
Wilde Arktis – ein Foto-Traum
„Wenn die Tiere nicht relaxt sind, gibt es ein blödes Foto“, sagt Marcus Grossmann – Eisbärenfamilie im Schneetreiben, Wapusk, Nationalpark, Kanada. Foto: Anja Gild
Ausstellung in Valley
Fotografien? Malereien? Jedenfalls sind es gestochen scharfe Bilder, die eine betörend schöne Landschaft und faszinierende Begegnungen mit der Tierwelt des hohen Nordens festhalten. Die Fotoausstellung „Wilde Arktis“ von Marcus Grossmann ist dieses Wochenende ein MUSS. Zeigt sie doch die Schönheit einer Welt, die im Vergehen ist.
Die Eisbärenfamilie trottet nur fünf Meter von Marcus Grossmann entfernt durch das Weiß der unendlichen Landschaft von Ostgrönland. Angst? Gefahr? „Ich verlasse mich auf meinen Foto-Fahrten zu hundert Prozent auf meinen Guide. Er sagte, wir könnten stehen bleiben. Also fotografierte ich.“
Marcus Grossmann bei der Vernissage von „Wilde Arktis“. Musikalisch begleitet von Ralf Lorenzer am E-Piano. Foto: Anja Gild
Landschaft und Tierwelt
Marcus Grossmann ist eher ein Einzelgänger. Einer, der es liebt, möglichst allein mit einheimischen Führer, Schlitten und zwölf Schlittenhunden durch die weißen, eisig-schönen Welten des hohen Nordens zu fahren. Landschaft, Licht, Tiere, Natur zu sehen und in seinen Fotografien festzuhalten. Spitzbergen, Ost- und Nordgrönland, Alaska, Kanada – das sind die Ziele des Valleyers. Seit rund fünf Jahren bereist er die nördliche Welt.
Er selbst macht kaum Aufhebens um seine Fotokunst. Auf der Vernissage am Freitag verlor er über sich selbst nur wenige Worte. Dafür kamen rund 50 Besucher, um zu sehen, was er durch die Kamera wahrnimmt. Um in einem Foto-Film zu erfahren, was er auf seinen Reisen erlebt.
Gestochen scharf ist jedes Härchen im Gegenlicht zu sehen. Polarhase in Ittoqqortormiit, Ostgrönland. Foto: Anja Gild
„Ich gehe nie auf Tiere zu“
Ein Eisbär. Ein Polarhase. Ein Walross mit mächtigen Stoßzähnen. „Ich möchte, dass die Tiere relaxt sind. Deshalb gehe ich nie auf sie zu. Meine Guides sagen immer, die Tiere sollen entscheiden, was sie tun.“ Und sie sagen ihm, wie lange er ein Tier-Motiv fotografieren darf. Der Guide, der Ortskundige, ist es, der auch zum Rückzug auffordert.
Meist sind es zwei bis drei Wochen, die er unterwegs ist. Oft alleine, manchmal begleitet ihn seine Frau. Manchmal Freunde. Minus 25 Grad sind normal. „Dann funktioniert allerdings die elektronische Kamera nicht mehr.“ Also führt er auch eine andere Kamera mit sich, die der klirrenden Kälte standhält.
„Das Projekt Arktis ist noch nicht abgeschlossen“
Erst beim Bearbeiten des Fotos hat Grossmann die Möwe über dem Skelett des Grönlandwals entdeckt (Kaktovik, Alaska). Foto: Anja Gild
Marcus Grossmann ist ein Perfektionist
Einst kündigte ihm eine Druckerei die Arbeit mit ihm auf. „Ich sei zu farb-sensibel.“ Er lacht. Mittlerweile hat er eine Druckerei in München gefunden, die seinen Perfektionismus ernst nimmt. Und Bildqualitäten liefert, die ihresgleichen suchen. Grossmann lässt Fotografien, die auf hochwertigstem Fotopapier gedruckt sind, auf Alu-Dipond-Träger aufziehen.
Ein Eiskoloss, rund 100 Meter hoch, bizarr, gefährlich, schön. Foto Anja Gild
Da ist dann der Eisberg, hundert Meter hoch, gestochen scharf gegen einen ewigen Horizont. Kanten, Falten, glatte, aufgebrochene Strukturen, Schatten und Licht in Orange, Rose, Violet. Farben und Stimmungen, die es nur in einer Einsamkeit gibt, „die noch nicht verschmutzt, noch nicht versaut ist“, wie der Fotograf es bei seiner Eröffnungsrede betont. All das verleitet zum fast meditativen Eintauchen in die Foto-Welt „Wilde Arktis“.
Zum Weiterlesen: Kunstausstellung als Klammer