Malerei auf der Tenne
Kunstvoll dekorierte Herbstausstellung Walter Franzen auf der Tenne. Foto: Ines Wagner
Ausstellung in Rottach-Egern
Walter Franzen ist ein Vierjahreszeitenmaler, will heißen, er malt immer. Seine Ausstellung in einer alten Tenne legt allerdings den Verdacht nahe, dass er den Herbst besonders mag. Eine in vielerlei Hinsicht bemerkenswerte Ausstellung.
Eigentlich ist der Kreuther Walter Franzen gemeinsam mit seiner Frau viele Jahre Besitzer eines Hotels in Rottach-Egern gewesen. Schon in dieser Zeit verspürte er das Bedürfnis, sich malerisch auszudrücken. „Ich griff also zum Pinsel und begann ohne spezielle Absichten Farben nebeneinander zu stellen“, beschreibt er diese Zeit, „und hatte Freude daran, wie die Farben und auch Formen zusammen wirkten.“ Das war in den 1970er Jahren.
Walter Franzen vor seinen Bildern. Foto: Ines Wagner
Gemalt hat Walter Franzen dann einige Jahre in Aquarelltechnik, zumeist waren es realistische Motive, Landschaften, Stilleben. In dieser Zeit hat er auch eine große Neigung zu Blau- und Grüntönen entwickelt. Diese Töne sind heute auch noch anzutreffen aber seine Palette ist so vielfarbig wie der Herbst, wie man in der Rottacher Ausstellung sehen konnte.
Walter Franzen – motiviert und experimentierlustig
Nachdem er 2001 das Hotel abgegeben hatte, widmete er sich ganz dem Malen. Nach einer Auszeit von 5 Jahren lernte er den Künstler und Dozenten Peter Mairinger kennen. Das veränderte seine Sichtweise auf die Malerei radikal. Seitdem malt er abstrakt in Acryl und diversen Mischtechniken.
Jährlich im August nimmt er an den internationalen Malerwochen unter Anleitung Mairingers in Hollersbach/Österreich teil. Von dort kehrt er jeweils motiviert und beflügelt zurück, greift zu Pinsel und Farbe und malt weiter. Walter Franzen experimentiert gern, probiert immer wieder Neues aus.
Geometrische Formen und aufgelöste Pigmente. Foto: Ines Wagner
Er mischt seine Acrylfarben mit Pasten, experimentiert mit Bitumen, streut Pigmente darüber, verwischt, lässt Farben verlaufen, zerfließen. Dann wieder malt er geometrische Formen, die sich klar und präzise im Bild behaupten. Er lässt mehrfach behandelte Oberflächen in der Sonnenhitze aufspringen, bis sich Craquelé-Effekte einstellen. Dann wiederum collagiert er mit verschiedenen Papieren, Wellpappen, Leinwandfetzen.
Walter Franzen vielfältig: links Acryl, rechts Bitumen. Foto: Ines Wagner
Er habe schon als Bub gern geträumt, zum Ärger seiner Lehrer, sagt der Kreuther. Heute träumt er beim Malen, und seine Träume malt er ins Bild. Aber es sind seine eigenen, inneren Träume, daher will er sie nicht zerreden. Jeder Betrachter soll selbst ein eigenes Bild finden, seine Assoziation. Deshalb gibt er den Bildern zwar Titel, aber sie sind weit gefasst und lassen Interpretationsspielräume zu. „Wenn der Betrachter bereit ist, sich da hinein zu vertiefen, bekommt auch er mit großer Sicherheit eine auf ihn zugedachte, passende Antwort“, ist Walter Franzens Meinung.
Die Boote integriert. Foto: Ines Wagner
Etwa achtzig Bilder umfasst die Ausstellung in einer alten Tenne in Rottach-Egern. Überwiegend sind es Arbeiten aus den Jahren 2015-2017. Neben der Malerei ist es auch die liebevolle Dekoration der Herbstausstellung, die zum Verweilen einlädt. Damit der Dachstuhl der Scheune nicht zu hoch und auch nicht zu dunkel wirkt, hängen unzählige weiße Regenschirme vom Himmel herab. „Auch wegen des Wetters“, lachte er, „es geht schließlich auf November zu“.
Malerei und Kürbisse. Foto: Ines Wagner
Bei der Ausgestaltung habe ihm seine Frau geholfen. Kastanien, Zapfen, Kürbisse, Weißkohlköpfe und viel Laub sind in der alten Scheune dekoriert. Und der Besitzer Sepp Höss liess ihm auch zwei Boote darin stehen, die wurden kurzerhand mit eindekoriert. Der Herbst scheint doch eine wichtige Rolle zu spielen, auch wenn man die Bilder betrachtet. Aber das ist, wie Walter Franzen sagen würde, die Sichtweise der Betrachter, darin zu entdecken, was sie möchten.