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Avantgarde-Pop von „Whoiswelanski“

Die Avantgarde-Pop-Band aus dem Oberland: „Whoiswelanski“. Foto: Bruno Tenschert

Die Band „Whoiswelanski“

Liest man den Namen der Band „Whoiswelanski“, fragt man sich instinktiv: „Ja, wer ist denn dieser Welanski?“ Doch das musikalische Duo aus Miesbach ist mehr als sein kryptischer Bandname – nämlich vor allem neu, modern und unkonventionell.

Einige ihrer Songs laufen bereits im Radio, sogar im Bayerischen Rundfunk hat sich ihre Musik durchgesetzt. Bittet man um ein Interview mit der Band, erhält man trotzdem ganz unprätentiös Antwort von Josef Pötzinger, dem einem Teil der Band. Das Gespräch mit dem Duo findet dann wiederum in der großen WG in Miesbach statt, in der Tobi Weber wohnt, der andere Teil der Band.

Und damit ist „Whoiswelanski“ schon komplett. Denn was man nicht vermutet, wenn man Songs wie „Here we go“ oder „16 Hertz“ hört, dass die Freunde lediglich zu zweit sind. Kein großes Team hinter sich, nicht zahlreiche Musiker mit im Studio. Nur Josef und Tobi.

Musik von Anfang an

Die zwei Freunde kennen sich seit der Grundschule, dritte Klasse. Die Zeit am Gymnasium Miesbach haben sie als Klassenkameraden verbracht und dort „die gesamte Palette an musischer Ausbildung mitgenommen“, erzählt Josef Pötzinger. Big Bands, Instrumentalunterricht, Chor – jede Möglichkeit die sich den beiden bot, sich musisch auszuleben, wurde wahrgenommen.

Beide begannen mit Unterricht – Tobi lernte erst Klavier, dann Schlagzeug. Josef fing mit Akkordeon an und kam dann zu E-Bass und Kontrabass. Der Keller von Tobi Webers Eltern wurde zum Musikraum umfunktioniert. Heute noch produziert die Band dort ihre EPs und Alben selbst.

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Auch auf Konzerten spielen die Jungs live. Foto: Florian Lichtenegger

Obwohl sie schon über die Grenzen ihrer Heimat hinaus bekannt sind und auftreten, sind „Whoiswelanski“ herrlich bodenständig geblieben. Die komplette Organisation der Band übernimmt Josef selbst, mit einem Master in Management auch kein Problem. „Das musikalische Genie hinter der Sache ist definitiv Tobi“, sagt er. Der wiederum wiegelt ab, „sind wir doch beide.“ Tobi Weber hat sich mittlerweile komplett der Musik verschrieben, sein Mathematikstudium hat er abgebrochen, ist nun Vollzeitmusiker und gibt Unterricht.

Normal, das machen andere

Nach den vielen Jahren gemeinsamen Musizierens, beschlossen die Freunde 2018 endlich auch ihre eigenen Songs zu machen. „Wir fanden beide den gleichen Stil cool – Modern Jazz, Folk und psychedelische Musik.“ Zwar galten die verschiedenen Einflüsse auch als Ideengeber, doch „Whoiswelanski“ schafften es, ihren ganz eigenen Musikstil zu kreieren.

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Als „Kraut-Pop“ betiteln es die einen, psychedelischer Rock-Pop mit akustischen Elementen und Synthesizer sie selbst. 2019 kam die erste Single „16 Hertz“ heraus – in Anlehnung an die für das menschliche Gehör ab diesem Wert nicht mehr wahrnehmbare Frequenz. 2020 erschien ihr Debütalbum „TALK“ und zwar als Release-Reihe. Normal, das machen die anderen, aber nicht die zwei Mittzwanziger aus Miesbach.

Einflüsse verändern den Sound

Einige EPs und Erfahrungen später, erschien im vergangenen Sommer das zweite Album „Only in Arts“. Das Cover im Graphic-Design wurde vom bekannten Illustrator Sandro Rybak gestaltet. Erhältlich ist es nicht nur als CD, sondern auch als Vinyl, in limitierter Auflage von 300 Stück. Produziert aber im heimischen Soundstudio im Keller in Miesbach, lediglich bei Mix (Sam Petts-Davis) und Mastering (Zino Mikorey) erhielt die Band Unterstützung.

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Einflüsse verändern zwar den Sound, aber nicht den Stil. Foto: Bruno Tenschert

Die Songs darauf sind nicht mehr auf Deutsch, sondern auf Englisch, immer noch Synth-lastig, nun aber mehr in Richtung Elektro- und Avantgarde-Pop. „Einflüsse verändern sich, da passiert es automatisch, dass sich auch der Sound verändert“, erklären die beiden. Was geblieben ist, ist die unvergleichliche Melancholie in ihrer Musik. Ein Sound, der einen so sanft hinfort trägt, dass man sich plötzlich in einer ganz eigenen Welt aus Bildern und Klängen wiederfindet.

Erfolgreiche musikalische Experimente

Wovor Josef und Tobi sicher nicht zurückscheuen, sind musikalische Experimente. Wie etwa in ihrem Song „Primavera“, welcher vom Indie-Sänger Gigante auf Italienisch besungen und mit einem alten Synthesizer versetzt wurde. In Italien lief der Song recht erfolgreich im Radio. Auch eine Kollaboration mit dem bekannten deutschen Jazz-Trompeter Julian Hesse fügt sich in das unkonventionelle musikalische Konzept von „Whoiswelanski“ ein.

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Experimente – die Band aus Miesbach wagt auch diese gerne. Foto: Florian Lichtenegger

Alternativ ist auch der Vertrieb ihrer Musik. Die Idee, andere Wege dafür zu nutzen, kam Josef Pötzinger in der Coronapandemie. „Auch wir hatten in dieser Zeit, wie alle Künstler, mit wenigen Auftrittsmöglichkeiten und dadurch Einbußen zu kämpfen. Da kam mir die Idee, eine virtuelle Galerie im Metaverse zu kreieren, in welchem die Fans die Möglichkeit haben, unsere Konzerte und auch Kunstausstellungen digital zu erleben“, erklärt der 26-Jährige. Ein Grund, warum ihr neues Album auch als klimafreundliche NFTs – sogenannte Non-Fungible Token – erhältlich ist.

Aber, „Whoiswelanski“?

Doch wer ist denn nun Welanski? Eine Frage, die natürlich noch einer Aufklärung bedarf. „Wir haben daraus immer ein Geheimnis gemacht, weil es eigentlich ganz witzig war, dass sich die Leute ihre eigene Geschichte draus gesponnen haben“, sagt Josef Pötzinger.

Zwischen all den möglichen Interpretationen, wer Welanski sein könnte, ist die Lösung lächerlich einfach. „Tobis Spitzname ist Werner und bei ein paar Bier mit Freunden ist dann Werner Welanski entstanden“, erzählt Josef. Weil sich dann jeder fragte, wer dieser Werner Welanski denn ist, war der Bandname geboren.

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„Whoiswelanski“ – es gibt eine einfache Antwort auf diese Frage. Foto: Mathias Leidgschwendner

Ins Jahr 2023 starten „Whoiswelanski“ mit einem neuen Song: „Something in my head“ wird am 24. Februar veröffentlicht und entstand in Kollaboration mit der Indie-Band „So Soon“, welche die Miesbacher beim Förderprogramm Bandpool der Popakademie Baden-Württemberg kennenlernten.

Die Zukunftswünsche von Josef Pötzinger und Tobi Weber sind wieder sympathisch bodenständig: „regelmäßige Auftritte, auch außerhalb Bayerns, ein paar Festivals spielen und eine eigene Tour wäre ganz schön“. Das sollte für „Whoiswelanski“ auf jeden Fall drin sein.

Ersterscheinung des Porträts in den Miesbacher Stadtgeschichten.

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