Wanderausstellung „Dialogtüren“ in Miesbach
Titelbild Dialogtüren in der evangelischen Apostelkirche. Foto: Isabella Krobisch
Ausstellung in Miesbach
Am morgigen Donnerstag wird in Miesbach die interreligiöse Wanderausstellung „Dialogtüren“ eröffnet. Sie lädt dazu ein, sich auf einen Spaziergang zu den verschiedenen Ausstellungsorten in der Kreisstadt zu begeben.
Am Montag trafen die Exponate, aus Salzburg kommend, in Miesbach ein, denn Initiator der Präsentation ist Martin Rötting, Professor für Religious Studies an der Paris Lodron Universität Salzburg. Sein aktuelles Forschungsprojekt befasst sich mit multireligiösen Räumen und der Entstehung von Sinn.
Er ist Vorsitzender des Hauses der Kultur und Religion in München e.V. und Gründungsmitglied des OCCURSO-Instituts für interreligiöse und interkulturelle Begegnung e.V.
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„Wir haben die Wanderausstellung ‚Dialogtüren‘ des OCCURSO-Instituts nach Miesbach eingeladen, weil es um das Zusammenleben im Landkreis geht“, sagt Lisa Braun-Schindler, Sprecherin vom Förderverein PIA e.V.- Netzwerk Integration. Man wolle damit Respekt, Akzeptanz und Toleranz als Bausteine für ein friedliches Leben bewusst machen.
Lisa Braun-Schindler in der evangelischen Apostelkirche. Foto: Isabella Krobisch
Das Netzwerk Integration bemüht sich mit zahlreichen Aktivitäten seit 2006 um ein harmonisches Zusammenleben der verschiedenen Kulturen im Landkreis. Eingebettet ist die jetzige Ausstellung in das zentrale Thema „Rassismus“ des Netzwerk Integration, das mit dem Gebet der Religionen im März 2021 begann und mit der Plakataktion „Gegen Rassismus“ sowie der Aktion „Nein zu Rassismus“ fortgesetzt wurde.
Wie wird Hochzeit gefeiert
Auf sechs Dialogtüren zu den Themen Gebet, Hoffnung, Lernen, Lebenswege, Positionen und Freiheit mit 24 Tafeln kann sich der Besucher informieren, wie wird in anderen Religionen Hochzeit gefeiert, welche Geburt-Initiationen gibt es und wie bereitet man sich auf den Tod vor.
Dialogtüren in der Stadtpfarrkirche. Foto: Isabella Krobisch
„Es geht nicht um eine umfassende Darstellung der Religionen, sondern um dialogrelevante Themenfelder“, erklärt Lisa Braun-Schindler, „dazu werden Beispiele aus den Religionen gegeben, um miteinander in Kontakt zu treten“.
Eigene Erfahrungen niederschreiben
Eine Hörsäule lädt ein, anhand von Audiomaterial tiefer in die Materie einzudringen und Songs zum Thema, Interviews, Gebete der Religionen oder Zitate aus historischen Ansprachen zu hören. Ein Lesepult zeigt die Positionen der Kunstausstellung „Übertreten geboten“ und lädt ein, eigene Hoffnungsvisionen oder Erfahrungen im Dialog der Religionen niederzuschreiben. Eine Beschreibung der Ausstellung findet sich auf der Webseite von OCCURSO.
Aufbau der Dialogtüren „Gebet“ in der Miesbacher Moschee. Foto: Isabella Krobisch
Sie habe sich besonders darüber gefreut, dass auch die Türkisch-islamische Gemeinde zu Miesbach mit dem Thema „Gebet“ beteiligt sei. In der evangelischen Apostelkirche sind die Themen „Positionen und Lernen“ vertreten und in der Katholischen Stadtpfarrkirche die Themen „Hoffnung und Lebenswege.“
Religion und Politik verknüpft
Durch Vermittlung von Inge Jooß, Integrationsreferentin der Stadt Miesbach, habe man eine Dialogtür zum Thema „Freiheit“ im Rathaus platzieren können. „Damit ist die Verknüpfung Religion und Politik gegeben“, sagt die Netzwerksprecherin, die zu einem Spaziergang durch die Stadt an die verschiedenen Orte der Wanderausstellung einlädt.
Inge Jooß mit den Dialogtüren im Rathaus. Foto: Isabella Krobisch
Zur Ausstellung, die bis zum 30. Juni zu sehen ist, wird es ein umfangreiches Begleitprogramm geben. Am Montag, 14. Juni um 19 Uhr hält per Zoom Martin Rötting den Vortrag: „Interreligiöser Dialog in Alltag, Schule und Pastoral“. Dazu kann man sich unter: netzwerk@integration-mb.de anmelden. Der Vortrag wird auch ab 15.6.2021 über die Webseite abrufbar sein.
Inge Jooß hat die Broschüre „Wir müssen über Rassismus reden“ mit Gedanken, Informationen und Berichten zusammengestellt. Darin findet sich unter anderem der Aufsatz von Melli Fersi mit dem Titel „Was entgegensetzen? Die Bedeutung von interreligiösen Kontakten“.
„Namen“ von Georg Brinkies
Auf Anregung von Kulturamtsleiterin Isabella Krobisch gibt es begleitend die Kunstausstellung „Namen“ von Georg Brinkies an den Glasfronten des Kulturzentrums Waitzinger Keller. Der Neuhauser Künstler zeigt abstrakte Bilder, denen er Namen zuordnet.
Georg Brinkies bei einer Ausstellung im Tannerhof Bayrischzell 2020. Foto: Petra Kurbjuhn
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Kernpunkt des Themas sei die Achtung vor der Persönlichkeit eines Menschen, erklärt er. Diese Persönlichkeit drücke er mit einem Namen aus. „Jeder hat einen Namen, mit dem er gerufen wird“, sagt Georg Brinkies. Diesen Namen, der nichts mit dem bürgerlichen Namen zu tun habe, kenne man nicht. Aber es sei unsere Aufgabe, danach zu streben, um unsere eigentliche Persönlichkeit und unseren Namen, wie Romano Guardini es ausgedrückt habe, zu entdecken.
Liebevollen Raum bieten
Von entscheidender Bedeutung sei es, einen Raum zu schaffen, wo diese Entwicklung stattfinden kann. „Das ist die gesellschaftliche Aufgabe, einen liebevollen Raum zu bieten.“
Aus der Serie „Namen“ von Georg Brinkies. Foto: Petra Kurbjuhn
In Miesbach wurde jetzt von den Veranstaltern Förderverein PIA e.V.- Netzwerk Integration, Evangelische Kirchengemeinde Miesbach, Katholische Pfarrei Miesbach, DITIB Türkisch-islamische Gemeinde zu Miesbach e.V., Studienzentrum für evangelische Jugendarbeit in Josefstal e.V., Kulturamt der Stadt Miesbach, Inge Jooß – Integrationsreferentin der Stadt Miesbach, ein solcher Raum geschaffen.
in der Türkisch-islamischen Gemeinde zu Miesbach, Carl-Feichtner-Ring 15 (Thema: Gebet)
in der evangelischen Apostelkirche, Rathausstr. 12 (Themen: Positionen und Lernen),
in der katholischen Stadtpfarrkirche, Pfarrgasse 4 (Themen: Hoffnung und Lebenswege)
und im Rathaus Miesbach, Rathausplatz 1 (Thema: Freiheit).