Vielgestaltig und vielschichtig
Ivana de Faveri vor „Primavera“. Foto: MZ
Ausstellung in Holzkirchen
Ivana de Faveri nennt ihre Ausstellung im Foyer des KULTUR im Oberbräu „Vielgestaltig“. Ebenso vielgestaltig wie ihr Werk ist auch die Otterfinger Künstlerin und gebürtige Italienerin selbst.
In Verona geboren, lebt Ivana de Faveri seit 30 Jahren im Landkreis Miesbach. Die studierte Mathematikerin hat sich entschieden, zugunsten ihrer künstlerischen Tätigkeit in Teilzeit zu arbeiten. „Jeder muss für etwas brennen“, sagt sie und das ist für sie die Malerei. Aber nicht nur. Denn Ivana de Faveri schreibt auch.
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Im Sommer, so hofft sie, wird ihr dritter Roman fertig sein. Ihre Leidenschaft aber für die Malerei und ihr Können beweist sie jetzt bei ihrer Ausstellung in Holzkirchen, nachdem sie seit Jahren regelmäßig an der Otterfinger Kulturwoche beteiligt ist und auch weitere Ausstellungen im In- und Ausland hatte.
„Ragazzo con fiore“. Foto: MZ
Auffallend bei ihren Werken ist die starke Farbigkeit. Sie ist bei der Vielgestaltigkeit der Themen und Arbeitsweisen der Künstlerin das verbindende Element. „Farben sind Leben und Gefühle“, sagt sie.
Ein erster Werkzyklus umfasst florale Inhalte, wobei die Blumen zwar gegenständlich, aber nicht einer bestimmten Blumenart zuzuordnen sind. „Ich lasse mich von echten Blumen in der Natur inspirieren“, erklärt sie, „aber ich male sie dann, wie ich sie in meiner Fantasie sehe“. Der Betrachter entdeckt dann Pfingstrosen oder Ranunkeln, in anderen Bildern Tulpen oder Calla.
Dreimal Florales. Foto: MZ
Wichtiger sind die Farbkompositionen, immer wieder sind es die Lieblingsfarben der Künstlerin blau und rot, kombiniert mit Gold, die in den Bildern dominieren.
Zuweilen verbindet sie auch die floralen Motive mit menschlichen Antlitzen, so wie in dem Bild „Ragazzo con fiore“, das Mädchen mit den Blumen. Hier habe sie sich von perfekten Gesichtern der Werbeindustrie anregen lassen, aber ihrem stark geschminkten Mädchen einen sanftmütigen Blick verliehen, einen Blick, der Freude und Dankbarkeit über den Frühling und die Blumen ausstrahlt.
Strukturierter Hintergrund
Drei florale Bilder in der neu geschaffenen Nische zeigen, wie die Künstlerin am Hintergrund feilt. Ivana de Faveri arbeitet nicht nur mit Acrylfarbe, sondern auch mit Marmorasche, womit sie einen marmorierten, strukturierten Untergrund erzeugt. Damit werden ihre Bilder zusätzlich zu den gelungenen Farbkompositionen lebendig.
Die Betrachterin kann in den Bildern lange spazieren gehen und entdeckt immer wieder neue Feinheiten, denn manchmal verwendet die Künstlerin auch Blätter und Halme aus dem Garten, um den Hintergrund zu beleben. Auch abgerissene Papierstücke oder Abdrücke von Wellpappe sind zu finden.
„Vom Winde verweht“ in Kontrast zu der „Blüte in Rot“. Foto: MZ
Neben den floralen Inhalten sind Frauen Lieblingsmotive der Otterfingerin. „Frauen sind das starke Geschlecht“, betont sie. „Sie schenken Leben, halten schmerzen aus und halten die Familie zusammen.“ „Skandal“ nennt sie ein provozierendes Bild, das eine Frau in aufreizender Pose mit nacktem Oberkörper zeigt.
„Philipa – die Freundin“. Foto: MZ
Immer hinterlassen ihre Frauenbilder einen positiven Eindruck. „Vom Winde verweht“ nennt sie das Porträt, das einen selbstbewussten ebenso wie achtsamen Blick der Frau erkennen lässt.“Philipa, die Freundin“ hat einen warmen einhüllenden Blick, der Mut macht und Freude schenkt, der zeigt, ich bin deine Freundin und immer für dich da.
„1001 Nacht“, das Titelbild der Ausstellung, enthüllt zwar nur die geheimnisvollen Augen, diese aber wollen eine Geschichte erzählen. Und sie verfolgen die Betrachterin von links nach rechts. Auch „Fatima“ ist eine Exotin, sie ist voller kraftvoller Schönheit. Ihre warmen Augen laden zum Dialog ein.
„Etna“. Foto: MZ
Die dritte Werkgruppe von Ivana de Faveri ist die abstrakte Malerei. Hier kann sie ihr ganzes malerisches Können unabhängig vom Motiv ausleben. Das betrifft die Farbkomposition ebenso wie die Strukturierung des Untergrundes. Zumeist ist es hier nicht der Pinsel, der die Arbeit macht, sondern es wird „gerührt und geschüttelt“, wie sie erzählt.
Die Künstlerin schüttet die Farben auf die Leinwand und gestaltet dann den Farbfluss durch Hin- und Herbewegen der Leinwand. Letzte Facetten verleiht sie durch Sprayen mit verschiedenen Materialien, wie Bitumen oder Schelllack. Vielgestaltung also auch durch den Einsatz unterschiedlicher Materialien.
„Ozean“. Foto: MZ
Dazu kommt bei der abstrakten Malerei die Vielschichtigkeit. Wir stehen vor ihrem Bild „Schneelandschaft“, dessen spannender Kontrast aus den grauweißen Flächen und der Marmorierung und den Rissen des Untergrundes entsteht. Diese Arbeiten sind aus vielen Schichten entstanden und bekommen ihren letzten I-Punkt durch kleine Besonderheiten, wie hier die roten gesprühten Strahlen.
Vielschichtigkeit in Technik und Ausdruck
Die Vielschichtigkeit in der Technik harmoniert mit der Vielschichtigkeit im Ausdruck der Malerei von Ivana de Faveri. Ihre positive Haltung drückt sie sowohl in ihren floralen als auch ihren Frauenbildnissen aus.
Und so macht auch das letzte Bild des Rundganges den Besucher froh. Es trägt den Titel „Hakuna Matala“, was etwa „kein Problem“ oder „alles wird gut“ bedeutet. Der ruhige Löwenkopf mit goldener Mähne möge das Publikum dazu ermuntern, mit einem Lächeln aus der Ausstellung zu gehen.