Bauhaus

Volksbedarf statt Luxusbedarf

Bauhaus in Dessau. Foto: Isabella Krobisch

Kulturreise des Zeitungsteams Teil III

Sachsen-Anhalt bietet mehrere Unesco-Welterbestätten. Neben der Lutherstadt Wittenberg und dem Gartenreich Wörlitz besuchten wir auch das Bauhaus in Dessau. Wir entdeckten Spannendes und Nachahmenswertes.

Zum Abschluss unserer Kulturreise fuhren wir nach Dessau. Die Stadt an sich bietet wenig Interessantes, aber das Bauhaus und die Musterhäuser sind unbedingt einen Besuch wert.

Das Bauhaus nimmt in der Geschichte für Architektur, Kultur, Design eine besondere Rolle ein. Es wurde 1926 von Walter Gropius gegründet und führte bedeutende Künstler unterschiedlicher Sparten zusammen. Es war ein kreatives Ideenlabor, das nach neuen Lösungen für eine industriell geprägte Moderne suchte. 1932 wurde das legendäre Dessauer Bauhaus geschlossen, aber es überlebte die Nazidiktatur ebenso wie die DDR und ist seit 1994 als Stiftung Bauhaus Dessau aktiv.

Die kollektive Gestaltung

Heute wird hier das Bauhauserbe gepflegt, erforscht und gelehrt. Zudem gibt es Ausstellungen, Vorträge und Kulturveranstaltungen. Dieses Jahr erklärte die Stiftung Bauhaus zum „Jahr des Kollektivs“. Neben einer Ausstellung, die das Bauhausprinzip und die Geschichte nacherzählt, haben wir das Glück, die Präsentation „das Prinzip coop – Hannes Meyer und die Idee einer kollektiven Gestaltung“ erleben zu dürfen.

Hannes Meyer leitete von 1928 bis 1930 das Bauhaus, dann wurde ihm wegen seiner revolutionären Ideen gekündigt. Er vertrat das gemeinschaftliche Gestaltungsprinzip. Seine Parole „Volksbedarf statt Luxusbedarf“ und sein Leitmotiv der „Volkswohnung“, bei der maximale Sparsamkeit in Form, Konstruktion und Material herrschen, erfahren heute wieder zunehmend an Aufmerksamkeit.

Gemeinsame Bedürfnisse

Meyer wirkte nach seiner Entlassung in Dessau in der Sowjetunion, wo er unter anderem Bauten für eine jüdische Enklave projektierte. Danach war er in der Schweiz und in Mexiko tätig. Immer verwirklichte er seine Idee der gemeinsamen Kreation und Produktion für gemeinsame Bedürfnisse. Sein erstes Projekt war die Siedlungsgenossenschaft Freidorf bei Basel, sein letztes ein genossenschaftliches Kinderheim in der Schweiz.

Wir sehen in der Ausstellung zwei Typen von Meyer-Möbeln, die die Stiftung Bauhaus in Kooperation mit der Lehrlingswerkstatt Dresden-Hellerau nachgebaut hat. Wir erfahren auch, dass Meyer wohl ein eher schwieriger Mensch war und wen er mochte und wen er nicht mochte. So mochte der überzeugte Marxist auch Stalin.
Sein Prinzip aber, Genossenschaften, Sharing Community, Gemeinschaft, das hat heute wieder Konjunktur und so lässt sich von seinen Ideen eine Menge auf die Neuzeit übertragen.

Die Ausstellung über Hannes Meyer wird vom 17. März bis zum 12. Juni im Architekturmuseum der TU München gezeigt.

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