„Unsere wunderbaren Jahre“ in der ARD
Das Filmteam mit Peter Prange und Robert Krause (l.). Foto: Nicola Nauen
Neuer Mehrteiler in der ARD
Am kommenden Mittwoch, 18.3. um 20.15 Uhr strahlt die ARD den ersten Teil von „Unsere wunderbaren Jahre“ aus. Das Drehbuch zu diesem Mehrteiler nach dem berühmten Buch von Peter Prange schrieb Robert Krause aus Miesbach gemeinsam mit Florian Puchert. Im Interview erzählt er von seinen Projekten.
Ich erreiche Robert Krause, Honorarprofessor für Drehbuch an der Hochschule für Film und Fernsehen, telefonisch während eines Workshops bei der UFA in Babelsberg. Er hat sich in den letzten Jahren intensiv dem Drehbuch gewidmet, sowohl dem eigenen Schreiben als auch Workshops.
Robert Krause, Florian Puchert und Peter Prange (v.l.). Foto: Robert Krause
In der Freien Drehbuchschule CLUB23, einem weltweit einzigartigen Projekt, vermittelt er Autoren in 23 Tagen, wie man das komplette Drehbuch zu einem Film verfasst, mit Schreibtechniken, Kreativmethoden und Tipps aus seinem langjährigen Schaffen.
Jetzt also „Unsere wunderbaren Jahre“. Das Buch von Peter Prange beschreibt die Geschichte der BRD, der D-Mark, des Wirtschaftswunders. Es geht um die bewegende Familiengeschichte des Fabrikanten Wolf und seiner drei Töchter, beginnend mit der Währungsunion und endend mit der deutschen Wiedervereinigung.
Ulla Wolf und Jürgen Vielhaber erhalten ihr „Kopfgeld: 40 D-Mark für jeden. Foto: WDR/UFA Fiction / Willi Weber
Unter der Regie von Elmar Fischer spielen Elisa Schlott, Ludwig Trepte, David Schütter, Katja Riemann, Thomas Sarbacher, Anna-Maria Mühe und andere.
Robert Krause im Interview
MZ: War das eine Auftragsarbeit?
RK: Es war eine Art Casting. UFA und WDR haben Florian und mich gefragt, ob wir das Buch adaptieren wollen, aber auch andere Autoren. Das ist bei einer solchen großen und teuren Produktion üblich. Unser Konzept hat dann überzeugt.
MZ: Was steht im Fokus Eures Konzepts?
RK: Die zentrale Idee ist, dass wir die drei Töchter zu starken handelnden Figuren gemacht und ins Zentrum gestellt haben.
MZ: Heißt das, dass Ihr in jedem der drei Filme die Geschichte einer Tochter erzählt?
RK: Das war im Gespräch, aber wir haben dann die verschiedenen Handlungsstränge in den drei Teilen immer wieder zusammengefügt.
Eduard und Gundel gehen die Unterlagen der Bestellung durch. Foto: WDR/UFA Fiction / Willi Weber
MZ: Was ist das Wichtigste beim Drehbuchschreiben nach einem Buch?
RK: Der Film verlangt nach einem stringenten Plot mit starken Aktionen. Im Roman kann man viel episodischer erzählen. Die Herausforderung bestand darin, die Figuren von Peter Prange zu erhalten und sie in eine starke Handlung zu bringen. Wir haben jetzt auch nur ein Drittel des Buches verfilmt. Das war gut so, weil wir dann eine geschlossene Welt in einem festen Zeitraum haben.
Peter Prange und „Unsere wunderbaren Jahre“
MZ: Ist Peter Prange mit dem Resultat zufrieden?
RK: Er hat sich gefreut, dass sein Buch verfilmt wird und schon relativ früh eine Fassung gelesen und war irritiert. Wir mussten für die Handlung einiges dazu erfinden, wir haben also frei modifiziert. Das war für ihn, da es wohl eine persönliche Geschichte ist, vielleicht schmerzvoll, wenn die Figuren jetzt anders handeln. Aber mit einer späteren Version, wir haben acht geschrieben, war er dann zufrieden. Er meinte, er habe Episoden aus der Realität in einen Roman gebracht und wir Schlawiner hätten Episoden aus dem Roman in den Film gebracht. Aber wir waren sorgsam, haben seinen Kosmos erhalten und sind würdevoll mit dem Roman umgegangen.
Robert Krause und Florian Puchert am Set. Foto: Robert Krause
MZ: Wie kann ich mir vorstellen, dass Ihr zu zweit ein Drehbuch schreibt?
RK: Wir haben eine eigenartige Art entwickelt, bei der die Stärke des Autors im Mittelpunkt steht. Wir bauen zusammen die Grundarchitektur auf und besprechen sie dann mit Regisseur, Produzent und Sender. Danach schreibt Florian vormittags und ich klicke mich am Nachmittag ein und überarbeite. Danach analysieren wir gemeinsam und Florian macht seine Veränderungen und ich meine. So hat jeder alles durchgearbeitet.
MZ: Ist es nicht schmerzlich, wenn der andere in Rot herumkorrigiert?
RK: Es tut schon weh, aber irgendwie ertragen wir es. Wir arbeiten ja schon seit Jahren so, führen eine Schreibehe. Und ich korrigiere nicht mehr in Rot, sondern in Beige.
Christel Wolf kann nicht verstehen, warum ihre Tochter Margot sich freiwillig der Polizei stellt. Foto: WDR/UFA Fiction / Wolfgang Ennenbach
MZ: Seid Ihr mit der Umsetzung durch den Regisseur zufrieden?
RK: Er war in die Drehbucharbeit involviert und hat die Verfilmung nah am Buch gemacht, nur etwa 10 Prozent anders und manche Szenen sind dadurch sogar noch besser geworden. Das ist auf der Sonnenseite der Filmwelt.
MZ: Wird es Fortsetzungen geben?
RK: Es gibt Gespräche, das hängt jetzt vom Erfolg ab. Aber heute früh sprossen schon Ideen für Folgen 4 bis 9.
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MZ: Du hast Dich in den vergangenen Jahren bevorzugt Drehbuchschreiben gewidmet. Wird es auch einmal wieder einen Film von Robert Krause geben?
RK: Durch das Schreiben konnte ich mehr zuhause sein und mich den Kindern widmen, aber jetzt sind sie groß und verkraften es eher, wenn ich mal acht Wochen beim Dreh in Marokko bin. Es gibt schon Pläne.