Vor-Ort-Gespräch: Umweltbewusster Spaß am Ausprobieren
Christof Langer mit seinen Bienenvölkern. Foto: Karin Sommer
Vor- Ort – Gespräch in Vagen
„Als die Kinder auszogen, war uns das Haus zu groß, deshalb haben wir es ausgebaut.“ Was im ersten Moment unlogisch klingt, ergibt bei näherem Hinsehen durchaus Sinn. Im Rahmen der „Vor-Ort–Gespräche“ der Reihe „Anders wachsen“ führte Christof Langer durch sein Zuhause in Vagen.
Christof Langer ist einer, der gerne Dinge ausprobiert, neue Wege geht. Besonders solche, die für Mensch und Umwelt gut verträglich sind, die das Gemeinsame unterstützen und das Nachhaltige. Als die Kinder flügge wurden, zögerten Christof Langer und seine Frau nicht lange und begannen damit, ihr Haus aufzustocken. Die durch den Ausbau dazugewonnene Fläche wollten sie vermieten, allerdings nicht an irgendjemand, sondern an eine Familie, die es wirklich braucht. Jetzt wohnt eine irakische, streng muslimisch gläubige Familie im Haus der Langers, was ganz klar zur Horizonterweiterung des Bildungsreferenten des katholischen Bildungswerkes beiträgt. Dafür stehen immer wieder einmal leckere, fremdländische Gerichte vor der Tür der Langers.
Hennen brauchen keinen Gockel um glücklich zu sein. Foto: Karin Sommer
Christof Langer sagt beim Vor-Ort-Gespräch von sich selbst, dass er einfach gerne Dinge ausprobiert. Sein in den achtziger Jahren erbautes Haus wollte er seinem gewachsenen Umweltbewusstsein anpassen und machte das Schritt für Schritt. Ein Erdkeller war schon immer sein Traum gewesen und wurde ans Haus angebaut. Äpfel und Erdäpfeln lagern dort, auch die Kartoffeln des Nachbarn finden Platz. Eine Kiste wartet allerdings schon seit vorigem Jahr auf Abholung. Die einen halben Meter langen Keime wachsen inzwischen weiter und wirken wie ein surreales Kunstwerk am Eingang des Kellers. Im Garten tummeln sich Hühner zwischen Bäumen und legen ihre Eier bereitwillig ins Nest. Auch ohne Gockel, denn den würden die Nachbarn nicht dulden.
Von schlanken und fetten Hennen
Das Dach des Hühnerstalles ist begrünt und somit wichtiger Lebensraum für Insekten. Dort breitet sich die fette Henne aus, eine Pflanze, die wie die übrigen Pflanzen am Gründach sehr trockenresistent ist. Christoph Langer erklärt beim Vor-Ort-Gespräch, dass die Begrünung von Dächern von Werkzeughütten, Carports oder ähnlichem sehr einfach zu bewerkstelligen ist. Er benutzt dazu Ziegelsplitt auf einer Schwammfolie, darunter eine wasserdichte Folie, darauf Pflanzen aus der botanischen Gattung Sedum und schon grünt das Dach und bietet eine ungestörte Einflugschneise für die Bienenvölker, deren Kästen auf dem Gründach stehen. Wie alle Imker hat auch Christof Langer mit der Varroamilbe zu kämpfen. Die Bienen Europas sind dem Wachstumswahnsinn zum Opfer gefallen, erzählt er. Gezüchtet wurden sie so, dass sie sanftmütig sind und hohen Ertrag bringen. Eine Monokultur sozusagen, die der Milbe hilflos ausgeliefert ist.
Die begrünte Hütte als Lebensraum für Insekten. Foto: Karin Sommer
Artenvielfalt findet sich hingegen in Christof Langers Garten. Auch hier geht es ihm nicht um den perfekten Permakultur Garten, sondern er probiert unterschiedliche Dinge aus. Samen zieht er mit seiner Torfballenpresse, Gurken gedeihen im Gewächshaus, Tomaten wachsen geschützt unter Dach und unzählige andere Gemüsesorten wechseln sich im bunten Garten ab. Daran, dass der Sommer nicht ewig währen wird, erinnern Zuckerhut, Endiviensalat und Chinakohl. Auch die irakische Familie hat sich inzwischen ein kleines Gewächshaus im Garten gebaut. Gegossen wird mit Regenwasser, das auch die Toiletten des Hauses und die Waschmaschine bedient.
Lesetipp: SaLaWi-mehr als die Gemüsekiste abholen
Beim Innenausbau des Hauses war Christof Langer die Umwelt ebenfalls wichtig. Er wollte keine Rigipsplatten und fand heraus, dass es auch fertige Lehmplatten gibt. Bei all seinen kleinen Baustellen vertraut er auf regionale Handwerker, die sich bei seinen ungewöhnlichen Ideen oft auch erst informieren müssen, wie diese umzusetzen seien, aber letztendlich fände sich immer eine Lösung. Wie für die alte Erdölheizung, die alles andere als ökologisch war. Christof Langer entschied sich für ein Pflanzenölblockkraftwerk, das mit Rapsöl geheizt wird und das neben der Wärme auch Strom erzeugt. Sein Dieselfahrzeug hat er umrüsten und zertifizieren lassen, sodass er jetzt zu Hause tanken kann.
Klein aber fein: Christof Langers Torfballenpresse. Foto: Karin Sommer
Beim Vor-Ort-Gespräch zum Nachdenken animiert
Christof Langers Projekthaus inspiriert, weil es sich nicht um das perfekte Ökomodellhaus handelt. Es animiert beim Vor-Ort-Gespräch darüber nachzudenken, was jeder bei sich ändern könnte, um etwas zu einer faireren, umweltfreundlicheren und lebenswerteren Welt beizutragen. Am Dach des Carports, im Haus, Garten oder am Balkon. Mit einfachen Mitteln, ohne zuerst einmal genau zu wissen, wie es gehen könnte. Aus Spaß am Probieren, mit der Lust, etwas anders und vielleicht besser für alle zu machen.