Hans Küng

Weltethos-Idee in die Kirchen tragen

Hans Küng und carlos Paz bei einer Tagung der Stiftung Weltethos 2013. Foto: MZ

Vortrag in Holzkirchen

„Warum Weltethos?“ war ein Vortrag des Ökumenischen Gesprächskreises und des Katholischen Kreisbildungswerkes überschrieben, der gestern Abend zahlreiche Zuhörer in den Thomasaal lockte, die sich für die Visionen des kürzlich verstorbenen Hans Küngs interessierten.

Der bakannte und streitbare Schweizer Theologe hatte im Jahr 1989 das Buch „Projekt Weltethos“ veröffentlicht, in dem er seiner Überzeugung Ausdruck verlieh, dass Frieden auf unserem Planeten nur möglich sein wird, wenn sich die Religionen versöhnen, wenn es einen Dialog unter den Religionen auf Augenhöhe gibt. Und er rief dazu auf, sich auf die gemeinsamen Werte zu besinnen, die in allen Kulturen der Welt angelegt sind.

In den folgenden Jahren machte er sich mit den Mitarbeitern der 1995 gegründeten Stiftung Weltethos auf Spurensuche in den Weltreligionen, aber auch Stammesreligionen und der Philosphie, um diese gemeinsamen Werte aufzuspüren.

Grundkonsens an Werten nötig

Diese nunmehr 25 Jahre alte Vision Küngs hat an Aktualität nichts eingebüsst, im Gegenteil. Monika Ziegler, externe Mitarbeiterin der Stiftung Weltethos, machte in ihrem Vortrag deutlich, wo wir heute stehen. Ob Politik, Wirtschaft, Ökologie oder der Einzelne, überall in der Welt beklagen Menschen Gewalt, Lüge, Korruption, Ungerechtigkeit, Missbrauch.

Weltethos
warum Weltethos?. Foto: Bernhard Wochinger

Für ein friedliches Zusammenleben indes, insbesondere in Gesellschaften mit unterschiedlichen Kulturen, braucht es einen Grundkonsens an Werten, denen sich jeder, ob Christ, Moslem, Hindu oder Atheist, anschließen kann. Denn dies ist eine wesentlicher Grundsatz Küngs Idee, Glaubende und Nichtglaubende sollen gemeinsam die Weltethos-Idee verwirklichen.

Diese, und das beonte die Vortragende, ist keine neue Religion, keine Einheitsreligion, keine Herrschaft einer Religion über eine andere, sondern schlicht die tätige Verwirklichung der gemeinsamen Werte.

Weltethos in der Praxis

Diese Werte sind die beiden Pfeiler, nämlichen Menschenwürde und Goldene Regel der Menschlichkeit, also, Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest und die daraus abgeleiteten vier Weisungen: Hab‘ Ehrfurcht vor dem Leben, für ein Leben ohne Gewalt, handle gerecht und fair, handle wahrhaftig und achtet und liebet einander.

Am Ende des Vortrages erläuterte Monika Ziegler, wie die Weltethos-Idee praktisch umgesetzt wird, in Wirtschaft, Politik, Bildung und gab Beispiele für die Bildungsarbeit in Kindergarten und Schule. Sie schloß mit dem Zitat: „Wenn einer allein träumt, bleibt es ein Traum, wenn viele gemeinsam träumen, wird es Wirklichkeit.“

In der lebhaften Diskussion ging es vor allem darum, die Weltethosidee nicht nur im Ethikunterricht zu behandeln, sondern ebenso in den Religionsunterricht und in die Kirchen zu tragen und zudem die Wirtschaft für das Thema zu sensiblisieren.

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