„Mei is des schee“ oder „Schmarrn!“?
Johanna Bittenbinder und Andreas Koll sind sich nicht einig: Wird’s nun „Schee“ oder wird es ein „Schmarrn“? Foto: IW
Kulturtage in Waakirchen
Zum dritten Mal finden die Waakirchener Kulturtage statt – und wieder mit einem großartigen Programm. Der Mittwoch stand ganz im Zeichen des (musikalischen) Kabaretts: mit Kabarettist Michael Feindler und dem Quartett Fünferl, die hatten „Um a Fünferl a Durchanand“.
Waakirchener Kulturtage grandios
Da haben die Waakirchener wieder allerhand auf die Beine gestellt: schon die 3. Waakirchener Kulturtage. Allem voran Hugo Eder und sein Team von der Kleinkunstbühne Waakirchen. Am Mittwoch hatten die Zuschauer nicht nur sehr viel Spaß mit „Um a Fünferl a Durchanand“. Sie hatten mit Kabarettist Michael Feindler auch einiges zu Denken, quer, geradeaus und um die Ecke.
Hugo Eder, Initiator und Impressario der Kleinkunstbühne Waakirchen. Foto: IW
Michael Feindler ganz allein auf der großen Bühne wirkt alles andere als verloren. Im Gegenteil. Mit großer Präsenz füllte er die Bühne und die Zuschauer waren mucksmäuschenstill. Warum? Weil Ratschen oder mit den Füßen scharren die Konzentration gestört hätte – und die war dringend nötig. Denn es war hochspannend und anspruchsvoll, was der junge Kabarettist und Poet zum Besten gab. Da musste jeder scharf mitdenken – und tat es gern. Derart messerscharfes und zugleich feinsinniges sozialkritisches Kabarett ist selten.
Kabarettist Michael Feindler. Foto: IW
Mit seinem Programm „Artgerechte Spaltung“ führte Feindler sein Publikum zur Gitarre singend, erzählerisch und in Versform durch die Höhen und Tiefen des Zwischenmenschlichen. Wetterte fröhlich gegen die menschliche Manie, alles zu etikettieren, dann gegen Glücksratgeber, die das Individuum von der Gesellschaft spalten. Die Spaltung zwischen Mann und Frau ist leicht erklärt, aber schwierig behoben. Zwischen Gut und Böse klaffen Welten. Mit Fake News immerhin lässt es sich gut gegen Rechts ansingen und Ironie ist das Mittel, dies und jenes zu ertragen, aber auch eine schöne Ausrede. Sein Humor ist so perfide und schwarz wie schwerelos-freundlich. Und seine Reimgewalt enorm. Ein wahres Vergnügen, seinen Gedankengängen zu folgen.
Chaos, Kunst und Kult
Nicht minder vergnüglich, aber ganz anders und vor allem mehr als „um a Fünferl a Durchanand“ gings nach der Pause weiter. Fünferl, das sind Schauspielerin Johanna Bittenbinder, der Musiker und Schauspieler Heinz Josef Braun, Sebi Tramontana, Zeichner und hervorragender Jazzposaunist, und der Musiker Andreas Koll. Dass sich die vier gesucht und gefunden haben, ist ganz offensichtlich. „Um a Fünferl a Durchanand“ ist das reinste Chaos und die reinste Freude noch dazu. Kein Wunder, dass kein Auge trocken bleibt und die Bauchmuskeln vom Lachen schmerzen.
Johanna Bittenbinder und Heinz Josef Braun. Foto: IW
So gelingt der musikalisch-theatralische Durchanand köstlich, denn das Chaos ist perfekt: Von Blasmusik über Lieder und Theater, Unfug, Betrachtungen über die Unausweichlichkeit des Lebens und über die Leichtigkeit des Seins – alles dabei. Grandiose Schauspieler und Mimen sind sie alle vier. Posaunensoli von Sebi Tramontana, wie man sie so noch nie gehört hat, mischen sich mit Vogelgezwitscher, mit Versen und Literatur (bairischer, natürlich). Das Ganze ist vor allem eins: wunderbar schräg – von den Tönen über den Gesang bis zu den aberwitzigen, skurrilen Themen um Liebe, Leben und Tod.
Sehr virtuos und noch viel schräger
Des Großvaters Wasserleiche wird zur sekundären Nahrung für die Großstädter, die so gerne Aal essen. Wollernde Wegweiser, wallende Weißwürst und noch viel mehr erquickliche Wortspielereien wechseln sich ab mit aberwitziger Mimik, Pantomimik und immer wieder Musik. Ob Posaune, Tuba, Trompete, Trommel oder ein knallrotes Miniklavier – alles höchst virtuos, aber noch viel schräger.
Fünferl: Johanna Bittenbinder, Sebi Tramontana, Heinz Josef Braun, Andreas Koll. Foto: IW
So geht so ein Abend schnell dahin und er könnte auch ruhig noch länger so weiterfließen. Angefangen von Michael Feindlers Gedankenspielereien bis hin zu „Fünferl“ und ihrem mordsmäßigen Durcheinand. Keiner möchte, dass der Abend endet. Aber was muss, muss.