Grell – Global – Geistreich
„Maria“ am Jagerhaus. Foto: MZ
Ausstellung in Gmund
Mit der Ausstellung „Uwe Göbel – Seriös – Souverän – Süffisant“ geht das Jagerhaus in Gmund neue Wege und präsentiert einen Künstler, der gleichermaßen überrascht, provoziert und zum Schmunzeln anregt, das Ganze künstlerisch und handwerklich hoch professionell.
Der Blick auf das ehrwürdige Heimatmuseum an der Mangfall verrät es schon. Hier erwartet die Besuchenden eine so noch nie dagewesene Ausstellung. „Maria“, die den Rauch aus der Zigarette nach oben bläst, grell rot geschminkte Lippen, wallendes schwarzes Haar und Hanfohrringe.
Es ist Priska Büttel von den Heimatfreunden Gmund zu verdanken, die den Kontakt zu Uwe Göbel, dem Neubürger im Tegernseer Tal, herstellte und die zahlreichen Gäste zur Vernissage begrüßte, dass der Künstler hier ein Forum bekommt.
Der Künstler vor „Sushi“, „Fliegender Teppich“ und „Dada“. Foto: MZ
Er zeigt aus seinem umfassenden Schaffen Beispiele aus verschiedenen Werkgruppen. Bekannt kommen zweifellos vielen Besuchenden die Plakate vor, die man schon irgendwo einmal gesehen und sich daran ergötzt hat. Oder auch schockiert war.
Da ist das Plakat aus der Reihe „Writing Pictures“ der nackten Frau mit dem Titel „Sushi“ in der Mitte. Oder der nackte Oberschenkel in „Dada“. Priska Büttel verrät, dass ihr Lieblingswerk das Plakat „Nothing to say“ ist, das auch der Laudator Volker Friedrich am Ende seines launigen Vortrages erwähnte.
Prof. Dr. Volker Friedrich vor „Clown“ und „Trumpsmaga“. Foto: MZ
Der Professor für Schreiben und Rhetorik an der Hochschule Konstanz betonte, dass Uwe Göbel sein Handwerk von der Pike auf lernte, zuerst eine Ausbildung zum Positiv-Retuscheur und zum grafischen Zeichner absolvierte, bevor er an der renommierten Folkwanghochschule in Essen Gestaltung und Kunst studierte.
Marken ein Gesicht gegeben
Als Grafiker bewege sich Uwe Göbel auf einem hohen, souveränen Niveau, er habe Marken ihr Gesicht gegeben und betreibe Buchgestaltung in Vollendung, etwa bei Hunderten Titeln, die er für den Beck-Verlag in München entworfen hat, berichtete Volker Friedrich.
„Take a look at yourself“. Foto: MZ
Für Uwe Göbel, und das zeigt die Ausstellung in Gmund exemplarisch, ist der Umgang mit der Sprache, das Spiel mit Worten eine wichtige Grundlage. „Leitkultur – Lightkultur – Leidkultur“, „ERNST – KLEIN – GROSZ“ mögen als Beispiele dienen, wobei das Design eine ebenso wichtige Rolle spielt, denn KLEIN ist typisch blau unterlegt.
PLAKARTIV aus Plakat und Art
Aus der Werkgruppe „PLAKARTIVE POESIE“ stammt die Installation „Take a look at yourself“, zwei Siebdrucke mit gespiegelter Schrift und einem Spiegel in der Mitte. Zum Nachdenken regt auch der „Clown“ neben „Trumpsmaga“ an.
„Nothing to say“, „Lang Gaultier“ und „Madonna“. Foto: MZ
Uwe Göbel beschäftige sich mit der Welt, sagte der Laudator. Und was er dabei sieht, zeige er in den Plakaten. „Seine Blicke auf die Welt können freundlich und verschmitzt sein, können hinter die Kulissen schauen und sich zu augenzwinkernden Werken formen. Seine Blicke auf die Welt sind aber auch schonungslos, sie entlarven, was wir gern unter den Teppich kehren“, sagte er.
So ist die Begegnung mit den Plakaten von Uwe Göbel nicht wirkungslos, sie bleibt hängen, verhakt sich im Hirn und verändert etwas. Manches erschreckt und verstört, manches lässt lächeln.
Spuren hinterlassen
„Seine Arbeit ist so seriös wie souverän“, betonte Volker Friedrich. Und das liesse sich auch für ein weiteres Feld seines Wirkens anführen, seine Arbeit als Hochschullehrer, als Professor für visuelle Kommunikation in Bielfeld. Seine Studenten lernten sehen, genau sehen, lernten, was gutes Design ebenso wie gute Kunst ausmacht: Zeichen zu setzen und Spuren zu hinterlassen.
„Prima Klima“. Foto: MZ
Spuren hinterlässt der Künstler auch mit seinen weiteren Werken, die jetzt in Gmund zu sehen sind. Neben den aufsehenerregenden Plakaten sind es die „Fensterbilder“, auch hier wieder geistreiche Wortspiele, gekoppelt mit gekonntem Design.
„Fünf vor Zwölf“ aufgeklappt. Foto: MZ
Eine spannende Arbeit erklärt der Künstler so: Das geschlossene Triptychon „Fünf vor Zwölf“ sei mit Musou-Black bearbeitet, dem tiefsten Schwarz, was es gibt, das keinerlei Konturen zulasse. Klappt man es auf, dann könne bei einer Auftragsarbeit jeder sein eigenes Werk in der Mitte platzieren. Auch ein Kreis „Black Sun“ hat der Künstler mit dieser schwärzesten Farbe der Welt bearbeitet.
Im Flur finden sich kleinere Arbeiten der Werkgruppe „Narrativ“, ergänzt durch die Siebdruckserie „Gedankenzeichen“.
Der Titel der Ausstellung Seriös – Souverän – Süffisant verlockt dazu, eigene Assoziationen zu finden, etwa Plakativ – Provokant – Professionell oder Grell – Global – Geistreich. Da hat sich tatsächlich etwas verhakt, was dazu anregt, kreativ zu sein.
Zum Weiterlesen: Von Aal bis Zander