Drei Tage auf dem Waldviertler Kulturpfad
Manchmal gut, manchmal weniger gut beschildert. Foto: Petra Kurbjuhn
Eine Reportage in zwei Teilen
Waldviertler Kulturpfad, das lockte uns. 120 Kilometer in sechs Etappen. Wir beschlossen, ihn in drei Tagen mit ein paar Abkürzungen zu bewältigen. Und schafften es – aber nur fast!
Gut vorbereitet mit einem Erfahrungsbericht auf einem Blog und reichlich Adressen für Übernachtungsmöglichkeiten zogen wir von Zwettl los. Ein gut ausgeschilderter Weg führte uns beim Wurmhof vorbei, einem Bauernhof, wo Humus mit Regenwürmern produziert wird. Die Bäuerin machte uns Mut: „Auf dem Weg geht es aber sehr bergauf und bergab.“ Schließlich kommen wir aus Oberbayern, das sind wir doch gewohnt. Am Kamp entlang erreichen wir bald das Stift Zwettl www.stift-zwettl.at, einer Zistersienserabtei, die seit 1138 besteht und mit einer Audioführung aufwartet. Empfehlenswert, denn man kommt wirklich durch die ältesten Räume der Abtei.
Von hier führt der romantische Jägerpfad hinauf zum Stift Zwettl. Foto: Petra Kurbjuhn
Durch den Wald und über Felder, an deren Rändern es herrlich blüht, wandern wir nach Edelhof, einem Innovationszentrum für ökologische Landwirtschaft und Ausbildung. Leider ist der Tag der offenen Tür einige Tage später, aber wir staunen über die große Anlage, hier nimmt man offensichtlich das Thema sehr ernst.
In Friedersbach entdecken wir das Faulenzerhotel, nur ist es noch nicht einmal Mittag, also genehmigen wir uns nur einen Sommerspritzer und wandern frisch gestärkt weiter an wunderbaren blauen Lupinenfeldern und leider der Bundessstraße entlang bis zum Stausee Ottenstein. Ein fantastischer Blick eröffnet sich über die fjordartige Struktur dieses 4,5 Quadratkilometer großen Gewässers, das von dichten Wäldern umgeben ist. Die Burgruine Lichtenfels grüßt und wir wandern vier Kilometer am Ufer entlang, unterbrochen von einer Mittagsrast und Broten aus dem Rucksack. Der Nachtisch in Form eines Eises folgt am Erholungszentrum, sehr touristisch, das wir alsbald verlassen und leider unseren Kulturpfad verfehlen, so dass wir an der viel befahrenen Bundesstraße entlang nach Peygarten und Rastenfeld gehen müssen.
Ottensteiner Stausee mit Burg Lichtenfels. Foto: Petra Kurbjuhn
Dieser Ort hat es in sich. Ein hübscher Platz mit einer sehenswerten Kirche entlässt mehrere Wege hinab. Unser Blogfreund spricht nur von „hinab“, die Markierung ist unübersichtlich und so gehen wir drei verschiedene Wege hinab und wieder hinan, weil uns freundliche Menschen jeweils einen anderen Weg hinab schicken. Letztlich finden wir den richtigen Weg hinunter zum Purzelkamp, der aber sehr schnell wieder hinan führt, zum Klettergarten. Wir versuchen uns dort wieder hinab zu begeben, aber ohne Seil und Erfahrung müssen wir nach einigen Kletteraktionen einsehen, dass wir doch wieder hinauf müssen. Wir probieren einen anderen Weg, der uns endlich zum Etappenziel, nach Rastenberg führt. Hurra, der Gasthof hat offen, wir bekommen einen Gespritzten, aber kein Bett.
Falsche Information im Netz. Einzige Möglichkeit: zurück nach Rastenfeld, Frustriert versuchen wir einen Weg am Purzelkamp entlang zu finden und landen in einem mannshohen Brennesselfeld, das an einem Zaun endet. Es beschert uns Brennen und eine Zecke. Wir müssen umkehren und den Weg über den Berg nehmen. Aber der Abend im Gasthof Huber entschädigt für die Mühsal. Wir genießen im Garten gebratenen Spargel, einen grünen Veltliner und erfreuen uns an dem Storchennest auf dem Dach.
Burg Rastenberg und Holzbildhauer
Mit allen Umwegen sind wir mindestens 35 km gegangen und fallen müde ins Bett. Nach einem feinen Frühstück machen wir uns auf den Weg. Wir kennen ihn ja schon recht gut. Hinter Rastenberg führt er weiter am Purzelkamp entlang und plötzlich sehen wir die Burg. Fantastisch. Und wunderbare Erinnerungen, denn hier traf ich vor Jahren bei einem philosophischen Seminar Hans-Peter Dürr, Quantenphysiker und Träger des Alternativen Nobelpreises. Später folgte er meiner Einladung an die FOS Bad Tölz, wo er vor begeisterten Schülern seine Ideen vortrug.
Blick auf die Burg Rastenberg vom Purzelkamp. Foto: Petra Kurbjuhn
Wir drehen uns um und stehen vor der großen Holzsäule von Bildhauer Peter Weber. Wir trafen ihn in der Kulturbrücke Fratres, wo seine Arbeit großes Aufsehen erregten. Leider scheint niemand zu Hause zu sein und wir wandern weiter am Fluss entlang, wieder einen Berg hinan und kommen nach Brand und später wieder bergauf, bergab über schöne Wiesen nach Wiesenreuth, wo es einen Kornkasten zu besichtigen gibt. Diese auch Schüttkasten genannten Gebäude sind typisch für das Waldviertel. In Primmersdorf hat die Textilkünstlerin Vesna einen solchen Schüttkasten zu einem Ausstellungsort umbauen lassen.
Holzskulptur von Peter Weber. Foto: Petra Kurbjuhn
Es geht wieder bergan, auf einer Straße, in glühender Hitze, eine erhoffte Abkürzung befördert uns in ein Kornfeld, also umkehren. Und dann lesen wir: Sprögnitz 2 km. Das beflügelt uns, denn wir wollen im „Sonnentor“ von Johannes Gutmann Mittag essen.
Davon morgen.