Helmut Drösler

Wichtig ist der Entstehungsprozess

Der Fotograf Helmut Drösler. Foto: Petra Kurbjuhn

Ausstellung in Holzkirchen

Seit 20 Jahren betreibt Helmut Drösler experimentelle Fotografie. War es in der Vergangenheit die starke Farbigkeit, die dominierte, hat der Otterfinger bei seiner jetzigen Ausstellung im Foyer des Kultur im Oberbräu zwei neue Wege beschritten.

Die erste Überraschung sind die drei Arbeiten hinten rechts. Sie ziehen automatisch den Blick auf sich, da sie eine horizontale Streifung in intensiven Rottönen beinhalten. Der Maler Gerhard Richter habe ihn zu diesen neuen Werken inspiriert, erzählt Drösler. Dieser habe in den vergangenen Jahren überdimensionierte Querstreifen gemalt. „Wie kann ich das fotografisch umsetzen?“ habe er sich gefragt.

Alte aussortierte Fotodrucke habe er hergenommen und auseinander geschnitten. Nach langem Hin- und Herprobieren habe er dann die Streifen wieder neu zusammengesetzt und fotografiert. In der Mitte ist der Urheber der Arbeiten zu sehen. Dieses Streifenthema wolle er jetzt weiter kultivieren, verrät der Fotograf.

Andere Sichtweise

Monochrom und auch in Schwarz-Weiß, denn der Otterfinger will sich langsam von der Farbfotografie lösen. „Dazu braucht man eine völlig andere Sichtweise“, sagt Drösler. Habe er bislang nur analog fotografiert, müsse er jetzt digital arbeiten, da es keine Schwarz-Weiß-Diafilme gebe. Das sei für ihn ihn langer Weg, denn er sei ein Naturmensch und die Natur sei nun einmal farbig.

„Ich muss es in meinem Kopf umsetzen“, sagt er „den neuen Blick lernen, aber ich bin fest überzeugt, dass ich es hinkriege.“ In Holzkirchen zeigt er die ersten Fotografien, bei denen man Holzkirchner Motive vermuten kann. Vermuten, denn Helmut Drösler hat auch bei dieser neuen Arbeitsweise seine bisherige Technik des Verziehens der Kamera angewandt.

Alte Technik

Diese Technik bestimmt seine Farb- oder Fotografiken. Das sind gegenstandslose Bilder, die einfach nur durch die Farbe und Form wirken und an moderne Malerei erinnern. Helmut Drösler arbeitet hier ausschließlich mit analoger Technik, „um zu zeigen, dass man mit der alten Technik spannende Resultate erzielen kann.“

Die Spannung verstärkt er durch seine Aufnahmetechnik und die manuelle Nachbearbeitung. Beim Aufnehmen von Fotos aus der Natur arbeitet er mit Unschärfe und Kamerabewegung. Die „gezogenen“ Bilder haben zwar Titel, aber sie zeigen diese Inhalte nicht mehr. Auch hier kann der Betrachter nur vermuten. Pflanzenstiele, Halme, Wellen. Blüten sind erkennbar.

Geblasene Kompositionen

Nur die Farben lassen den Ursprung ahnen. Ganz deutlich wird das bei den Bildern von Blumen. Durch das Ziehen der Kamera, also der Überlagerung von Bildern intensiviert sich die Farbe, das Rot der Tulpe, das Grün der Blätter tritt stark hervor.

Seine besondere Technik, die er von einem Freund übernahm und für seine Zwecke weiter entwickelte, liefert spannende Kompositionen. Helmut Drösler erklärrt: „Ich löse die Farbschicht vom Träger, indem ich das Dia in destilliertes Wasser lege.“ Dann verschiebe er mit einem Strohhalm, durch den er Luft einblase die Schichten und lasse das Ergebnis antrocknen. Zuweilen setzt er noch mit Lupe und Pinsel Effekte nach.

Diese Technik, so verrät der Fotograf, werde er weiter verfolgen, aber auch hier die Farbigkeit reduzieren. Wichtig sei ihm weniger das Ergebnis, sondern der Entstehungsprozess, der sich oft über mehrere Wochen hinziehe.

Text: Monika Ziegler
Foto: Petra Kurbjuhn

Die Ausstellung von Helmut Drösler ist bis zum 22. April im Foyer des Kultur im Oberbräu dienstags bis samstags von 17 bis 23 Uhr und sonntags von 10 bis 13 und 17 bis 22 Uhr zu sehen.

Gefällt Ihnen dieser Beitrag? Bitte besuchen Sie uns auf