Wandern auf den Spuren von König Ludwig II.
Der Fürst zu Leiningen hat sich an ausgesucht schöner Stelle ein Häuschen aus Stein errichten lassen. So war er immer in der Nähe von König Max II., wenn dieser auf der Max-Ruh weilte. Foto: Stefan Rosenboom
Buchtipp von KulturVision
„In den Bergen lebt die Freiheit“ nennt sich der opulente Bild- und Textband von Sandra Freudenberg und Stefan Rosenboom, der in 12 Kapiteln Touren zu den Hütten von König Ludwig II. beschreibt. Lesende lernen den Bergmenschen Ludwig kennen und bekommen Lust seine Bergwelt zu entdecken.
Es sind mehrere Dinge, die den Reiz dieses Buches ausmachen. König Ludwig II. ist ja durch sein Leben, seinen mysteriösen Tod und seine Märchenschlösser weithin bekannt. Diesen bayrischen Monarchen von einer anderen Seite kennen zu lernen, als einen Menschen, der die Berge und die Einfachheit der Hütten liebte und hier immer wieder einkehrte, rundet das Bild wohltuend ab.
Der Jochberg zeigt sich stolz, bekrönt von einer wilden Schneefahne. Zwischen ihn und den Herzogstand hat der Gletscher ein tiefes Tor geschliffen. Foto: Stefan Rosenboom
Wohltuend auch die reiche Bebilderung des Bandes. Der Fotograf Stefan Rosenboom versteht es, die Welt der Berge in ihrer ganzen Vielschichtigkeit festzuhalten. Drohende Gewitter mit imposanten Wolkengebilden, die durch Baumäste dringenden Sonnenstrahlen, steile Felsformationen oder in Abendsonne getauchte Hütten, die Fotografien vermitteln die Schönheit und die Wildheit der Alpen. Ungewöhnliche Perspektiven und immer wieder in Licht gehüllte Details, wie ein Gipfelkreuz oder eine Holzwand lassen ahnen, wie lange Stefan Rosenboom auf den richtigen Moment gewartet hat. Auch die immer wieder eingefangenen Nebelschwaden geben die Fotografien den magischen Reiz, den Bergbegeisterte kennen.
Wolken durchstöbern die Täler, auf dem Herzogstand schwebt man über ihnen. Foto: Stefan Rosenboom
Ergänzt wird die Bebilderung durch historische Fotos und Gemälde, womit sich das Bild des Bergmenschen Ludwig II. abrundet.
Beim Almer bei Gewitter
Sandra Freudenberg hat einen sehr persönlichen Text geschrieben, der durch seine Ich-Form Lebendigkeit und ihren leidenschaftlichen Bezug zum Thema vermittelt. Sie erzählt Geschichten, die sie erlebt hat auf ihren Wanderungen oder die man ihr erzählte. Im Vorwort schreibt sie, wie sie einmal bei einem Gewitter bei einem Almer hängenblieb, der ihr vom jungen Prinzen Ludwig erzählte und mit den Worten schloss: „Diese Hütte der Wittelsbacher findest du in keinem der Ludwig Führer.“
Die aufgehende Sonne fängt unsere losen Gedanken ein und zeigt uns die Himmelsrichtung an – dort erheben sich die Tegernseer Berge. Foto: Stefan Rosenboom
Ein Buch vom Flohmarkt und viele weitere Geschichten zogen Sandra Freudenberg in ihren Bann und sie beschloss, die Ludwig-Hütten aufzusuchen. Ein Abenteuer sei es gewesen, schreibt sie, denn oftmals gingen sie auf vergessenen Wegen und sie trafen sehr unterschiedliche Menschen.
Wiegenlied vom Walchensee
Auch für denjenigen, der sich Informationen für eigene Nachwanderungen erhofft, ist das Buch eine Fundgrube, denn am Ende jedes Kapitels findet sich die genaue Wegbeschreibung. Darüber hinaus erfährt die Leserin eine Menge Details über das Leben Ludwigs in den Bergen, aber auch über seine Beziehungen zu Freunden, allen voran zu Richard Wagner. Dieser verbrachte mit Ludwig ein paar Tage in einer Hütte am Walchensee und soll dort ein Wiegenlied gehört haben, das er später im Fliegenden Holländer verwendete.
Die Gedenktafel erinnert an den Besuch Richard Wagners auf der Hochkopfhütte. Foto: Stefan Rosenboom
Reizvoll ist zudem, dass auch der Fotograf immer wieder Texte einstreut, in denen er seine sehr persönlichen Gedanken und Gefühle auf den Wanderungen beschreibt.
Umweltschützer König Ludwig II.
Es beginnt im Wettersteingebirge und geht weiter im Karwendelgebirge. Bekannte Hütten, wie die Rheinthalerhütte wechseln ab mit völlig unbekannten, wie die Max-Ruh-Hütte, zu der kein Wegweiser führt. Hier aber, so hat Sandra Freudenberg recherchiert, wurde Ludwig II. zum Umweltschützer und verhinderte einen geplanten Ölschieferabbau.
Ob Ludwig hier weilte, ist nicht ganz sicher. Dass die Grasbergalm ein bezaubernder Ort ist, hingegen schon. Foto: Stefan Rosenboom
In der Gegend um Vorderriß kommt auch Ludwig Thoma zu Wort, der sich an die Besuche des Königs erinnerte. Und auch Ludwig Ganghofers „Der Jäger von Fall“ spielt in der Nähe von Ludwigs Hütten.
Das marokkanische Haus
Die Extravaganz des Königs hat neben seiner Liebe zur Natur und dem einfachen Leben auch in diesem Buch ihren Platz. So ließ er auf einer Hochweide das marokkanische Haus, das er auf der Weltausstellung in Paris erwarb und in Kisten verpackt herbeischaffen ließ. Heute ist es im Garten von in Schloss Linderhof anzutreffen, aber die Autorin machte sich dennoch auf den Weg, um den ursprünglichen Platz aufzusuchen.
Die Sicht aus dem Burgfenster, wo Ludwig auf den Weißensee und den Forggensee hätte blicken können. Foto: Stefan Rosenboom
Das Buch endet mit dem Besuch der Burgruine Falkenstein. Der Traum des Königs hier eine Gralsburg zu errichten, blieb unvollendet und so zeugt heute nur eine Ruine von seinem letzten Plan. Sandra Freudenberg indes erlebt eine Überraschung, als sie sich hinaufgearbeitet hat: Sie trifft auf fein gekleidete Menschen, die das Hotel Schloss Falkenstein mit Sternerestaurant bevölkern, und macht sich schnell aus dem Staub. Auch für den Fotografen verfinstert sich die Welt und ein Gewitter über Burg Falkenstein lässt ihn in den luftigen Gemäuern Schutz suchen.
Geschichten und Informatives
Geschichten, Episoden, Informatives wechseln sich so in diesem überaus lesenswerten und anschauenswerten Buch ab. Und einige der Touren sind gar nicht weit entfernt, wie Vorderriß oder Walchensee.
Lesetipp: Alpinismus und Zusammenhalt