Vom Balkan-Klezmer zum Rock-Blues

Gitanes blondes beim Signieren ihrer CD’s: Konstantin Ischenko, Mario Korunic, Simon Ackermann, Christoph Peters (.v.l.). Foto: Monika Ziegler

Konzert in Waakirchen

Sie kamen von hinten, spielend und singend, genauso wie man es von Giora Feidman gewohnt ist. Und genau dieser weltberühmte Klarinettist war von Gitanes Blondes, den blonden Zigeunern, so begeistert, dass er gemeinsam mit ihnen konzertierte und eine CD einspielte. Auch die Waaakirchner waren begeistert, denn hier spielen vier Musiker mit fundierter Ausbildung und unbändiger Freude am gemeinsamen Spiel.

Zunächst aber animierten sie das Publikum zum Mitsummen eines sehr eingängigen Liedes, das dann durch das Akkordeon (Konstantin Ischenko) in eine schnelle Weise überleitet, bei der Mario Korunic virtuos seine Violine erklingen lässt, seine Musikerkollegen hinter sich lässt, bis das Akkordeon eine schwermütige Melodie anstimmt, die von der Violine aufgenommen wird. So ist das erste Stück ein wunderbares, langes harmonisches und im Tempo und Stil immer wieder variierendes Stück voller Resonanz.

Verbindung der Stile

Resonanz auch bei zwei Komponisten, die eigentlich nicht zusammen gehören, Vivaldi und Gershwin, bei Gitanes Blondes aber zu einer Einheit verschmelzen, wenn sich am Ende im gesungenen „Summertime“ alles auflöst. Diese Verbindung der Stile ist es, die die vier Musiker, zu denen Gitarrist Christoph Peters und Kontrabassist Simon Ackermann gehören, auszeichnet. Als sie einmal in Neapel eine Araberin ein Wiegenlied singen hörten und gleichzeitig eine Tarantella erklang, war das für sie Inspiration zur „Tarantella arabiata“.

Und dann spielen sie doch auch noch Klezmer, womit vor 15 Jahren bei Gitanes Blondes alles begann. Dazu gibt es eine Geschichte vom kleinen Kamel, das in der Karawane hinter der Mama mühselig herstolpert und diese ihm rät, doch zu summen und zu tanzen, womit das kleine Kamel leichtfüßg an die Spitze gerät. Musik, insbesondere, wenn sie so gespielt wird wie von Gitanes Blondes, beflügelt.

Kontrabass intoniert Beschleunigung

Und so lassen sich Mario Korunic und Konstantin Ischenko auch von ihrem Rhythmus mitreißen und tanzen, stampfen zu ihrer Musik. Mit ihrer Eingangsmelodie verabschieden sich die Musiker, müssen aber doch noch einmal auf die Bühne und liefern als Zugabe ein erheiterndes Stück, wieder eine Geschichte: Wenn Bassist Simon Ackermann die Gruppe in ihrem Bus fährt, beten sie alle. Warum, wird klar, als der Kontrabass die Beschleunigung intoniert.

Hugo Eder, Vorsitzender der Kleinkunstbühne Waakirchen, begrüßt nach der Pause auch die zahlreichen Asylbewerber, die zum Konzert gekommen und im Untergeschoss der Turnhalle untergebracht sind. Er kündigt Nick Woodland mit seiner Band so an: Es heiße, dass die Rolling Stones diesen Gitarristen hätten haben wollen. Von der Optik her hätte der in München lebende Engländer gut zu den Rockveteranen gepasst, und von seinem sensationellen Spiel ebenso.

Viele riss es von den Bierbänken

Guter, bluesiger Rock ist es, was Nick Woodland mit seiner Band spielt. Eingängige Melodien, toll verpackt in Rhythmen, wie man sie aus den siebziger und achtziger Jahren liebt, coole Bühnenshow und fantastisches Zusammenspiel mit seinen Musikerkollegen. Das sind Klaus Reichardt, großartig am Keyboard oder an der Elektromandoline, energiegeladen Manfred Mildenberger am Schlagzeug und Tom Peschel einfühlsam am Bass.

„Feel free to dance“ forderte Woodland die Gäste auf und wirklich, viele riss es von den Bierbänken. Der Gitarrist überzeugte durch seine Gitarrenriffs ebenso wie durch seinen Gesang, erzählte sympathisch zwischendurch ein wenig, nicht zu viel, zum Beispiel, dass das Dreckswort des Jahres „download“ sei, alles sei digital, er aber sei analog und seine CD’s dürfe man kaufen. Dies seien „undownloadbar“. Von diesen spielten die vier beispielsweise „Streetlevel“ oder „Talk to me“. Immer wieder verblüffend und spannend, wie er aus den Stücken herausgeht, sich hinausschleicht, in Korrespondenz zum Schlagzeug.

Nachdem er eine Weinschorle orderte, fordert er auf: „Stop to smell the roses“, eine schöne rockige Ballade. Natürlich durften auch Nick Woodland und seine Band nicht ohne Zugabe von der Bühne gehen. Der Abend, sicher einer der Höhepunkte der 2. Waakirchner Kulturwoche, von fünf Ortsvereinen mit großem Engagement ausgerichtet.

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