Weiß ist der Spiegel der Umgebungsfarbigkeit
Dierk Schwender mit seinem Lieblingsmotiv. Foto: Monika Ziegler
Ausstellung in Bad Tölz
Dem Phänomen Weiß hat sich Dierk Schwender in seiner Ausstellung „Winterbilder“ im öHa Kunstraum in Bad Tölz verschrieben. Dabei macht er die Farbigkeit des Schnees für den Betrachter nachvollziehbar.
Eigentlich ist Dierk Schwender promovierter Mediziner und war bis 2013 Chefarzt für Anaesthesie und Intensivmedizin in einer Klinik am Bodensee, zudem hatte er eine Universitätsprofessur an der LMU München inne. Aber schon 1975 begann sein zweiter Werdegang als Künstler, er nahm er Unterricht bei renommierten Lehrern und entschied sich 2013 nur noch als freischaffender Maler tätig zu sein.
Dierk Schwender: Medizin und Kunst in Konkurrenz
„Die Medizin bietet ein erfülltes Leben“, sagt er, man sei eingeladen, Zugang zum Leben zu suchen und zu finden und er fasse es als Privileg auf, dass er dabei sein durfte. Immer aber sei Medizin und Kunst in Konkurrenz gewesen und so habe er sich jetzt ausschließlich für die Kunst entschieden.
Das Weiß hat es ihm angetan, nicht nur der Schnee in seiner oberbayerischen Wahlheimat Lenggries, sondern auch durch die weißen Häuser an seinem Wohnort in Andalusien. In Tölz zeigt er jetzt einen Querschnitt seiner Winterbilder aus verschiedenen Schaffensphasen.
Ohne Titel. Foto: Dierk Schwender
Widmet man sich den Bildern intensiver, dann entfaltet das Weiß eine unerwartete Farbigkeit. Auf einer Wiese taucht ein blauer Schatten auf, auf dem Bild mit dem Baum vor dunklem Hintergrund entdeckt man sogar Rosa- und Gelb-Töne.
Mit sehr genauem Blick hat er diese Farbigkeit wahr genommen und in langen Beobachtungsstudien umgesetzt. In dem Bild mit der türkisfarbigen Bank wird der Schnee türkisfarben. „Weiß ist der Spiegel der Umgebungsfarbigkeit“, erklärt Dierk Schwender.
Ohne Titel. Foto: Monika Ziegler
Sehr deutlich wird diese Spiegelung in dem Bild, das der Maler vom ersten Schnee geamlt. Im Hintergrund noch das rotgelbe Laub auf den Bäumen, im Schnee gelbe Farbtupfer.
Zuweilen arbeitet die Künstler mit sehr harten Kontrasten, etwa in seinem reduzierten Bild mit dem Draht, links ist hartes Weiß vor hartem Schwarz und rechts umgekehrt. „Dieses diagonale Motiv begleitet mich seit 25 Jahren“, sagt er. Oder auch in dem Bild mit der Fußspur.
Ohne Titel. Foto: Monika Ziegler
Und dann wieder geht er sehr subtil mit der Farbigkeit des Weiß um. Hier hat er sich dem Schnee im Schatten gewidmet, während im Hintergrund Nebel über den Bergen aufsteigt. Die Wirkung entfaltet sich am besten, wenn man in ein Meter Entfernung steht. Geht man näher heran, erkennt man Pinselstrich und Spachtelung und die Technik deckt die Komposition zu.
Ohne Titel. Foto: Monika Ziegler
Die Winterbilder von Dierk Schwender sind sehr stille Bilder, der Mensch taucht in ihnen nicht auf. Nur in einem Bild benutzt der Mediziner den Schnee als Metapher für ein Leichentuch, surrealistisch das Gesicht mit geschlossenen Augen.
Am 13. Januar ist wieder eine „Lange Nacht am Jungmayrplatz“.
Dierk Schwender, Arzt und Künstler, wird im Kunstraum so gegen 18:30 Uhr über das Gehirn, das Abstrakte und die Ästhetik sprechen.