Waakirchner KulturNacht: Musikalische Vielfalt
MaxJoseph mit Georg Unterholzner, Andreas Winkler, Josef Steinbacher und Florian Mayrhofer. Foto: MaxJoseph
Jodler, russische Folklore, neu interpretierte bayerische Volksmusik, Klassik und noch vieles mehr. Die 8. Waakirchner KulturNacht hatte unter der bewährten Leitung von Hugo Eder wieder ein buntes Kaleidoskop an unterschiedlichen und faszinierenden Musikgattungen auf die Beine gestellt. Vier Gruppen boten jede Menge Unterhaltung. Da konnte das überaus zahlreich erschienene Publikum wirklich begeistert sein.
Konzert in Waakirchen
Bewährt hat sich auch das Konzept der Kleinkunstbühne Waakirchen. Verschiedene Gruppen mit eigenen Musikrichtungen und individuellen Zusammenstellungen treten bei der Waakirchner Kulturnacht auf zwei Bühnen auf, welche von den Zuhörern im Rotationsverfahren besucht werden. Dabei hat jede Gruppe 35 Minuten Zeit für ihr Programm.
MaxJoseph
Die vier jungen Musiker von MaxJoseph waren die ersten, die wir hörten. Georg Unterholzner aus Ascholding an der Gitarre, die Lokalmatadoren aus Reichersbeuern Andreas Winkler und Josef Steinbacher (beide Steirische Harmonika) und der Allgäuer Florian Mayrhofer an der Tuba boten ein ganz spezielles Programm von Volksmusik mit jazzig aufgepeppten Landlern, Walzern und Eigenkompositionen, die sich nicht in eine Schublade stecken lassen. Ob sie nun in der „Sibirischen Nacht“ den Winter mit Schneegestöber vorbeiziehen lassen oder in der „Ersten Hilfe“ ein entsprechendes Paket auf dem Schreibtisch vorfinden, immer entstehen vor dem geistigen Auge bizarre, fast unwirkliche Momente.
Tiefe, dramatische Tubaklänge harmonieren mit dem schnellen Rhythmus der Steirischen und der sanften Gitarrenmusik. Bekanntes und Vertrautes vermischt sich spektakulär mit Fremdem. So auch die durchaus witzigen Ansagen der Gruppe. Wer hätte sonst den flotten und atonal klingenden „Tornado“ mit der Einstimmung auf die nun beginnende staade Zeit in Verbindung gebracht, wenn nicht die vier Männer von MaxJoseph?
Ein Virtuosen-Gespräch
Auf Bühne zwei wartet ein mit zwei Instrumenten geführtes fulminantes und furioses Virtuosen-Gespräch auf uns. Konstantin Ischenko am Akkordeon und Michael Leontchik an der Zimbal, der russischen, größeren Ausgabe eines Hackbretts, wirbeln rasant und mit schier unglaublicher Geschwindigkeit auf ihren Instrumenten. Da flitzen die Finger nur so über die Tasten des Akkordeons und die Schlägel jagen über das Zimbal. Ohne Noten, aber mit jeder Menge Improvisation begeben sich die beiden Musiker auf eine Reise durch Raum und Zeit.
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Sie geben Variationen von Vladimir Cosmas Filmmusik zu „Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh“ (1972) zum Besten und begeistern in ihren Soli mit einem imponierenden Crossover von russischen Volksliedern über „Kalinka“ bis bekannten Opernmelodien aus Mozarts „Figaro“. Sie variieren und kombinieren nach Herzenslust Klassik und Jazz, Folklore aus ganz Europa und südamerikanischen Tango und finden so einen ganz neuen aufregenden, aufrüttelnden Klangkosmos.
Vielsaitig und Nachtigallengesang
Kontrastprogramm. Eine bayerische Begrüßung. „Mir gfrein uns, dass ihr da seid“, singen die Damen von Vielsaitig gemeinsam mit dem Nachtigallengesang. Die glockenhellen und glasklaren Stimmen von Bärbel Pischetsrieder und Ursula Bommer treffen mitten ins Herz. Den Jodler „Da werd mei Herz so frei“ singen sie mit der zauberhaften Begleitung durch Christine Horter an der Harfe, Lisa Schöttl (Flöte) und Larisa Bacher (Geige). Bayerisches Lebensgefühl verbindet sich auf wundersame Weise mit einer Reise um die Welt, in der es – wie sollte es auch anders sein? – um die Liebe geht.
Saitenklang und Nachtigallenmusik. Foto: KN
Lieder aus Russland ergänzen sich mit englischen, irischen Songs und argentinischen Tangomelodien, die jeweils in der Landessprache dargeboten werden. Schnell spürt das Publikum, dass Vielsaitig und Nachtigallengesang in allen Ländern zuhause sind. Gekonnt und munter springen sie hin und her und präsentieren eine große Bandbreite von unterschiedlichen Klängen und Zusammenstellungen. Ein rundum runder Auftritt, der mit einem bayerischen Dankeschön an die Zuhörer schließt.
Ensemble Unisonus
Letzte Station im Programm wieder auf Bühne eins. Das Ensemble Unisonus, bestehend aus den Schwestern Lucia und Anna Barbara Wagner (Geigen und Gesang) und dem Waakirchner Dudelsackspieler Simon Pfisterer, begibt sich auf einen einzigartigen Pfad der Musik. Sie „widmet sich neben der Interpretation zeitgenössischer Bordunmusik aus dem Alpenraum der Erforschung und Entdeckung alter Volksmusikquellen“. Dabei zeichnet ein Dauerton (Bordunton) den anderen Melodien eine Art Orientierungslinie vor. Besonders gut zu hören ist dies bei den Jodlern, die Lucia und Anna Barbara virtuos und ausdauernd trillernd gestalten.
Ensemble Unisonus. Foto: KN
Neben dem „armen Schuasterbuam“ erheitern auch die anderen frisch und fröhlich vorgetragenen Jodler die begeisterten Zuhörer. Die österreichisch-bayerische Volksmusik ist mit dem Instrumentalstück „Brezenknödelwalzer“ vertreten und die Tanzmusik kommt nicht zu kurz. Und so erfahren wir nebenbei noch, dass der Dudelsack im 18. Jahrhundert auch in Bayern nach der Geige das Instrument war, das am häufigsten gespielt wurde.
Waakirchner KulturNacht ein Abend voller Hörgenuss
So gingen die drei Stunden in der Waakirchner Grundschule wie im Flug vorbei. Eine bunte Mischung, die ein breites Spektrum an unterschiedlichster Musik bot und mit viel Freude und Enthusiasmus präsentiert wurde, erfüllte den Wunsch des Teams der Kleinkunstbühne auf „einen wunderbaren Abend voller Hörgenuss“ voll und ganz.