Zündende Sprachsalven mit Prost & Prosa
Volker Camehn im KULTUR im Oberbräu Holzkirchen. Foto: Thomas Nowak
Musikalische Lesung in Holzkirchen
„Ich erkläre euch den Krieg“ heißt der vierte Gedichtband aus der Feder des Otterfinger Sprachkünstlers Volker Camehn. Die Texte jedoch waren nicht martialisch, sondern geschliffen und mit feiner Klinge am Puls der Zeit und offenbarten den Lyriker als exzellenten Wortakrobaten und Liebhaber von Sprache.
Mit Volker Camehn war ein Verfechter der feinsinnigen Sprache, der hohen Schule der Wortkunst, ein Freund von Alliteration, von Verschränken, Verbinden und Verändern von Worten und Wörtern in neue Zusammenhänge und Gedankengänge ins Holzkirchner FoolsTheater gekommen, der Zeichen setzt. Zeichen und Erkenntnisse wie Sprache wirkt, wenn sie mit Freude überlegt und überaus gekonnt angewendet wird.
Prost & Prosa
So nennt der „Breitensportlyriker“ Volker Camehn seine Reihe mit Gedichten. Heiter, besinnlich, skurril oder subtil, kurz und bündig, aber immer geradeheraus und mit verschmitztem Augenzwinkern beobachtet er sich und das Leben im Allgemeinen. Hintergründig, wortgewaltig und mit großer Liebe zum Detail.
Lesetipp: Ein Prost auf die Prosa
Manchmal ist der Lyriker heiter. Foto: Thomas Nowak
Ob er sich über das Leben von Lars Gedanken macht („Das war’s“), seinen eigenen Lebenslauf offenlegt, Lobpreisungen auf den Trunkenbold hält, über Entscheidungen oder seine guten Tage sinniert, Zwischenbilanz zieht, gute Ratschläge wohlmeinender Freunde aufs Korn nimmt oder den Hinweis in der S-Bahn „Bei Schwarzfahrern sehen wir rot“ kommentiert, seine Texte „bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Scherz und Schmerz, Lust und Frust, Politik und Posse“.
Und manchmal ist er ernst. Foto: Thomas Nowak
Texte mit Musik
Aber er kann noch mehr. Klavierspielen nämlich. Und seine Texte vortrefflich mit einer „Stimme zwischen Udo Lindenberg und Bruce Springsteen“ interpretieren. Dabei animiert er das Publikum zum Mitsingen wie bei „Man weiß nie, Cherie“ oder lässt es ganz einfach schmunzeln. „Der Macher“ macht sich Mühe, mal gar nichts, macht Schulden und Sport und fragt sich, was er denn eigentlich so mache ohne dich.
Der Lyriker am Piano. Foto: Thomas Nowak
„Das ist mein Part“ singt Camehn und meint, ins Fettnäpfchen zu treten, alles zu vermasseln, die Hochzeit zu vergessen und trotzdem immer das letzte Wort haben zu müssen. Gott sei Dank möchte man dazu nur sagen. Denn mit Musik bekommt Prost & Prosa noch besser.
Von A bis Z, von Anfang bis Zeit
Der neue Gedichtband, 2019 erschienen, zeigt wieder wie liebevoll der Autor mit Sprache umgeht. Von Anfang „Damals, als wir die Schlachten gewannen“ nicht bis zum Ende „Echt öde“, sondern über Glück („Glückskekse“) zu Himmel und Hölle, von Mittendrin bis Vorurteile, arbeitet er sich durch das ganze ABC, um zum Ziel zu gelangen, der Zeit.
Volker Camehn: Prost & Prosa. Foto: Thomas Nowak
Volker Camehn spielt mit Buchstaben, jongliert mit Worten, bildet Puzzles der Gedanken und Gefühle und findet immer neue Wege, seine Fans zu verzaubern. Die „Zaubermaus“ lässt grüßen. Und schließlich sang er noch „Ich verlasse euch“, aber das war doch nicht ernst gemeint, oder?