Die Wiederbelebung des Weyarner Kulturpfads
Luftaufnahme Klosterareal. Foto: Deutscher Orden.
Weyarner Kulturpfad
Mit der Herausgabe der neuen Broschüre hat der Arbeitskreis Ortsgestaltung und Verkehr in der Gemeinde Weyarn einen ersten Schritt zur Wiederbelebung des Weyarner Kulturpfads unternommen. Weitere sind geplant.
Der ursprüngliche Weyarner Kulturpfad geht auf eine Initiative des Arbeitskreises Kultur zurück und war im Jahr 2000 realisiert worden, als die Dorfentwicklung in der Gemeinde Weyarn auf Hochtouren lief. Der Weg ging damals vom Weyarner Aussichtsberg östlich der Staatsstraße über den historischen Dorfkern mit der Klosteranlage hinunter zur Mangfall und bis zum Fallschacht Thalham-Nord des Mühlthalstollens. Er führte zu Aussichtspunkten, historischen Kunstschätzen und zeitgenössischen Kunstwerken. Namhafte Künstler aus der Region wie Ursula-Maren Fitz, Ludwig Orny, Karl Jakob Schwalbach und TOBEL schufen eigens für den Kulturpfad Werke, die eine Verbindung zur unmittelbaren Umgebung – Landschaft, Menschen oder dem Element Wasser herstellten.
Einstiges Vorzeigeprojekt soll wiederaufleben
Nach mehr als 20 Jahren ist das einstige Vorzeigeprojekt in die Jahre gekommen. Der Weg des Weyarner Kulturpfads ist ausgetreten, das eine oder andere Objekt hat sich die Natur zurückgeholt, die Beschreibungstafeln sind verblasst, der Kulturpfad-Flyer vergriffen. Auch der AK Kultur, der den Pfad damals entwickelte, ist nicht mehr aktiv.
Im Hochsommer verdecken wildgewachsene Pflanzen das Kunstwerk von Ursula-Maren Fitz: „Frau 209“. Foto: Gemeinde Weyarn
Doch der Weyarner Kulturpfad ist in der Region nach wie vor ein Begriff. Und das sollte auch so bleiben, meinte Uli Mehrer, der das Projekt von Bürgern für Bürger wiederaufleben ließ. Zwei Jahre lang hat er mit seinem Arbeitskreis Ortsgestaltung und Verkehr daran gearbeitet. Denn auch der Ort Weyarn hat sich in den letzten 20 Jahren stark verändert und ist gewachsen. Herausgekommen ist ein neuer, längerer Weg mit 20 statt ursprünglich 12 Stationen. Vorhandenes wurde aufgegriffen und um Neues ergänzt oder: ausgetretene Pfade werden auch einmal verlassen, um neue Wege zu gehen. Der neue Kulturpfad greift Themen und Objekte aus den Bereichen Architektur, Kirche, Geschichte, Bildung, Kunst, Natur und Gastronomie auf. Und nebenbei trägt er auch zur Integration von Alteingesessenen und Neubürgern bei.
Neue Route beginnt am Bahnhof Darching
Die Route beginnt nun schon am Bahnhof Darching und führt durch das Untergeschoß der Mangfallbrücke übers Mühlthal zum Klosteranger und von Nord nach Süd mitten durch das Neubaugebiet, das ebenfalls vorgestellt und näher erläutert wird. Am Wegesrand sind archäologische Spuren zu sehen: Findlinge aus der Würm-Eiszeit, die während der Bauphase ans Tageslicht befördert wurden.
Der in Weyarn ausgegrabene „Quarzphyllit“ entstammt dem Moränenmaterial des eiszeitlichen Inngletschers und gelangte vor etwa 20 000 Jahren hierher. Foto: Uli Mehrer
Je näher man dem historischen Ortskern kommt, umso mehr Informationen sind über das geistliche Leben, die Struktur und die Bedeutung des Weyarner Klosters zu erfahren.
Vom höchsten Punkt Weyarns hinunter zur Mangfall
Für die Halbzeitpause bietet sich die Einkehr im Klostercafé an, das im vorbildlich restaurierten Gebäude der ehemaligen Klosterbrauerei untergebracht ist. Anschließend lohnt der Aufstieg zum Aussichtsberg östlich der Staatsstraße. Hier kann man nicht nur die Granitvolute des Valleyer Künstlers TOBEL bewundern, sondern hat auch einen hervorragenden Rundumblick in die Landschaft.
Die Granitvolute auf dem Aussichtsberg von TOBEL. Foto: Leonhard Wöhr
Vom höchsten Punkt im Ort geht es hinunter zur Stiftskirche St. Peter und Paul. Vor dem Richterstock, in den in den 1960er Jahren die Rathausverwaltung eingezogen ist, begegnet man der großen Bronzeskulptur „Schreitende“ von Ludwig Orny. Beim Gang durch den Alten Friedhof trifft man auf den Grabstein des Fentbacher Kunstmalers Rudolf Groeschel.
„Schreitende“ von Ludwig Orny vor dem Weyarner Rathaus. Der Künstler hatte seit den 1950er Jahren ein Atelier in Großseeham, wo er das Modell für die Bronzeskulptur fertigte. Foto: Katja Klee
Durch den Torbogen am Rathausplatz Süd verlässt man die Klosteranlage in Richtung Süden. Der Weg ist eng und steil, er führt vorbei an der Bronzeskulptur „Frau 209“ von Ursula-Maren Fitz, hinunter zu den Klosterweihern und der Alten Färberei. Hier geht es weiter in Richtung Taubenberg durch den Wald. Der schmale Waldweg, der teilweise hoch über die Mangfall ansteigt, ist Balsam für Körper und Seele: unberührte Natur, das Wasser rauscht, nur wenige Begegnungen mit anderen Spaziergängern. Nach etwa 15 Minuten gelangt man zum Mangfallsteg. Hier endet der Weyarner Kulturpfad vorläufig.
Der schöne Mangfallsteg, der 1910 als dreigeteilte Stahlbetonbrücke erbaut wurde, ist stark sanierungsbedürftig und musste vor einigen Jahren gesperrt werden. Foto: Ulrich Mehrer
Digitaler Ersatzweg
Es bleibt also noch einiges zu tun für die Wiederbelebung des Weyarner Kulturpfades: Der Übergang über die Mangfall, die Beschilderung der 20 Stationen und die Entschärfung des ein oder anderen Stolpersteins am Weg. Da ist es ein großer Vorteil, dass der digitale Kulturpfad auf der Weyarner Homepage bereits angelegt ist und noch durch weitere Stationen ergänzt wird. Dennoch bleibt der Wunsch, dass der Spaziergang in nicht allzu ferner Zeit wieder per pedes bis zum eigentlichen Ziel fortgesetzt werden kann: der wunderbaren Installation „Tränen der Erde“ von Karl Jakob Schwalbach beim verschwundenen Dorf Thalham.
Karl Jakob Schwalbach hat die Installation aus Granit, Stahlrohren geschaffen, die mit Wasser und Schatten spielt. Foto: Lisa Pause.
Hier könnte man sich dann am frischen Quellwasser, dem Lebensmittel Nr. 1, laben.