sind nicht so drastisch, haben aber eine ähnliche Suggestivkraft.“

Lesetipp: „Leben an der Front“ – Florian Bachmeier

Fritz Weigl startete seine Einführung zur Ausstellung mit einer knappen Chronologie der Ereignisse in der Ukraine im Oktober 2024. Mit dem Titel aus der taz vom 3. Oktober: „Die Friedensbewegung ist gestorben“ über die Feststellung, dass 44 Prozent der Ukrainer für eine Teilkapitulation sind, bis hin zu den neuerlichen Großangriffen von Putins Armee reichte seine Zusammenstellung.

Mit persönlichen Eindrücken zu den einzelnen Fotografien lud das Gründungsmitglied von ai zum Rundgang ein. Die Ausstellung mit Fotografien von Emile Ducke, Sebastian Wells und Johanna-Maria Fritz habe ai mit Fakten aus dem Angriffskrieg Putins ergänzt, sagte er. So entstand eine Präsentation aus Fotografien mit Begleittexten.

Wie leben die Menschen in der Ukraine ihren Alltag im Krieg?

„Am 24. Februar 2022 weitet Russland seinen seit 2014 andauernden Krieg gegen die Ukraine in einen vollumfassenden Angriffskrieg aus – ein Akt der Aggression und ein Völkerrechtsverbrechen.“ Mit diesen Worten startet der Einleitungstext. Die Ausstellung solle zeigen, wie die Menschen ihren Alltag leben. Wie versuchen sie Hoffnung und ein Stück Normalität zu bewahren?


Die mit Sandsäcken geschützte Statue der Fürstin Olga. Foto: Ostkreuz

Das erste Foto sieht aus wie eine Skulptur der Miesbacher Künstlerin Lisa Mayerhofer, entpuppt sich aber als aufgestapelte Sandsäcke, die die Statue der Fürstin Olga, eine Nationalheilige, schützen sollen. Sie sei für die Ukrainer gerade jetzt besonders wichtig, weil sie die Verbindung mit dem Westen gesucht habe, erklärte Fritz Weigl.

Vor dem Foto des Esszimmers eines Hauses in Butscha sagt er: „Die Menschen fehlen und es kommen Fragen auf: Wo sind die Bewohner? Was wollten sie feiern? Konnten sie sich retten?“ Das Foto entstand im April 2022, nach dem Abzug der russischen Truppen, die hier zahlreiche Menschenrechtsverletzungen begingen. „Die russischen Streitkräfte folterten, vergewaltigten und erschossen Menschen auf offener Straße“, ist zu lesen.


Zwei Bildtafeln. Foto: MZ

Ein 11-jähriges Mädchen sitzt unter einem Tisch auf dem Teigkugeln liegend und schaut verängstigt, ein Handy in der Hand. „Sie ist unsicher, ob der Tisch ein Schutzpolster ist“, sagt Fritz Weigl. Das Foto zeige einen intakten Raum mit einem Störfaktor.

Die zweifelhafte Rolle der Kirche in diesem Krieg, insbesondere die Haltung des Moskauer Patriarchen Kyrill I. erwähnt Fritz Weigl anhand zweier Fotos, die die Gefährdung kultureller sakraler Schätze dokumentieren.

Überlebensstrategien

Spielen als Überlebensstrategie, so interpretiert der ai-Sprecher ein Foto, das einen Soldaten auf Heimaturlaub zeigt mit seinem Kind das er im Kreis herumwirbelt am menschenleeren Strand. Die Mutter sei nur als Schatten sichtbar.

Alltag im Krieg
Fritz Weigl bei seiner Einführung. Foto: MZ

„Auch Tiere sind Opfer von Putins Krieg“, kommentiert er ein Foto, das einen Mann in einem Schlauchboot zeigt, in dem er auch einen Katzenkorb transportiert. Das Foto entstand nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms durch die russische Armee und die folgende Überschwemmung.

In einem Café in Lwiw sitzen junge Menschen zusammen und spielen Schach. „Überleben im Café“, sagt Fritz Weigl, während im Hintergrund aufgestapelte Sandsäcke sichtbar sind.

Diese und weitere Fotografien der Fotoagentur Ostkreuz sind seit 2022 auf Wanderschaft in deutschen Städten. Seit Beginn dieses Jahres hat amnesty international die Präsentation mit Texten bereichert. Jetzt ist sie auf Einladung von ai Miesbach bis zum 8. Dezember n der vhs Oberland Holzkirchen, Heimbucherstraße 1 montags bis freitags von 8.30 bis 20 Uhr zu sehen. Anschließend zieht sie weiter nach Gauting zu ai Würmtal, dessen Vertreter Ludger Wolter zur Vernissage in Holzkirchen kam.

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