Winterfreuden
Inge Schlaile, Vorsitzende des Kunstkreises Hausham, Lisbeth Leidgschwendner, Kulturreferentin der Gemeinde Hausham, Josef Schaftari, zweiter Bürrgermeister der Gemeinde Hausham (v.l.) bei der Eröffnung der Ausstellung, die Winterfreuden garantiert (v.l.). Foto: mi
Ausstellung in Hausham
Alle Jahre wieder – der Haushamer Kunstkreis erfreut auch heuer wieder alle Freunde der Kunst mit einer Gemeinschaftssausstellung. Das diesjährige Motto: „Winter“.
„Zapfig ist’s und gschneibt hat’s aa – wie ausgemacht“, freut sich Lisbeth Leidgschwendner, Kulturreferentin der Gemeinde Hausham, als sie die etwa siebzig Gäste zur Winterausstellung des Haushamer Kunstkreises begrüßt. „Jetzt wollen wir nur hoffen“, fügt sie schmunzelnd hinzu, „dass unsere Band heute abend keinen Schneewalzer spielt.“ Ihr Wunsch wird erfüllt: Die Wildwood Flowers sorgen für absolut groovige Musik, die jeden Gedanken an die kalte Jahreszeit vertreibt.
Die Haushamer Wildwood Flowers. Foto: mi
Sechzehn Jahre Kunstkreis Hausham
Der Haushamer Kunstkreis kann auf eine stolze sechzehnjährige Geschichte zurückblicken. Ins Rollen brachte die Sache der damalige Bürgermeister Arnfried Färber. Färber holte den ortsansässigen und damals schon bekannten Künstler Sepp Danninger ins Boot, und – gemeinsam mit der Kulturreferentin Ilse Wagner – wurde am 30. Januar 2007 der Kunstkreis gegründet.
Danninger klopfte an Türen, animierte andere Künstler zum Mitmachen, man traf sich fortan an jedem zweiten Freitag im Monat, und bereits vier Monate nach Gründung – ein atemberaubendes Tempo – präsentierten sich zweiundzwanzig Kunstschaffende in einer großen Ausstellung im Haushamer Alpengasthof Glückauf.
Kreativ und offen für alle
Bürgermeister Färber hatte ein Ventil geöffnet – ein Ventil für eine äußerst kreative Gemeinde. Dass Sparkasse und Gemeinde dann auch noch ein Ausstellungshaus zur Verfügung stellten, war ein ausgemachter Glückstreffer – die „Kunstkreisler“, die sich im Kunsthaus übrigens nach wie vor jeden zweiten Freitag im Monat treffen, sind bis heute dankbar.
Schon bald machte sich der Kunstkreis einen Namen über Hausham hinaus. Waren die Mitglieder am Anfang ausschließlich aus Hausham, kommen sie längst auch aus Miesbach, Gmund, Tegernsee, Rottach-Egern, Warngau, Schliersee, Neuhaus, Bayrischzell und Kolbermoor.
Blick durchs Fenster. Foto: mi
Der Kunstkreis ist offen für jedermann, der künstlerisch tätig ist, und ruft insbesondere auch junge Menschen dazu auf mitzumachen. Die Mitglieder wissen: Von dieser Flexibilität und Offenheit profitiert die künstlerische Qualität und Vielfalt. Der Kunstkreis lebt und atmet, es gibt immer wieder neue Mitglieder, und der interne Wettbewerb ist Ansporn, sich weiterzuentwickeln, Neues auszuprobieren, Perspektiven zu erweitern. Und in der Tat: Der Kunstkreis stellt das mit seinem breiten und qualitativ hochwertigen Portfolio unter Beweis.
Erinnerung an die verstorbenen Mitglieder des Kunstkreises
Erinnerung an die verstorbenen Künstler des Kunstkreises. Foto: mi
Sechzehn Jahre sind eine lange Zeit. Und so sind inzwischen einige Mitglieder des Kunstkreises verstorben. Es ist eine wunderbare Geste, in der jetzigen Ausstellung mit einigen Arbeiten an diese Mitglieder zu erinnern:
• An Sepp Danninger, der im Bergwerk Hausham gearbeitet hat und eindrucksvolle Bilder über die schwere Arbeit untertage geschaffen hat. Dass der Gründer des Kunstkreises aber auch die Landschaftsmalerei mit Aquarell beherrschte, davon kann man sich in der Ausstellung überzeugen.
• An Erna Seitz, diese liebenswerte, dem Leben zugewandte und viel zu früh verstorbene Künstlerin, die so wundervoll zarte Aquarell-Landschaften und -Blumen aufs Papier zaubern konnte.
• An Horst Schrettner, den Polarlicht, Feuer, Wasser und Erde faszinierten, der jedoch künstlerisch am liebsten im Weltall unterwegs war. Das Universum war für ihn als Maler „eine unendliche Geschichte, faszinierend und geheimnisvoll“. Im Kunsthaus erinnert man sich gern auch an den Musiker Schrettner, der sich an legendären langen Abenden das Mikrofon schnappte und seinen Gitarre spielenden Freund Harry stimmlich begleitete.
• An Martin Kirmayer, der erst kürzlich seinen Vorsitz im Kunstkreis abgegeben hatte und im Januar diesen Jahres aus der Mitte eines aktiven und kreativen Lebens gerissen wurde. Mit seinen oft surrealistischen Zeichnungen, Radierungen und Linolschnitten war Kirmayer ein Solitär im Kunstkreis.
• Und schließlich an Hans Eichenseher, auch er eine Besonderheit im Kunstkreis. Eichenseher war Mundartdichter und, bis ins hohe Alter, bei jeder Vernissage im Kunsthaus präsent. Er kam immer ein bisschen früher, schaute sich die Bilder und Skulpturen an, machte sich seinen Reim darauf – und trug dem Publikum dann ein dazu passendes Gedicht aus seinem reichhaltigen Oeuvre vor: immer mehrstrophig und immer aus dem Gedächtnis. In der Ausstellung kann man – passend zum Winter – sein Gedicht „Vom Schneemo“ nachlesen.
Im Hier und Jetzt
Lissy Paulus: „Die Kirche im Dorf lassen“. Foto: mi
Und dann sind da natürlich die sehr lebendigen achtzehn Künstlerinnen und Künstler, die ausstellen. Man sieht verschneite Baumalleen und Berggipfel, Schliersee im festlichen Winterkleid, braune und blaue Rehe, Winterfalter, Pinguine und Skifahrer. Man kann den Winterschlaf bestaunen, auch Winternächte fehlen nicht oder gar eine Weihnacht in Maryland. Lissy Paulus, die vermutlich das letzte Mal ausstellt, weil sie zurück in ihre alte Heimat zieht, will die Kirche im Dorf lassen. Naschkatzen freuen sich auf Süßigkeiten (löffelweise!), andere träumen davon, was sie im Winter gern sehen oder spüren würden, und wieder andere wünschen sich in kräftigen bunten Farben schon das Feuerwerk zum Jahresende herbei – achtzehn Künstlerinnen und Künstler mit einer unterschiedlichen, spannenden Sicht auf die kalte Jahreszeit.
Die Ausstellung ist sehenswert – und vertreibt garantiert den einen oder anderen trüben Gedanken in dieser dunklen Zeit.
Zum Weiterlesen: Abstraktes und Gegenständliches in Hausham