Ein nicht ganz unschuldiger Engel

Pauli Engel und Julinka Reinhardt (r.) sind verbunden durch Geheimnisse und Lügen. Foto: Selina Benda

Premiere Holzkirchner Komödchen

Ein grobschlächtiger Antiquitätenhändler, eine gesellschaftlich abgestiegene feine Dame und eine Menge Geheimnisse – das Ensemble des Holzkirchner Komödchens bringt mit „Der Unschuldsengel“ eine Komödie auf die Bühne, welche nicht mit Klischees geizt und die Lachmuskeln des Publikums reizt.

Es ist ebenso, wie das Leben spielt: es begegnen sich eine Frau und ein Mann und ihre Leben verschmelzen zu einem gemeinsamen Schicksal. Doch so leicht macht es Autorin Cornelia Willinger den beiden Protagonisten ihres Erfolgsstücks „Der Unschuldsengel“ nicht.

Neu aufgerollt bringt Regisseurin Lydia Starkulla mit dem Ensemble des Holzkirchner Komödchens diese Komödie derzeit auf die Bühne im FoolsTheater des KULTUR im Oberbräu Holzkirchen und holte das Premierenpublikum am Ostersonntag mit einer großen Portion Humor ab.

Der Engel wird zum Lebensretter

Darsteller Jochen Geipel verkörpert die Rolle als zwielichtiger Entrümpler Pauli Engel wie kein zweiter. Als „seriös, unbürokratisch und bayrisch“ bezeichnet dieser sich selbst – als brummig, chaotisch und kriminell angehaucht würden es seine Mitmenschen tun. Ganz vorne an wohl Julinka Reinhardt, die in diesem Stück genial von Monika Stahuber-Tóth gespielt wird.


Als die Societylady Julinka in sein Leben stolpert, dreht sich Pauli Engels Leben um 180 Grad. Foto: SB

Als ihm diese bei ihrem Selbstmordversuch auf der Wittelsbacher Brücke in München vor den Wagen läuft, ist Pauli Engel nämlich alles andere als begeistert. Doch weil beide aufgrund ihrer Geheimnisse den Kontakt mit den Behörden scheuen, nimmt ihr gemeinsames Schicksal seinen Lauf.

Zwei Welten treffen aufeinander

Denn wie die neugierige Nachbarin Vroni schnell herausfindet, handelt es sich bei der hübschen Dame, die der Entrümpler Pauli Engel mit in seine Werkstatt geschleppt hat, um die Erbin eines Strumpffabrik-Imperiums und damit Multimillionärin. Doch ihr ganzes Vermögen ist futsch und damit auch ihre gesellschaftliche Stellung in der Schickimicki-Gesellschaft von München.


Hatten so einige Lacher auf ihrer Seite: (v.l.) Renate Grötsch als Frau Dietzel, Monika Stahuber-Tóth als Julinka Reinhardt und Jochen Geipel als Pauli Engel. Foto: SB

In ihrer Rolle als zeitweise demente und doch spitzfindige Nachbarin von Pauli Engel, sorgt Gisela Emmi Riedl für so manchen Lacher im Publikum. Doch von der bisherigen Stellung Julinkas lässt sich der grobschlächtige Entrümpler nicht beeindrucken. Ganz im Gegenteil, er lässt die „ogschmiade Zupfgeign“, wie er sie nennt, deutlich spüren, wie ungerecht er die große Schere zwischen dem arbeitenden Volk und der High Society findet.

Ungebetene Gäste und ein Unschuldsengel

Mit Organisation und finanziellen Sicherheiten hat es der chaotische Grantler nämlich nicht so, zumindest Letzteres haben er und sein unfreiwilliger Gast nun gemeinsam. Die wittert ihre Chance, unbemerkt von den Paparazzi in der unscheinbaren Werkstatt Unterschlupf zu finden und so gehen sie einen Deal ein, der beiden gewisse Vorteile bringen soll. Doch die beiden haben ihre Rechnung ohne ein paar Gäste gemacht, die ihnen mit der Zeit immer mehr Probleme ins Haus schleppen werden.


Eins kommt zum anderen und die Geheimnisse kommen nach und nach auf. Foto: SB

Ganz vorne dran die Ex-Freundin von Pauli Engel, die Politesse Chantal, gespielt von Steffi Wagner. Die möchte ihrem ehemaligen Geliebten nämlich unbedingt eins ausschmieren und schnüffelt ein bisschen zu viel in der Geheimniskiste der beiden herum. Auch der Kommissar Süß (Karl Jakob) kommt ein paar Mal zu oft zu Besuch in die Werkstatt und das ungleiche Duo kommt immer mehr in Bedrängnis.

Geheimnisse und Schicksale

Ihren Teil zum Chaos trägt auch die hinterlistige Antiquitätenhändlerin Frau Dietzel bei, herausragend dargestellt von Renate Grötsch. Immer wieder bringt sie mit ihren undurchsichtigen Aufträgen den naiven Pauli Engel in die nächste Zwickmühle. Ein ganz besonderer Auftrag sorgt dann dafür, dass das Fass überläuft und sich der Kunstfälscher seit Kindheitstagen noch weiter in kriminelle Geschäfte verstricken lässt.


Pauli Engel ist kein Unschuldsengel und das wird ihm und Julinka bald zum Verhängnis. Foto: SB

Doch Julinka findet mit der Zeit gefallen an der Arbeit in der Werkstatt und auch an ihm und versucht ihm zu helfen. Die beiden nähern sich an und Pauli verrät seiner Geliebten sein größtes Geheimnis. Als dann jedoch noch der neue und ambitionierte Polizei-Obermeister und Verlobte von Chantal, Kurti (Markus Stahuber) hinzukommt, fällt das Kartenhaus aus Lügen, Geheimnissen und Absprachen in sich zusammen und das Schicksal nimmt seinen Lauf.

Spiel mit den Klischees

„Der Unschuldsengel“ des Holzkirchner Komödchens ist zutiefst bayrisch, kurzweilig und kommt mit so viel hintersinnigem Witz daher, dass es eigentlich nicht möglich ist, nicht zu lachen. Es wird mit einfachen Klischees gespielt, die nicht nur die Münchner Schickeria, sondern auch gewisse Gesellschaften des Tegernseer Tals auf die Schippe nimmt.


Regisseurin Lydia Starkulla (Mitte) beim Schlussapplaus der Premiere. Foto: SB

Arm und Reich, Mann und Frau, Geliebte und Ex-Geliebte, Polizist und Krimineller und die zwielichtigen Antiquitätenhändler sowieso – keiner kommt in diesem Stück davon, ohne sein Fett weg zu kriegen. Wieder einmal hat es Regisseurin Lydia Starkulla geschafft, mit dem Ensemble des Holzkirchner Komödchens ein Stück für die Hirnwindungen und Lachmuskeln zu kreieren. Besonders hervorzuheben sind dabei auch die geniale Kulisse sowie Kostüm und Maske in diesem Stück.

Zum Weiterlesen: Unter dem Deckmantel der Toleranz

Das Holzkirchner Komödchen spielt „Der Unschuldsengel“ noch an folgenden Terminen: 05.04. (20 Uhr), 06.04. (20 Uhr), 13.04. (20 Uhr), 14.04. (18 Uhr), 18.04. (20 Uhr) und 21.04. (18 Uhr). Karten gibt es im Vorverkauf und an der Abendkasse im KULTUR im Oberbräu Holzkirchen.

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