Uraufführung von Thomas Rebensburg
„Der Klosterjäger“: Haymo und Wolfrat Polzer. Foto: Deutsches Filminstitut & Filmmuseum e.V. Frankfurt
Film mit Uraufführung in Rottach-Egern
Am 11. und 12. März findet nun die verschobene Uraufführung der neuen Filmmusik zu dem Stummfilmklassiker „Der Klosterjäger“ von Ludwig Ganghofer im Seeforum Rottach-Egern statt. Der Komponist Thomas Rebensburg erzählt, was die Besucher erwarten wird.
Es war zum 100. Todestag des in Rottach-Egern beerdigten, bayerischen Schriftstellers Ludwig Ganghofer (1855-1920) vorgesehen. Der Kunst- und Kulturverein Rottach-Egern habe ihm 2020 eine Stummfilmmusik in Auftrag gegeben, die er im gleichen Jahr fertiggestellt habe, teilt Thomas Rebensburg mit. Es handelt sich dabei um den im Jahr 1920 produzierten und veröffentlichten Stummfilm „Der Klosterjäger“ nach dem gleichnamigen Roman Ludwig Ganghofers unter der Regie des Filmpioniers Peter Ostermayr.
Neue Filmmusik mit Pulsschlag
Der Film erzählt die Geschichte des Jägers Haymo, der vom Klostervorsteher beauftragt wird, die Ländereien des Klosters zu beschützen. Haymo verliebt sich in die Schwester des Sudmannes Wolfrat Polzer Gittli, dessen Tochter todkrank ist. Polzer kann sich aber die medizinische Behandlung nicht leisten und übernimmt einen verbrecherischen Auftrag.
Die neue Filmmusik, erzählt der Komponist, habe er so angelegt, dass es möglichst wenig Takt- und Tempowechsel gebe, sonst sei es schwierig, live synchron zum Geschehen auf der Leinwand zu spielen. „Ich habe einen Grundschlag gefunden“, sagt er, „zwar mit Unterteilungen, aber er liegt wie ein Pulsschlag unter der Komposition.“ Zweimal verdopple er das Tempo, finde aber immer wieder zu seinem Grundschlag zurück. Das komme sowohl ihm als auch dem 13köpfigen Orchester zugute. Zusätzlich werde er optische Signale mit einem Metrum verwenden.
Der Komponist Thomas Rebensburg. Foto: TR
Die Arbeit an der Komposition habe ziemlich genau ein Dreiviertel Jahr in Anspruch genommen, sagt Thomas Rebensburg. Und immer wieder habe er an einzelnen Takten gerungen. „Wenn dann aber eine schwierige Passage fertig war, dann floss es wieder.“
Eigenständiges Werk
2020, als der Komponist noch mitten in der Arbeit war, erklärte er sein Vorhaben so: „Mich reizt, in die Tradition der Stummfilme meine eigenen Ideen und Vorstellungen einzubringen“, sagt der Komponist. Dabei sei es ihm wichtig, leitmotivisch zu arbeiten, jeder Figur der Handlung ein Thema zuzuordnen und große musikalische Bögen zu finden. Das Stück solle zwar den Film musikalisch erzählen, aber nicht nur die Stimmungen begleiten und untermalen, sondern als durchkomponiertes Werk eigenständig werden und auch ohne den Film zu hören sein.
Jetzt nach fast zwei Jahren sehe er keinen Änderungsbedarf, er sei mit dem Werk zufrieden, „es ist auf den Punkt“, meint der Komponist. Die Uraufführung mit der Begleitung des Films auf der Leinwand sei aber doch eine Herausforderung.
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Am Wochenende haben die Proben begonnen. Das Orchester mit Musikerinnen und Musikern aus der Region habe größtenteils Geduld bewiesen und er habe immer wieder Hoffnung machen können, dass es doch trotz Pandemie zur Aufführung komme.
„Der Klosterjäger“ eine der ersten Verfilmungen
Ludwig Ganghofers Werke erreichten allein bis in die 1960er Jahre hinein eine Gesamtauflage von etwa 35 Millionen Exemplaren. Die Filmindustrie nutzte seine Werke für insgesamt 50 Verfilmungen. Die ersten Verfilmungen der frühen 1920er Jahre haben maßgeblich dazu beigetragen, dass sich die von den Gebrüdern Ostermayr gegründete Münchner Lichtspielkunst AG, aus der später die Bavaria Film GmbH entstand, etablierte und die Filmindustrie in München Fuß fasste. Einer dieser ersten Verfilmungen ist „Der Klosterjäger“, der am 20.11.1920, also noch im Todesjahr Ganghofers Premiere hatte.