Genussvolle Momente
Stillleben vor dem Konzert. Foto: Hubert Huber
Weihnachtskonzert in Rottach-Egern
Esbrassivo – Blech für die Welt. Und für jeden Einzelnen. Das Weihnachtskonzert der Blechblas-Formation „esbrassivo“ sprach den Zuhörern im Seeforum Rottach-Egern aus der Seele. Viele bekannte Melodien, heitere Geschichten und Musik vom Allerfeinsten vereinigten sich zu einem wahren Hochgenuss.
„Nehmen wir uns Zeit Schönheit zu schätzen?“ – Eine wichtige Frage in unserer schnelllebigen Gesellschaft. Gerade in der „staadn Zeit“ vor und um Weihnachten haben wir doch oft gefühlt den größten Stress. Wir rennen von einem Kaufhaus zum nächsten, von einer Feierlichkeit zur anderen und vergessen dabei, einmal innezuhalten und einen vielleicht unvorhergesehen schönen Moment zu genießen.
Sich Zeit für schöne Musik nehmen. Foto: Hubert Huber
Mitten in den Weihnachtsfeierlichkeiten entstand eben so ein magischer Augenblick des Innehaltens und des Genießens. Denjenigen, die sich am Stephanitag abends von der Familienfeier loseisen konnten, bot „esbrassivo“ eine einmalige Reise durch die Schönheit der Musik.
Bayerischer Charme
Die sechs Herren sind in Frack, Fliege und glänzenden schwarzen Schuhen gekleidet – wie in einem professionellen Orchester aus der Oper oder einem großen Konzertsaal. Alle haben ihre Instrumente bei namhaften Professoren in Deutschland und Österreich studiert. Und doch wirken die Musiker für das Publikum sofort greifbar und nahbar. Sie reden bayerisch, jeder in seinem eigenen Dialekt, und sie sind äußerst charmant und unterhaltsam.
Gedichte und Geschichten lockern den Abend zusätzlich auf. Foto: Hubert Huber
Mit lustigen, selbstironischen, aber auch nachdenklichen Gedichten und Geschichten binden Hornist Marinus Brückmann und Tubist Thomas Stadler den Zuhörer ins Konzert mit ein. Der Konzertbesucher soll sich nicht nur mit schöner Musik berieseln lassen, sondern er soll aufmerksam bleiben, mitdenken und auch gerne herzlich lachen. Das Publikum darf hinreißende, großartige Musik wahrhaft erleben.
Ein bunter Blumenstrauß an Melodien
Das Konzert im Seeforum Rottach-Egern steht ganz unter dem Motto von Weihnachten. Traditionelle Weihnachtslieder wie „Machet die Tore weit“, „Fröhliche Weihnacht überall“, „Es werd scho glei dumpa“ oder der „Andachtsjodler“ wechseln sich ab mit dem barocken „Concerto Pastorale“ von Johann Christoph Pez und einem Potpourri an bekannten Melodien aus dem Disneyfilm „Die Schöne und das Biest“.
Die sechs Musiker von „esbrassivo“: Thomas Stadler, Josef Lang, Marinus Brückmann, Alexander Hermann (sitzend), Georg Hiemer und Sebastian Lang (v.l.). Foto: esbrassivo
Der Zuhörer erkennt sie sofort, die feierlichen weihnachtlichen Lieder. Er ist versucht mitzusingen, gibt sich aber dann doch dem Klangerlebnis hin. Die fünf Blechbläser verstehen es, zusammen mit ihrem Schlagzeuger Alexander Hermann, durch ihren samtigen Ton und die ausgeprägte dynamische und agogische Musikalität das Publikum zu begeistern.
Arrangements aus eigener Hand
Trompeter und Arrangeur Josef Lang lässt sich jedoch immer wieder etwas Neues einfallen. So erklingt die berühmte „Toccata“ von J.S. Bach anfangs zwar noch sehr original, wandelt sich aber dann schnell zu einer modernen Interpretation ab. Ähnlich, aber doch ganz anders funktioniert es bei „Variationen über ‚Morgen kommt der Weihnachtsmann‘ nach W.A. Mozart“. Josef Lang kombiniert die bekannte Melodie mit Mozarts Musikstil, sodass man tatsächlich auf die Idee kommen könnte, der klassische Komponist hätte dieses Weihnachtslied vertont.
Zur Unterstützung haben die fünf Blechbläser auch einen Schlagzeuger dabei. Foto: Hubert Huber
In der zweiten Konzerthälfte spielen „esbrassivo“ außerdem eine Suite aus dem Film „Der Polarexpress“ und drei amerikanische Weihnachtslieder: „Santa Claus is coming to Town“, „Little Drummer Boy“ und die Swing-Nummer „Let it Snow“.
Drei Zugaben erklatscht
Zum Bedauern des Publikums ist der kurzweilige Konzertabend leider viel zu schnell vergangen. Doch das Ensemble belohnt seine Zuhörer mit drei zusätzlichen Stücken. Im „Basin Street Blues“ lassen Georg Hiemer und Josef Lang ihre Trompeten schleifen und Sebastian Lang entlockt seiner Posaune schnarrende Töne. Und auch mit „Hot Choclate“ bleiben die Musiker mit einem tollen Bigband-Sound in der Jazzmusik. Zum Abschluss wird es noch einmal sehr bedächtig. „An Irish Blessing“ gibt dem Publikum den Segen mit auf den Heimweg.