Whiskey ’n‘ Gin: Rockt die Rauhnacht!
„Whiskey ’n‘ Gin“ aus Lenggries: Sebastian Schwarzenberger, Sepp Müller, Nicole Müller-Pürzer, Anton Simon (v.l.). Foto: Ines Wagner
Konzert in Waakirchen
Was ist an den Rauhnächten so mystisch, so faszinierend? Geschichten, Sagen, Mythen, Märchen und mancherlei Anderes – Geschichtenerzählerin Katharina Ritter schlägt die Zuhörer in ihren Bann und „Whiskey ’n‘ Gin“ heizt ihnen mächtig ein.
In den Rauhnächten ist alles möglich. Der Sensenmann kann die alte Holle nicht holen, weil sie einen Wunsch frei hat in den Rauhnächten. Und sie will, wenn’s ihr „dort“ nicht gefällt, wieder zurück. „Kennt Ihr Euch aus?“ fragt die Erzählerin Katharina Ritter ihr Publikum und lockt mit dem gebogenen Zeigefinger, damit es die Ohren spitze. Das kleine Hexeneinmaleins beherrscht sie auch und viele, viele Geschichten, und auch so manchen Zauber, denkt man unweigerlich. Grimmiges, Gruseliges, Grausames passiert in den Rauhnächten zuweilen, davon weiß die im Bregenzer Wald geborene, in München lebende Geschichtenerzählerin unterhaltsam-schaurig zu berichten. Gestenreich, mit grimmiger Mimik, aber auch mit schönem Humor. Wie eine Hexe sieht sie dann auch nicht aus, aber wie eine echte Märchenerzählerin schon, mit ihren zwei märchenhaft langen, dunklen Zöpfen.
Gesten- und mimikreich: Erzählerin Katharina Ritter . Foto: Ines Wagner
Rauh ist die Nacht und kalt, Minus 14 Grad Celsius, der Schnee knirscht unwirsch. Trotzdem haben allerhand Menschen nach Waakirchen zu Hugo Eders Kleinkunstbühne gefunden. Denn, wie man bekanntlich weiß, erlebt man dort immer einen unterhaltsamen, überraschenden Abend. Gestern standen also „Eiskalte Geschichten und coole Songs“ auf dem Programm. Für die Songs sorgten „Whiskey ’n‘ Gin“ aus Lenggries.
Rock und Blues, Coversongs und Eigenes
Die Vier haben sich an Nicole Müller-Pürzers Küchentisch gegründet, aus einer Whiskey-und-Gin-Laune heraus, wie man sich unschwer vorstellen kann. Ihre warme, rockige Stimme wird von Ehemann Sepp Müller am Schlagzeug begleitet, manchmal ist es auch das Cajon. An der Gitarre ist Sebastian Schwarzenberger mit von der Partie und Anton Simon rundet mit dem Kontrabass die Formation ab. Sie spielen rockiges und bluesiges und mit Katharina Ritter sind sie nicht zum ersten Mal unterwegs. Musik und Geschichten, das passt einfach. Und zu den Raunächten passt es auch.
Nicole Müller-Pürzer, Katharina Ritter, Anton Simon (v.l.). Foto: Ines Wagner
Anfangs sind es bekannte Rockballaden, die so weich und warm und harmonisch sind, unterstützt von den Klängen des Kontrabasses, dass sie fast den knirschenden Schnee draußen schmelzen könnten. „Manchmal gibt’s Lieder, die sind vom Himmel gefallen und irgendeiner hat sie aufgehoben und gesungen“, sagt die Sängerin und meint zum Beispiel „Fields of Gold“. Da ist schon was dran.
Katharina Ritter packt und berührt das Publikum
Die coolen Songs kommen später, nämlich dann, wenn Katharina Ritter mit ihrer berührenden und eindringlichen Version vom Mädchen mit den Schwefelhölzern dem Publikum einen gewaltigen Kloß in die Kehle gepflanzt hat. Und damit der dann runter rutschen kann, drehen Nicole Müller-Pürzer und ihre Männer auf und rocken die Rauhnacht richtig. Und auch Katharina Ritter, die Geschichtenerzählerin, erzählt noch „etwas Dokumentarisches“, also nicht grimmig-gruseliges, sondern eine schräge Geschichte über die Nachbarschaftshilfe in ihrem Haus.
Bärige Geschichten, bairisches Lied
Und als das Publikum noch nicht genug hat, schiebt sie noch eine wunderschöne Geschichte aus Kanada nach, über eine ungewöhnliche, bärige Liebe. Und weil dann irgendwann doch einmal Schluß sein muss, spielen „Whiskey ’n‘ Gin“ noch einen rockigen Song in ihrem Heimatdialekt, der den zuvor englischen Liedpart abschließt. Ja, und davon möchte man dann eigentlich noch mehr hören. Aber der Abend ist rum und die Rauhnächte sind rum und draußen ists immer noch sackrisch kalt und das ist auch eigentlich ganz schön so.