Ausstellung in Miesbach: Städte, Menschen, Landschaften
Werner Gruß vor seinem Bild „Landschaft“. Foto: MZ
Ausstellung in Miesbach
Bei seiner zweiten Ausstellung im Foyer der Kroha GmbH in Miesbach überrascht der Gmunder Maler Werner Gruß mit neuen Arbeiten. „Farben-Formen-Emotionen“ nennt er die Präsentation, die am morgigen Freitag, 20. September, um 18 Uhr eröffnet wird.
Man kennt von Werner Gruß seine abstrahierten Städtelandschaften, Silhouetten in kräftiger Farbigkeit. Zuweilen platziert der Maler Figuren hinein, die aber seltsam verloren wirken, die sich nichts zu sagen haben und gesichtslos und ohne jede Form von Kommunikation irgendwie nur herumstehen.
Werner Gruß: „NY3“. Foto: MZ
In der Ausstellung in Miesbach wird der Besucher auch diese Bilder finden. Sie heißen „Town“ oder „Street life“ und wirken traurig, morbide gar, steril und emotionslos. Aber dann entdeckt der Betrachter ganz unten rechts im Bild einen See, eine Alternative also.
Lesetipp: Farben-Formen-Emotionen
Dem gegenüber aber malt Werner Gruß großformatige Landschaftsbilder mit starker Farbigkeit. Gleich am Eingang wird der Besucher von einem solchen Bild empfangen, das in seiner Farbkomposition an den Tegernseer Maler Herbert Beck erinnert.
Italienische Landschaft
Aber nicht in Aquarell, wie Beck, sondern in Acryl hat Werner Gruß seine Landschaft gemalt, die ein wenig wie eine italienische Landschaft ausschaut, der ansteigende Hügel mit den angedeuteten Häusern könnte in der Toskana sein Vorbild haben.
Werner Gruß: „Augenblicke“. Foto: MZ
Gleich daneben überrascht der Maler mit einem völlig neuen Stil. Nein, er wolle sich nicht in eine Richtung festlegen, sagt er und so ist das Triptychon „Augenblicke“ weder eine Stadt, noch eine Landschaft, sondern es sind zwei Gesichter, die eine nebulöse abstrakte Komposition in zurückhaltender Farbigkeit einrahmen.
Werner Gruß: „Trio“. Foto: MZ
Starke Farbigkeit indes zeigt ein zweites Triptychon, das er „Trio“ nennt und dasselbe abstrakte Motiv in drei verschiedenen Farbspielen wiedergibt.
Werner Gruß: „Europa mit Stier“. Foto: MZ
Ganz neu ist eine humorvolle Komponente des Künstlers. „Europa mit Stier“ lässt sich sowohl als die Europa mit dem Stier aus der Mythologie erklären oder aber, so lächelt Werner Gruß, es könnte auch er mit Sternzeichen Stier und seine Frau sein.
Werner Gruß: „Frisco“. Foto: MZ
Im 1. Stock wir der Besucher von einem dreiteiligen Bild in starker Blau-Rot-Gelber Farbigkeit empfangen. In stark reduzierter Form, aber in gelungener Komposition ist dieses Bild eine neue Auffassung des Themas „Stadt“ mit figurativen Elementen, verlorenen Menschen, die einsam und verlassen wirken und einen starken Gegensatz zu den intensiven Farben bilden.
Werner Gruß: „Zirkus“. Foto: MZ
Ein heiteres Bild, in dem der Betrachter spazieren gehen kann und immer wieder Neues entdeckt, ist das Bild „Zirkus“. Hier findet man einen Bären, ein Gesicht mit langer Nase und vieles andere mehr.
Werner Gruß: „Abend“. Foto: Name
Neu in seiner Art ist auch das Bild „Abend“ in leuchtendem Gelb. Vor der untergehenden riesigen Sonne stehen ein bisschen wie bei Caspar David Friedrich, aber viel kleiner, zwei Figuren, wieder verloren wirkend und nicht miteinander kommunizierend.
Großflächige Farbkompositionen in der Ausstellung in Miesbach
Nein, Werner Gruß lässt sich nicht in eine Schublade stecken. Sein Schaffen weist eine immense Bandreite auf, sowohl inhaltlich als auch von seiner Formensprache her. Der Betrachter ist eingeladen, die Traurigkeit und Einsamkeit der Stadtmenschen wahrzunehmen, er darf sich an großflächigen Farbkompositionen erfreuen und auch gegenständliche Elemente entdecken.
Werner Gruß: „Cloud“. Foto: MZ
Und er kann, wie in dem Bild „Cloud“ sich seine eigenen Gedanken machen. Ist das einfach eine schöne Wolkenlandschaft? Oder will uns der Maler durch den erkennbaren Tierkopf in der Mitte die Gefahr des Datenklaus durch die Cloud nahebringen?