Hilft gegen Corona-Blues: Ukulele spielen
Immer für einen Schmäh gut und mit Leidenschaft beim Ukulele-Spiel: die Kursleiter Christof Birkmayer und Michi Roselieb (v.l.). Foto: IW
Seminar in Niederösterreich
Diesen Sommer reisen wir anders. Wir schauen uns Deutschland und die Nachbarländer an – und nutzen vielleicht die Zeit, auch dieses oder jenes Seminar zu besuchen, um Dinge zu erlernen, die uns Freude machen. Kleine Reisen – große Glücksgefühle. Zum Beispiel ein verlängertes Wochenende im niederösterreichischen Waldviertel an der GEA Akademie der Waldviertler Schuhwerkstätten: mit Ukulele Kurs.
Kann ich das? Noch nie probiert. Ich bin gar nicht musikalisch. Kenne gar keine Noten … Hab viel zu dicke/kleine/kurze/krumme/ungeschickte Finger – wie soll das bittschön gehen? Erkennt Ihr Euch wieder?
Einfach mal ausprobieren
Die gute Nachricht vorab: Ukulele spielen ist (fast) kinderleicht. Mit nur vier Saiten ausgestattet, liegt der kleine „hüpfende Floh“, so die hawaiianische Bedeutung, leicht in den Händen – und bringt große Freude. Das richtige Instrument also, bei dem sich sofort ein Gute-Laune-Gefühl einstellt. Und recht schnell die ersten Erfolge. „Ukulele für die Seele und die Seele macht oléle!“, bringt es eine Teilnehmerin begeistert auf den Punkt.
Die beiden Kursleiter Christof Birkmayer und Michi Roselieb sind ein eingespieltes Team. Sie bringen ihre eigene Liebe zur Ukulele mit Begeisterung unter die Leute. Schon nach ein paar Stunden haben sie den Ukulele-Anfängern die grundlegenden Akkorde und Schlagmuster beigebracht. Und rasch entfernt sich die Gruppe auch schon vom anfänglich noch etwas mühsamen, aber bereits sehr rhythmischen Üben der Akkorde hin zu den ersten Liedern. Und da haben die beiden ein schönes Potpourri zusammengestellt, bei dem das „zwanglose“ und „absichtslose“ Musizieren auf diesem wunderbar handlichen Instrument richtig Spaß zu machen beginnt.
Konzentration am Anfang – umso größere Freude später. Foto: IW
Viele Gute-Laune-Songs
Von eingängigen Beatles-Hits wie „Hey Jude“ über Blues, Rock & Country, deutsches Volksliedgut, Weihnachts- und Wienerlieder bis zu Deutschrock ist alles dabei. Ein umfangreiches Songbook voller Ohrwürmer und Gute-Laune-Songs wird an diesem Wochenende erarbeitet.
Sommer im Waldviertel
Die Räume sind gut durchgelüftet, die Abstände gewahrt und mit den in Österreich schon etwas weiter gelockerten Maßnahmen, die noch mehr auf „Hausverstand“ und Eigenverantwortung setzen, scheint das Gespenstige der letzten Monate wie weggeblasen. Der Sommer ist da im Waldviertel, über das wir ja immer wieder einmal ins Schwärmen geraten. Störche brüten auf einem Dach in der Stadtmitte von Schrems. In den großzügigen Seminarräumen der GEA Akademie sind außerdem die Schuhmacher am Werke, die sich ein eigenes Paar der berühmten Waldviertler Schuhe anfertigen. Von den „Energieströmern“ hört und sieht man wenig, während die Schnitter hungrig und gutgelaunt mit ihren Sensen von der Wiese kommen. Jeweils vier Kurse können wieder an den Wochenenden stattfinden. Zum Glück.
Lesetipp: Wo man still wird – Granit im Waldviertel
Wieder Leben in der Akademie
Dass endlich wieder Leben auf dem Gelände ist, freut die Organisatoren der Seminare und Workshops. Sogar aus dem Landkreis Miesbach steht ein bekannter Name auf dem Programm: Markus Bogner vom Boarhof am Tegernsee gibt einen Kurs über Permakultur. „Die Akademie lebt von den Menschen“, sagt Renate Gönner, „es war viel zu still in den letzten drei Monaten“.
Die Erleichterung steht ihr ins Gesicht geschrieben, dass sowohl der Seminarbetrieb als auch der Verkauf wieder laufen. „Die komplette Frühjahrskollektion muss noch unter die Leute, damit die Lager wieder frei sind“ erläutert sie. Und natürlich bräuchten sie auch dringend den Umsatz. Noch ist die Corona-Unterstützung Österreichs, mit der die Gehälter der knapp 150 Mitarbeiter drei Monate weitergezahlt werden sollten, nicht angekommen. Das ist eine riesige Herausforderung für das kleine regionale Unternehmen, bei dem Fairness und die Gemeinschaft an oberster Stelle stehen.
Renate Gönner und Heini Staudinger bei der GEA Akademie. Foto: IW
Der Waldviertler „Schuhrebell“ Heini Staudinger ist auch im Landkreis Miesbach kein Unbekannter. Auf Einladung von KulturVision war er bereits als Impulsredner bei der 1. Spurwechselkonferenz 2013 dabei. Auch zum Thementag Schrumpfen oder Anders wachsen? bei unserem Partner Kulturbrücke Fratres befeuerte er die Podiumsdikussion mit seinen Visionen und Ideen.
Die drei Firmengrundsätze, unter denen er die Waldviertler Schuhwerkstätten, die GEA Akademie samt ehemals leerstehenden Hotel Sonne, eine Möbelwerkstatt und zahlreiche Hilfs-Projekte in Afrika betreibt, sind gerade jetzt aktueller denn je:
„1. Scheiß di ned au! 2. Bitte, sei ned so deppat! …und 3. Orientiere dich an der Liebe!“ Und, weil Heini niemals einen Nine-to-Five-Job macht, ist auch er das ganze Wochenende unter den Leuten und tauscht sich mit diesem und jenen rege aus.
Wir sind alle „Gast auf Erden“ – der GEA-Transporter fährt mit Strom. Foto: IW
Am Sonntagmittag, nach knapp 14 Stunden Ukulele-Kurs, kann sich schließlich das kleine Abschlusskonzert der Ukulele-Anfängergruppe hören lassen. Und die Zuhörer staunen nicht schlecht, was man mit null Vorkenntnissen in einer so kurzen Zeit lernen kann. Vor allem aber haben alle gemeinsam eines erfahren: Ukulele spielen macht glücklich – und sogar süchtig. Natürlich gibt’s auch einen Fortgeschrittenenkurs. Dazu muss man dann das verzwickte „Always Look on The Bright Side Of Life“ von Monty Python spielen können – das so einfach klingt, aber eine echte Herausforderung ist. Trotzdem, einige werden sich dann sicherlich wiedersehen. Bis dahin jedoch heißt es üben, üben, üben und die Sonne ins Herz hineinscheinen lassen.