„Gemeinsam statt einsam“
Moderator Markus Bogner und Predigerin Karin Drexler. Foto: Petra Kurbjuhn
Vortrag in Holzkirchen
In der zweiten Fastenpredigt der Reihe „anders wachsen“ zum Thema „Wie wollen wir wohnen?“ macht Karin Drexler Mut, die aktuellen gesellschaftlichen Veränderungen anzunehmen und positiv zu gestalten. Jetzt ist die Chance, gemeinsam neue Impulse und Ideen zu entwickeln. Wichtig hierbei: respektvolle Kommunikation.
„In jeder Veränderung liegt eine Chance. Und gerade haben wir eine große Chance.“ Eine Aussage, die in so unsicheren Zeiten wie heutzutage Trost und Hoffnung spendet. Aktuell wird unsere Gesellschaft mit Problemen wie dem demographischen Wandel, Pflegenotstand, Wohnungsknappheit und Klimawandel konfrontiert. Eine allumfassende Antwort auf diese drängenden Fragen? Fehlanzeige.
Doch in einzelnen, kleineren Bereichen, wie auch dem Wohnbereich, gibt es bereits kreative Lösungsansätze. Und mit der richtigen Portion an Mut können diese Transformationsprozesse genutzt werden, um eine bessere Zukunft zu gestalten.
Karin Drexler nahm das Publikum mit drei Fragen mit. Foto: Petra Kurbjuhn
Genau darum geht es in der zweiten Fastenpredigt von Karin Drexler im Rahmen der Reihe „anders wachsen“. Das Motto der Rede: „Gemeinsam statt einsam“. Die Architektin und Mediatorin versucht Antworten auf die Frage „Wie wollen wir wohnen?“ zu finden und hinterlässt das Publikum mit neuen Impulsen und Denkanstößen.
Die Kapelle zur Heiligen Familie ist gut gefüllt. Foto: Petra Kurbjuhn
Wie bei der ersten Fastenpredigt ist die Kapelle zur Heiligen Familie in St. Josef bis auf den letzten Platz gefüllt. Zu Beginn ihrer Rede zerlegt Karin Drexler ihre Fragestellung in einzelne Bestandteile. „Wie“ stelle die Frage nach einer genauen Beschreibung, „wollen“ richte den Blick in die Zukunft, „wir“ sei der zentrale Part, „wohnen“ befasse sich mit der Transformation durch Homeoffice und hohe Preise.
Transformation in der Gesellschaft
In dem ersten Teil greift die Prokuristin von der Max von Bredow Baukultur GmbH die Veränderungsprozesse in der Gesellschaft auf. Der Wandel weg vom Einfamilienhaus und hin zu neuen Wohnformen bereitet vielen zwar Angst, ist aber mit Blick auf den begrenzten Platz und Wohnungsnot an der Zeit. Auch auf das Auto kann zunehmend verzichtet werden, das frühere Statussymbol wird heute geleast oder bei Carsharing mitgenutzt. Homeoffice wird immer öfter praktiziert.
Theresa Adelsberger, Bernadett Huber und Theresa Frey (v.l.). Foto: Petra Kurbjuhn
Sie stellt die Frage „Wie will ich wohnen?“ in den Raum und lässt Zeit für die Reflexion beim Publikum durch die Musik. Diese gestalten Theresa Adelsberger (Harfe), Bernadett Huber (Gitarre) und Theresa Frey (Hackbrett). Auch sie spielen „gemeinsam statt einsam“ und stellen eine äußerst gelungene Performance dar.
Anschließend thematisiert die Architektin die Bedeutung der Gesellschaft in der heutigen Zeit. Die Feststellung, dass kaum mehr Austausch zwischen Jung und Alt stattfinde, bewegte die Mediatorin dazu, mehr Dialog und Durchmischung zu fordern. Im Rahmen ihrer Arbeit verfolgt sie die „Mission Mischen“, bei der gemeinsam Ideen für einen Austausch in der Gesellschaft entwickelt werden. Die zentralen Prinzipien: Bürgerbeteiligung und Transparenz, sodass die Projekte bedarfsgerecht entwickelt werden. Denn die jeweiligen Einwohner seien Experten für den Bedarf. Als Beispiel nennt Karin Drexler die Gemeinde Bad Feilnbach, bei der ein Kindergarten in der Dorfmitte erbaut wurde. Karin Drexler fragte das Publikum, wo sie Teil einer Gesellschaft sind.
Beitrag der Architektur
Im dritten Teil befasst sie sich mit dem Beitrag, den die Architektur leisten kann. Die Fakten, die sie vorlegt, sind hart: die Baukosten haben sich die letzten drei Jahren um 25 Prozent erhöht, hinzu kommen hohe Zinsen und viel Bürokratie. Deshalb wurde 2023 so wenig gebaut wie noch nie, der Bedarf sei aber gleichzeitig so hoch wie noch nie.
Die Architektin plädierte für neue Modelle. Foto: Petra Kurbjuhn
Es brauche daher kleinere, optimierte Wohnungen; Bereiche mit viel Platz dienten der Gesellschaft. Alltagsgeräte, wie der Rasenmäher, die nicht täglich gebraucht werden, können untereinander geteilt werden. Die Architektur muss also den heutigen und zukünftigen Bedarf in ihrer Planung berücksichtigen und die Bürger transparent im Entstehungsprozess mitnehmen. Ein Projekt werde heutzutage für 80 Jahre oder länger angelegt.
Karin Drexler endet mit der Frage, wie viel Mut, Respekt und Willen wir haben, gemeinsam unsere Zukunft mitzugestalten.
Diskussion des Publikums
Der ehemalige Kreisbaumeister Werner Pawlowsky neben Altbürgermeister Michael Pelzer. Foto: Petra Kurbjuhn
Im Anschluss an die Rede leitet Markus Bogner, der Initiator der Reihe Fastenpredigten, die Diskussion, bei der die Zuschauer Fragen oder Gedanken teilen. Anregt diskutieren die Rednerin und das Publikum zu strikten Bauvorgaben, wie der Stellplatznachweis oder die Bauhöhe, das Fehlen der Politiker bei solchen Veranstaltungen und der nötige Beitrag des Einzelnen zur Gesellschaft.
Eine gelungene Veranstaltung. Foto: Petra Kurbjuhn