Schlossbergler Valley im „Unterholz“
Das Ensemble der Theatergruppe der Schlossbergler Valley beim Schlussapplaus. Foto: Petra Kurbjuhn
Komödie in Valley
Mit dem Stück „Unterholz“ von Albert Sandner hat sich die Theatergruppe der Schlossbergler Valley sprichwörtlich in die Niederungen menschlicher Handlungen begeben. Unter der professionellen Regie von Steffi Baier erlebten die Premierengäste eine gelungene Aufführung und Gabi Neuner in Hochform.
70 Prozent des Textes hat die Hauptfigur der Komödie zu bewältigen, und eigentlich sei die Rolle der Anni eine Zumutung, sagte Ehemann Wolfgang Neuner am Ende der mit starkem Applaus bedachten Premiere, in der er launig allen Mitwirkenden auf und hinter der Bühne dankte.
Gabi Neuner im Schlafzimmer. Foto: Petra Kurbjuhn
Gabi Neuner meistert die anspruchsvolle, textreiche Rolle der intriganten Anni bravourös. Sie ist diejenige, die meint, die Fäden in der Hand zu haben und zu ihren Gunsten zu verstricken. Ehemann Toni ist tot und die lustige Witwe will jetzt noch einmal durchstarten, dies aber auf Kosten anderer Menschen. Nur haben eben auch diese anderen Menschen ihre Pläne.
Komödie in Valley mit Moral
So ist das Stück von Albert Sandner, das er eigentlich als Drehbuch fürs Fernsehen schrieb, dann aber feststellte, dass es ein Theaterstück ist, nicht nur eine Komödie, sondern auch ein Spiegel. Nach dem Motto: Und die Moral von der Geschicht…
Lesetipp: Besuchszeit
Steffi Baier hat sehr geschickt eine Bühne in der Bühne zum Reflektieren des Geschehens gewählt. Hier im Schlafzimmer startet Gabi Neuner mit einem fein gemachten Striptease: Sie schlüpft aus ihrem strengen schwarzen Witwenkostüm hinein die jugendliche flotte Kleidung und demonstriert damit: Schluss jetzt, ein neues Leben beginnt.
Hier resümiert sie immer wieder, schauspielerisch brillant, und hier endet auch das Stück, anders, als sie es sich vorgestellt hat, ganz anders.
Intrigenspiel von Anni
Mit einem Raffinierten Bühnenbau (Bernhard Schäfer, Sepp Floßmann, Alois Keppeler, Wolfgang neuner, Sepp Hechenthaler) wird das Schlafzimmer zum Solarium ihres Kosmetiksalons. Hier verschönert Anni die Damen des Dorfes. So Frau Katzmayr, die von Verena Huber in der Pelzjacke und eng sitzenden schwarzen Lederhosen chic und herausfordernd gespielt wird. Sie bekommt eine wichtige Rolle im Intrigenspiel von Anni.
Gothic-Anhängerin Lisa
Auch Stieftochter Lisa besticht mit ihrem Outfit. In langem schwarzem Mantel und mit schwarzem Lippenstift verkörpert sie einen typischen Anhänger der Gothic-Kultur. Andrea Neuner gibt die Figur, permanent kaugummikauend, köstlich ätzend und provokant.
Gabi Neuner und Sepp Hechenthaler. Foto: Petra Kurbjuhn
Anni will sie mit Lebensmittelhändler Schneider verkuppeln, um sie aus dem Haus zu haben. Sepp Hechenthaler spielt den biederen, unbeholfenen Mann als Gegenpart zu Lisa, kann aber auch ganz anders, wie der zweite Teil beweist.
Umgarnt in der Komödie in Valley
Als künftigen Bettgefährten hat sich Anni Stefan Brunner ausgewählt, zwar ein bisschen jung, aber knackig. Christoph Weber spielt den Speditionsfahrer zurückhaltend, lässt sich von Anni aber nicht ungern umgarnen. Hier läuft Gabi Neuner zu Hochform auf und setzt all ihre Reize ein.
Gabi Neuner und Christoph Weber. Foto: Petra Kurbjuhn
Ein bisschen setzt sie diese auch bei Sparkassenleiter Ziegelbauer ein, schließlich braucht sie einen Kredit. Wolfgang Neuner baggert sie ihrerseits an, versteht den Flirt falsch und so nimmt die Geschichte ihren unvorhergesehenen Lauf.
Martina Hechenthaler und Gabi Neuner. Foto: Petra Kurbjuhn
Denn da ist ja auch noch Hedwig Ziegelbauer, exaltiert und selbstbewusst die Kostümjacke rückend von Martina Hechenthaler gegeben, an der Anni ebenfalls ihr intrigantes Spiel ausprobiert.
Zwischendurch taucht immer einmal wieder Kundin Riedmüller auf (Regina Huber), die deutlich sichtbar das Solarium besucht.
Theresia Benda-Pelzer, Verena Huber, Gabi Neuner (v.l.). Foto: Petra Kurbjuhn
Theresia Benda-Pelzer gibt der Aufführung eine besondere Würze. Ihre Gestik und ihre Mimik als leicht demente Mama sind grandios. Immer im feinen Morgenmantel unterwegs, hört sie Einbrecher, lässt sich aber leicht mit dem Singen von Volksliedern wieder vor den Fernsehapparat verfrachten.
Temporeiches Finale
Im zweiten Teil nimmt die Handlung gehörig Fahrt auf und steuert temporeich in das von Anni ungewollte Finale.
Nachdem die Theatergruppe ein Jahr pausierte, meldet sie sich mit dieser gelungenen Komödie in Valley aus dem bayerischen Dorfleben wieder zurück.
Gabi Neuner, Sepp Floßmann, Steffi Baier, Albert Sandner, Bernadette Weber (Maske und Frisuren) v.l.. Foto: Petra Kurbjuhn
Am Ende ist neben dem Ensemble und Regisseurin Steffi Baier nicht nur Autor Albert Sandner auf der Bühne, der sich für einen schönen Abend bedankt, sondern auch der langjährige Spielleiter Sepp Floßmann, dem die Theatergruppe viele unterschiedliche Aufführungen hoher Qualität zu verdanken hat.
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