Kuhmist

Es ist nicht alles Kuhmist, das glänzt

Bildauszug, getrockneter Kuhfladen mit vergoldetem Gebissabdruck. Foto: Karin Sommer

Ausstellung in Bad Wiessee

Eine sehr lebensfrohe Vernissage leitete die aktuelle Ausstellung im Grünen Raum in Bad Wiessee ein. Stimmungsvolle Lieder des Milli Musi Projekts, interessierte Besucher aller Altersklassen, mitten drinnen Kuhmistmaler Werner Härtl und eine vielfältige Auswahl seiner Werke, belebten die Galerie am Karfreitag.

Das erste verkaufte Bild an diesem Nachmittag zeigt eine Kuh, die ihren schweren Körper sichtlich zufrieden auf eine blaue Couch in einem gemütlichen Wohnzimmer bettet. Weiß-bräunlich ihr Fell, himmelblau das Sofa. Die Farben bestehen aus verdünntem Kuhmist und im Falle des Himmelblaus den Exkrementen zugefügten Farbpigmenten. Seit 2012 experimentiert der in Reichersbeuern lebende Künstler mit Kuhmist als Farbgeber seiner Werke. Manche hielten diese außergewöhnliche Malweise wohl für einen kurzfristigen Trend, doch würde dies kaum zur Einstellung des Künstlers passen.

Kuhmist
Das Bild „Blauer Salon/Convenience“ spricht für sich. Foto: Karin Sommer

Gerade das Langfristige hat es Werner Härtl angetan. So verweist er mit seinen Bildern, die oft Motive aus der klein strukturierten, herkömmlichen Landwirtschaft zeigen, darauf, dass diese Form ihre Daseinsberechtigung hat. Doch falls jetzt jemand glaubt, dass die vielen Bilder, auf denen Kühe und alte Bauernhäuser zu sehen sind, diese idealisieren, hat er sich grob getäuscht. So hat Werner Härtl als Betriebshelfer Erfahrung gesammelt, hat den Mist von den Kühen nicht nur rein aus künstlerischen Motiven gesammelt, sondern auch Schubkarren voller Mist aus Ställen entfernt, weil es Teil der notwendigen Arbeit der Bauern ist.

Als Kuh auf die Titelseite von Modemagazinen

Als Künstler spielt er mit Kontrasten, ergänzt den Kuhmist mit Gold, lässt seine tierischen Protagonisten von Titelblättern der bekanntesten Modemagazine in die Welt blicken, während eine weitere Kuh, bis über die Hufe im Wasser stehend, scheinbar sehnsüchtig auf die Weite des Meers hinausblickt.

Kuhmist
Endlich am Titelbild der Modemagazine. Foto: Karin Sommer

Für das Projekt eines Fünf-Euro-Scheins mit bäuerlichem Motiv hat sich Werner Härtl sogar Eigenblut abzapfen lassen und weist mit der Abbildung einer Schlachtszene auf einem Bauernhof darauf hin, wie wenig Geld Bauern für ihre Arbeit bekommen.


Bernd Stahuber und Karl Heinz Hummel swingen im Grünen Raum. Foto: Karin Sommer

Genauso kraftvoll und kritisch wie die ausgestellten Bilder füllten auch die Lieder des Milli Musi Projekts den Ausstellungsraum. Von den Anfängen des Lebens in einer Kulturlandschaft bis zu den Auswüchsen einer Wohlstandsgesellschaft, die an Wochenenden die Almen überfluten, erzählten die Musiker, der Schorsch Hahn (Stimme und Bandonion) , Karl Heinz Hummel (Stimme und Kontrabass) und Bernd Stahuber (Klavier) in ihren Liedern. Mühelos wechselten die Männer von Rap zum Jodler, brachten die Besucher mit pointierten Texten zum Schmunzeln und sangen mit Inbrunst und kräftigen Stimmen. „Genauso so male ich meine Bilder“, lachte Werner Härtl.


Wort- und stimmgewaltig: Schorsch Hahn und Karl Heinz Hummel. Foto: Karin Sommer

Bei so viel Einfallsreichtum wird dem Kuhmist wahrscheinlich noch so einiges bevorstehen. Werner Härtl denkt über die Möglichkeit der Dreidimensionalität seines Themas nach. In einem Werk der Ausstellung wölbt sich bereits ein getrockneter Kuhfladen mit einem vergoldenden Zahnabdruck des Künstlers aus dem Bild heraus, Skulpturen könnten in Kürze folgen.


Kuhmistmaler Werner Härtl im Blickpunkt. Foto: Karin Sommer

„Scheiß da nix“ jetzt auch als Malkurs

Während der Dauer der Ausstellung malt der Kuhmistkünstler zu den Ausstellungszeiten auch live zum Miterleben. Gerne erläutert er seine Techniken und man kann sich davon überzeugen, ob die Bilder „Landluft“ verströmen oder nicht. Wer gerne noch tiefer in die Materie eintauchen möchte, kann in dieser Woche an Malkursen mit Kuhmist teilnehmen. Die Kurse mit den klingenden Namen „Scheiß da nix“ für Erwachsene und „Kuhle Kacke“ für Kinder finden am HahnHof in Großhartpenning statt. Die Anmeldung erfolgt über die Webseite des Hahnhofes.

Ausstellungszeiten von Werner Härtl im Grünen Raum, Bad Wiessee: 16.04. bis 06.05.2025, Fr 15-18 Uhr, Sa 10-13 Uhr, So 14-17 Uhr, 1. Mai 10-17 Uhr, sowie auf Zuruf 0172 97 91 210

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